Shakran
erzähle.«
»Und wer sagt ihr, dass Sie sie jetzt nicht belügen?«, fragte Val. »Sie wissen offensichtlich, dass sie das Gedächtnis verloren hat. Und wir sind nicht sicher, ob wir Ihnen vertrauen können.«
»Sie weiß, dass ich die Wahrheit sage.« Er sah Ann an. »Nicht wahr, Major?«
»Ja.« Ann nickte langsam. »Meine Familie ist tot?«
»Bis auf die Schwester oder Nichte.«
»Oder Tochter ...« Sie flüsterte fast. Dann atmete sie tief durch. »Und wie heißt das Arschloch, das meine Familie auf dem Gewissen hat?«
»Shakran. Wie Sie mir damals erzählt haben, ist das Hebräisch und bedeutet Lügner.«
»Das war ein Auftragskiller. Ich habe von ihm gelesen, aber der Mann ist seit Jahren tot«, sagte Val. »Ann, wenn das, was unser neuer Freund hier erzählt, nicht erstunken und erlogen ist, haben wir genug, um herauszufinden, wer Sie sind. Ihr wahres Ich, meine ich. Es sollte nicht so viele Menschen geben, auf die all diese Fakten passen.«
Ann versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie wüsste, wer sie war, aber es war so wenig greifbar. Und, flüsterte ein kleiner Gedanke in einem Winkel ihres Gehirns, sie hatte Angst davor. »Woher wissen Sie das alles, Samson?«, fragte sie.
»Weil ich aufmerksam bin. Wir sollten nicht viel über uns erzählen, aber wir haben es doch getan. Schließlich waren wir ein Team.«
Ann musterte sich auf dem Foto. »Ich sehe so jung aus.«
»Wir sehen alle jung aus«, sagte Samson und seufzte. »Soldat spielen ist etwas für die Jungen, die glauben, dass sie unsterblich sind.«
»Und die dann herausfinden, dass es nicht stimmt«, sagte Ann leise.
48
V al parkte neben Kramers Chevrolet, zwei Querstraßen von Gronichs Lagerhaus entfernt. Vier Vans standen auch hier, etwa ein Dutzend Männer in SWAT-Ausrüstung sahen auf, als Ann, Val, Mark und Samson ausstiegen.
Kramer, Uller und Mason kamen aus einem der Vans heraus. Kramer stampfte auf sie zu wie ein Schlachtschiff unter Volldampf.
»Das ist nicht mein Tag!«, knurrte er, zündete sich eine Zigarette an und hielt Mark die Packung hin. Der bediente sich dankend.
»Das Zeug bringt Sie irgendwann um«, sagte Samson.
Kramer warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Danke für die Info. Das hätte ich sonst nie herausgefunden!« Er atmete tief durch. Dann machte er einen Schritt nach vorn, sodass er direkt vor Samson stand. »Und jetzt sagen Sie mir, was Sie hier suchen!«, brüllte er plötzlich los.
Samson blinzelte. Dann erlaubte er sich ein feines Lächeln. »Fragen Sie die hier.« Er deutete mit dem Daumen auf die beiden FBI-Agenten. »Sie haben mich gebeten, mitzukommen. So nett, wie sie gefragt haben, konnte ich nicht widerstehen.«
Kramer sah die beiden stirnrunzelnd an. »Was soll das? Ist das nicht der Joker, der Ann im Park angegriffen hat?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus, als wären die beiden alte Freunde.«
Kramer sah ungläubig zu Ann, dann zu Samson, dann zu Ann zurück.
»Ist das wahr?«
Ann nickte und hielt ihm das Bild hin.
Kramer warf einen Blick darauf. Plötzlich stutzte er. Es waren zwei Frauen zu sehen, eine davon ... »Bist du das?«
»Ich glaube, ja.«
»Und der Große hier?« Er sah zu Samson hoch. »Sie sind tatsächlich ein Freund von Ann?«
»Ja.«
»Und warum haben Sie dann versucht, sie umzubringen?«
»Weil ich sie nicht erkannt habe.«
Kramer nickte. »Das hört sich so bescheuert an, dass ich geneigt bin, Ihnen zu glauben.« Er sah von dem Bild in seiner Hand zu Ann und zurück. »Ich kann dich kaum wiedererkennen ... Ann, es tut mir leid, aber die Chirurgen hatten nur ...«
Ann hob die Hand. »Keiner kann etwas dafür.«
Kramer sah noch einmal auf das Bild und dann wieder zu Samson. »Sie hatten wohl auch einen Unfall.«
Samson zuckte mit den Schultern. »Kann passieren.«
»Es bleibt trotzdem ein Mordversuch. Schusswaffengebrauch in der Öffentlichkeit. Dazu noch ein halbes Kilo Gesetzesparagraphen, gegen die Sie verstoßen haben.«
»Ich dachte, ich würde unsere Verfassung vor den Kommies retten«, sagte Samson.
»Und McCarthy hätte Sie wahrscheinlich adoptiert.«
»Klar. Der mochte Blackies.« Samson lächelte. »Ich mag Sie, kleiner Mann.«
Für einen Moment war Kramer sprachlos. Dann lachte er. »Wollen Sie etwa ernsthaft andeuten, dass Sie für die Regierung arbeiten?«
»Zumindest habe ich das geglaubt. Ich war ein Müllmann.«
Kramer sah ihn verständnislos an.
»Ein was bitte?«
»Ein Müllmann«, redete Val dazwischen.
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