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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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konnten, wenn sie erst auf dem Plateau waren. Die Gesellschaft des anderen war ihnen ungewohnt und keiner wusste, was er sagen sollte.
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    Das Wetter hatte sich nicht zum Guten entwickelt. Je mehr Himmel zu sehen war, desto mehr Wolken kamen zum Vorschein. Der Wind in der Schlucht hatte sich völlig gelegt und eine drückende Schwüle lag über den Felsen. Shanera rann der Schweiß aus allen Poren. Sie versuchte, ihr hohes Tempo beizubehalten, um das Hochplateau noch zu erreichen, aber ihre Hoffnung sank zusehends.
    Als sie gerade einen der vielen Felsrutsche überquerte, die den Weg verschütteten, ertönte ein scharf krachendes Geräusch, das in ein lang anhaltendes Grollen überging. Sie zuckte unwillkürlich zusammen und rutschte auf dem Geröll rückwärts.
    „Verdammt, verdammt.“ Ausgerechnet heute musste ein Gewitter aufziehen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis es den Riss erreichte, und bis dahin musste sie einen guten Unterschlupf gefunden haben. Sich während eines Unwetters in der Schlucht aufzuhalten, war mehr als gefährlich. Felsstürze und Blitzeinschläge bedrohten die gesamte Felswand.
    Sie ging im Geiste ihre Optionen durch. Das Beste schien es zu sein, Unterschlupf in einem Höhleneingang zu suchen, den es nach ihrer Erinnerung hier in der Nähe geben musste. Er konnte höchstens noch tausend Schritte bergaufwärts sein.
    Sie beschleunigte ihr Tempo nochmals und eilte, soweit es ging, im Laufschritt über den ständig durch Hindernisse unterbrochenen Weg. Ein kalter Wind kam auf und wurde zusehends stärker. Der Himmel nahm eine bedrohliche Färbung an. Alle Tiere schienen verschwunden.
    Verbissen kämpfte sie sich voran. Als der Wind zu stürmischen Böen auffrischte und ihre Knie begannen, weich zu werden, sah sie rechts oberhalb einer Böschung aus Geröll und Felsbrocken die dunkle Öffnung. Mit letzter Kraft kletterte sie den Abhang hinauf.
    Als sie endlich in der Höhle war, sank sie erschöpft zu Boden. Sie kauerte sich auf den Felsboden, so weit vom Eingang weg, dass sie nur noch ein kleines Stück der Außenwelt sehen konnte. Ein berstender Donnerschlag löste das Pfeifen des Windes ab, und in das dumpfe Grollen und Hallen in der Schlucht mischte sich das anschwellende Geräusch des Regens. Shanera öffnete ihr Bündel, hüllte sich langsam in ihre Decke und starrte nach draußen.
    Blitze erhellten die Schlucht für Augenblicke und enthüllten bizarre Formen, die hinter den Regenschleiern erschienen. Das Rumpeln und Krachen des Donners nahm kein Ende. Einmal schlug es mit einem ohrenbetäubenden Knall ganz in der Nähe ein. Sie meinte zu spüren, wie der Boden erbebte und Sandkörner herab rieselten. Ein unangenehmes Prickeln wanderte über ihren Körper und sie fühlte die Gänsehaut am ganzen Leib. Nach langer Zeit ebbten die Donnerschläge langsam ab und nur noch das endlose Rauschen des Regens blieb. Es war dunkel und kalt geworden.
    Shanera fröstelte und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Sie hatte immer noch eine Gänsehaut, trotz der wärmenden Decke. Um schneller voranzukommen, hatte sie es unterlassen, rechtzeitig für trockenes Holz zu sorgen. Jetzt bereute sie diese Entscheidung. Langsam stand sie auf, begab sich zum Höhleneingang und spähte vorsichtig hinaus. Es goss in Strömen und die Sichtweite war stark eingeschränkt. Überall ergossen sich kleine Sturzbäche zwischen den Felsen und schwemmten Geröll und Sand mit sich fort. Ein Weitergehen kam vorerst nicht in Frage. Sie konnte nur hoffen, dass der Weg wandaufwärts überhaupt noch passierbar war.
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    Flackerndes Licht beleuchtete spärlich den dunklen, glatten Fels. Vorsichtig tasteten sich Koras und Zela an einer schrägen Wand entlang durch einen tief im Felsmassiv liegenden Teil des Höhlensystems. Der Weg führte schräg bergauf entlang einer Spalte zwischen zwei Gesteinsschichten.
    Eiseskälte umfing sie. Zela hatte sich ihre Felljacke angezogen. Je tiefer sie in den Fels vordrangen, desto mehr schien die Wärme aus ihren Gliedern zu weichen. Sie mochte nicht darüber nachdenken, welche ungeheuren Massen von Fels über ihr lagen und dass sie sich vielleicht verirren könnten.
    Koras verschwand hinter einer Ecke und als sie ihm folgte, standen sie in einer großen Höhlung, deren Begrenzungen im Fackelschein nicht zu erkennen waren. Der Boden bestand aus einer schräg ansteigenden Geröllfläche.
    „Das müsste die große Eishöhle sein.“, rief Koras ihr zu. Sie schloss zu ihm auf.
    „Ich sehe zwar

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