Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
Vom Netzwerk:
auf den Garten hinausgingen. Dort rannten Leute wie wild hin und her.
    Chester riss sie hoch, rannte los, hin zur Tür zum Hauptgebäude.
    Dann wurde es laut ...
    Sie lag in einer Ecke am Boden. Sie spürte etwas Nasses, Warmes auf ihrer Haut. Chester schüttelte sie. Sein Gesicht war wie mit Kalk gepudert, darauf Schlieren einer seltsamen roten Schmiere. Seine Lippen bewegten sich, aber sie konnte nichts hören. Er hatte nur noch einen Arm. Warum hatte er nur noch einen Arm? Hatte er ihn verloren? Juliet überlegte, wie sie seinen Arm wiederfinden konnte, aber es brannte in ihrer Kehle, die Luft war voll von weißem Staub. Menschen lagen auf dem Boden. Der Flügel. Er stand nicht mehr da. Aber Maman saß immer noch auf dem Stuhl. Aber wo war ihr Kopf ...
 
    »Ann?« Kramer stand vor ihr und sah sie ungläubig an.
    Sie war kaum imstande, zu nicken. Alles brach über ihr zusammen, als sie sich in seine Arme warf und hemmungslos anfing zu weinen.
    Chet! Er hatte sich nicht verändert in den vergangenen Jahren, immer noch breitschultrig und kräftig wie ein großer Bär.
    »Es geht mir schon wieder besser«, sagte sie und setzte sich wieder. »Es ... Es war einfach zu viel für mich.«
    Ein Kellner tauchte neben ihnen auf. Kramer bestellte ein Bier und setzte sich ihr gegenüber. »Wenn ich so höre, was alles passiert ist, dann ist das kein Wunder.«
    »Es ist nicht nur das«, sagte Ann, nachdem das Bier gekommen war und er einen Schluck getrunken hatte. »Ich habe angefangen, mich zu erinnern.«
    »Das ist doch gut, oder?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Hast du das über die Geschichte im Park erfahren?«
    Er nickte langsam.
    »Und? Hast du dich nicht gewundert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Die Sache damals ...« Er zögerte.
    »Ja?«
    »Die war zu professionell. Es wurde nicht einmal der Versuch unternommen, Spuren zu verwischen, es schien nur darum zu gehen, dass du nicht überlebst. Und jetzt haben sie dich wiedergefunden.« Er beugte sich vor. »Dein Fall ist immer noch nicht abgeschlossen. Beschreib mir die Täter, ich finde sie und drehe sie für dich durch den Fleischwolf. Ganz langsam, damit sie auch was davon haben.« Er sah sie erwartungsvoll an.
    Ann lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf. »Sorry, aber ich kann mich immer noch nicht an alles erinnern. Die meisten der Erinnerungen, die bisher gekommen sind, gehören zu einem kleinen Mädchen oder einer Jugendlichen ...«
    Kramer sah gedankenversunken auf sein Glas. »Was anderes: Ich habe dir damals etwas verschwiegen, weil ich dich nicht beunruhigen wollte. An dem Tag, an dem du aus dem Wasser gefischt worden bist, habe ich einen Anruf bekommen, dass ich die Sache nicht mit Hochdruck verfolgen soll.«
    »Wer hat dich damals angerufen?«
    »Das weiß ich nicht. Ein Freund von mir war damals beim FBI. Er rief mich an und sagte mir, dass ich gleich einen Anruf bekäme und dass ich den ernst nehmen soll.«
    Ann dachte nach. »Hast du deinen Freund dazu mal befragt?«
    Kramer nickte.
    »Ja. Aber er wollte mir nichts sagen.«
    Ann spielte mit ihrem Weinglas. »Vielleicht klärst du den Fall ja noch auf«, meinte sie leise. »Du hast ja noch ein bisschen Zeit bis zur Pensionierung. Ich habe es besser als Audrey Malvern. Sie kann sich genau daran erinnern, was passiert ist. Und darum beneide ich sie nicht. Es gibt Erinnerungen, die möchte man lieber gar nicht haben.«
    Er nickte. »Das geht wohl jedem Menschen so.«
    Aber wenn man sich erinnert, dachte Ann, dann ist es normalerweise nicht so frisch, so unerwartet und so brutal. Juliet musste diese Erinnerungen irgendwie verarbeitet haben. Ann noch nicht. Wenn sie die Augen schloss, sah sie wieder ihre Mutter ... Sie schüttelte den Kopf, um das Bild zu vertreiben.
    »Du siehst gut aus«, sagte Kramer. Wahrscheinlich wollte er sie ein bisschen aufmuntern.
    »Das hört man gern. Aber im Moment ist das nur meine Tarnung.«
    »Tarnung?«
    »Die letzten acht Jahre habe ich so ausgesehen.« Sie kramte in ihrer Handtasche und zeigte ihm ihren Ausweis. Anns Ausweis.
    Kramer pfiff leise durch die Zähne. »Ich glaube, ich hätte dich nicht wiedererkannt. Ich habe vorhin einfach nach einer Rothaarigen mit grünen Augen gesucht. Schade, dass du deine Haare und die Augen versteckst. Du trägst es wieder lang. Gefällt mir besser.«
    »Typisch Mann«, sagte sie und grinste.
    Kramer räusperte sich und sah sie über den Rand seines Bierglases an. »Aber jetzt zum eigentlichen Grund. Du hast

Weitere Kostenlose Bücher