Shakran
während sie das Lagerhaus verließen. Uniformierte Polizisten kamen ihnen entgegen, dazu die Leute von der Spurensicherung.
»Ich verstehe immer noch nicht, wie das mit Anns Fall zusammenhängt«, fuhr Kramer fort. »Aber das werden wir Icy Pete fragen.«
»Haben Sie ihm wirklich das Knie gebrochen?«, fragte Mark interessiert.
Kramer sah ihn beleidigt an. »Natürlich nicht. Den Trick habe ich von meinem Chiropraktiker. Ich habe mal Football gespielt, bis mein Knie kaputtging. Danach hat er das zwei Mal die Woche mit mir gemacht. Soll angeblich die Bänder entlasten oder so was.« Er grinste breit.
»Sie gefallen mir wirklich, kleiner Mann«, meinte Samson mit einem breiten Grinsen.
Kramer blieb so abrupt stehen, dass Samson beinahe in ihn hineinlief. »Wenn Sie mich noch einmal so nennen, zeige ich ihnen einen Trick, der sich anfühlt, als würde einem die Nase gebrochen.«
»Nein, danke«, Samson lachte, »den kenne ich schon.« Er warf Ann einen Blick zu.
Val sah von einem zum anderen und seufzte laut. »Ich glaub's nicht. Das ist ja wie im Kindergarten«, sagte sie zu Mark.
Der zuckte mit den Schultern. »Wusstest du das nicht? Es steht irgendwo im Anstellungsvertrag.«
»In welchem?«
»In dem, den alle Helden unterzeichnen müssen. Es reicht nicht, das Böse auf der Welt zu bekämpfen, man muss dabei auch noch einen flotten Spruch ablassen ...«
Val konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Irgendwie hast du recht ...« Sie wandte sich an die anderen. »Ich bin der Meinung, wir sollten uns mal darüber unterhalten, wie es weitergeht. Wo treffen wir uns? Im FBI-Hauptquartier?«
»Nein. Bei mir«, sagte Samson. Er nannte ihnen die Adresse.
»Okay«, meinte Kramer. »Bei mir wird es allerdings ein bisschen dauern.«
»Bei uns auch«, sagte Mark. »Kommen Sie?« Er sah zu Ann hinüber.
»Sie sollte besser mit mir kommen«, meinte Samson. »Ich bezweifle, dass sie aus dem Hauptquartier wieder rauskommt, wenn ihr sie erst mal dorthin gebracht habt.«
»Und wir sollen Ihnen so einfach vertrauen? Ihnen beiden?«, fragte Val ungläubig.
»Ja«, sagte Ann. »Irgendwann sollten Sie mal damit anfangen.«
Val sah Ann lange an. Dann nickte sie. »Gut. Aber bereiten Sie sich schon mal darauf vor, dass Sie eine Menge Fragen zu beantworten haben.«
»Das weiß ich. Und, Val?«
»Ja?«
»Danke.«
50
A nn pfiff leise, als Samson ihr die Tür zu seinem Hotelapartment öffnete. »Nobel.«
Smson ging als Erster hinein und sah sich um, dann nickte er. Ann folgte ihm, und er schloss die Tür. »Ich habe gar nicht darauf geachtet. Es war noch frei, also habe ich es genommen. Fast alle Hotels sind ausgebucht.«
»Arbeitszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer ...«, sagte Ann und ließ sich auf die weiße Ledercouch fallen. »Und du hast nicht drauf geachtet?«
Samson öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Das Bett war unberührt, darauf stand eine große schwarze Sporttasche.
»Wie du siehst, habe ich bisher nicht viel davon gehabt.« Er ging zur Minibar, holte eine Flasche Orangensaft und eine Flasche Tomatensaft heraus und füllte zwei Gläser. Den Tomatensaft gab er Ann.
Sie sah ihn erstaunt an. »Ich trinke keinen Tomatensaft.«
Samson lächelte. »Doch, tust du. Probier und sag mir, ob ich recht habe.«
Ann nippte vorsichtig. Sie war nie auf die Idee gekommen, Tomatensaft zu trinken, aber Samson hatte recht, er schmeckte ihr. Einen Augenblick lang sah sie einen deutlich jüngeren Samson in Uniform vor sich, der ihr kopfschüttelnd eine Dose Tomatensaft hinhielt.
»Du hast mich deswegen andauernd aufgezogen«, erinnerte sie sich.
Samson nickte. »Jemand musste es ja tun. Mann, warst du steif damals ...«
Sie lächelte. »Und dagegen musstest du was tun?«
»Klar. Du weißt doch, wir Schwarzen sind unsäglich cool drauf.« Er sah sie forschend an. »Du erinnerst dich?«
»Ein kleines Puzzleteilchen. Aber groß genug, um mir zu zeigen, dass du mich nicht belogen hast.«
Samson sah übertrieben beleidigt aus. »Ich? Wo ich dir doch allen Grund gegeben habe, mir zu vertrauen?« Sein Lächeln verschwand. »Die Sache im Park ... Ich habe dich zuerst nicht erkannt.« Er rieb sich vorsichtig über die Nase. »Vielleicht ganz gut so. Ich war mir nicht mehr bewusst, was ich da eigentlich mache.«
»Und was ist das?«
»Was war das, musst du fragen. Ich bin draußen. Ich habe nur noch nicht gekündigt. Wenn mein Boss dahinterkommt, werden sie mich genauso scheuchen wie dich.« Er sah ihren fragenden Blick.
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