Shanera (German Edition)
lauwarme Wasser gleiten. Sehr tief konnte man nicht sehen, aber offenbar konnte selbst die starke Strömung von den Ufern nicht allzu viel Schlamm auswaschen und wegtragen, so dass das Wasser nur wenig getrübt war.
Obwohl sie alle vorher nie mit Flüssen oder anderen großen Wasserflächen in Berührung gekommen waren, so waren doch die verwinkelten Becken der Badegrotte im Dorf groß und tief genug gewesen, um dort die Grundzüge des Schwimmens zu lernen. Ansonsten hätte sie sich wohl trotz aller Neugier nicht in den Fluss gewagt.
Trotzdem hatte sie ein mulmiges Gefühl, sobald sie das Floß losgelassen hatte. Sie schwamm ein paar Züge vom Boot weg, aber sobald sie aus dem Schatten des Metallgebildes herauskam, hatte sie gegen die Strömung zu kämpfen. Sie musste hinter dem Hindernis bleiben. Sich an der glatten Wand entlang hangelnd, suchte sie eine gute Stelle zum Tauchen. An einer Stelle gab es einen gerade nach unten verlaufenden Spalt, ein paar Finger breit und tief genug, um hinein zu fassen und sich festzuhalten. Es war ein wenig scharfkantig, aber mit etwas Vorsicht musste es gehen.
Sie holte tief Luft, tauchte unter und zog sich entlang des Spaltes nach unten. Schon nach gut einem Schritt Tiefe griff sie ins Leere. Sie konnte nicht viel erkennen, doch es schien, als gebe es eine große runde Öffnung nur knapp unter ihr, vielleicht zwei Schritt im Durchmesser. Sie reichte mit einem Arm hinein, soweit sie konnte, ertastete aber nur einen Hohlraum.
Was dann geschah, traf sie unvorbereitet. Urplötzlich begann Licht aus der Höhlung zu strömen, zuerst nur sanft, dann schnell heller werdend bis zu einem leuchtenden Strahlen. Begleitet wurde es von einem Schwarm kleiner Fische, die unmittelbar an ihr vorbeischießend das Weite suchten.
Erschreckt stieß sie sich ab, erreichte mit einigen kräftigen Schwimmzügen die Wasseroberfläche und tauchte auf, keuchend und prustend. Zum Glück war sie nicht unter das Floß geraten.
„Und? Gibt’s was zu sehen?“, fragte Koras ahnungslos. Er bekam keine Antwort, da Shanera noch damit beschäftigt war, etwas ängstlich nach weiteren aufdringlichen Fischen Ausschau zu halten. Dann bemerkte er selbst das Unterwasserleuchten. „Was ist denn da unten los?“
„Oh Mann, ich hasse diese blöden Viecher.“, brachte Shanera hervor. „Da unten gibt es eine große Öffnung. Als ich hinein fasste, ging ein Licht an. Es könnte ein Eingang sein, allerdings ist er natürlich überflutet.“
Sie drehte sich um, um das seltsame Leuchten noch mal von der Wasseroberfläche aus in Augenschein zu nehmen, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Als sie hochblickte, saß keine drei Schritt von ihr entfernt Windbote auf der Oberkante der Metallwand und starrte sie an.
Sie fühlte eine Gänsehaut ihren Körper überziehen und fröstelte plötzlich, obwohl das Wasser nicht sehr kalt war. Ohne den Vogel aus den Augen zu lassen, hangelte sie sich am Floßrand entlang ein wenig weiter nach hinten.
Koras und Zela folgten ihrem Blick, runzelten die Stirn, schienen aber weniger beunruhigt.
„Dein fliegender Freund ist wieder da.“
„Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich ein Freund ist.“, murmelte Shanera, aber so leise, dass niemand es hören konnte. Sie zwang sich, den Blick von dem Vogel abzuwenden. Das Licht unter dem Wasser schimmerte immer noch schwach durch die Wellen.
Sie atmete noch einmal tief ein und tauchte erneut, diesmal mit ein paar Schwimmzügen direkt auf das Licht zu. Sie erreichte die nahezu kreisrunde Öffnung, hielt sich seitlich am Rand fest und spähte hinein. Ihre Sicht war unscharf und undeutlich, doch schien es hinter der Öffnung eine hell beleuchtete, unregelmäßig rundliche Kammer zu geben.
Sie war etwa so tief wie breit und hoch und an ihrer Rückseite befand sich eine große runde Form, vielleicht eine weitere Öffnung oder Luke. Die genaue Quelle des Lichts konnte sie nicht erkennen. An den inneren Wänden war eine Vielzahl komplizierter Formen zu erkennen, Dinge oder Zeichen, deren Bedeutung sie sich nicht erklären konnte.
Am Boden, soweit man in diesem runden Raum davon sprechen konnte, lagen einige lose Teile herum und bewegten sich träge in der Strömung hin und her. Eines davon erregte ihre Aufmerksamkeit, denn es erinnerte sie an ihre Schriftrollen, wenn es auch kleiner war und offensichtlich aus einem anderen Material.
Doch ihr begann die Luft auszugehen. Sie stieß sich mit den Füßen ab und schoss wieder
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