Shannara II
Kopf und sah Eventine an.
»Bald wird der Tag kommen, an dem der Ellcrys die Mauer der Verfemung nicht mehr halten kann. Wenn es soweit ist, werden die Dämonen, die noch hinter ihr gefangen sind, ihre Kräfte vereinen, um die Mauer an ihrer schwächsten Stelle zu sprengen und so die Freiheit zu gewinnen. Das können wir nicht abwarten. Wir müssen die Stelle finden, wo sie den Durchbruch versuchen werden, und mit allen Mitteln versuchen, das zu verhindern. Selbst wenn es uns nicht gelingt, können wir einen Verzögerungskrieg führen, der das Dämonenheer auf seinem Marsch auf Arborlon aufhalten wird. Daß sie auf Arborlon marschieren werden, steht außer Zweifel, denn sie werden den Ellcrys vernichten wollen. Das müssen sie. Sie können den Baum nicht dulden. Solange er gesund und kräftig war, war er ja ihr ärgster Feind. Nun aber, da er immer schwächer wird, ist er nicht mehr so gefährlich. Wenn die Dämonen erst die Mauer durchstoßen haben, werden sie nichts Eiligeres im Sinn haben, als den Ellcrys zu vernichten. Wir müssen unser möglichstes tun, um das zu verhindern. Wir müssen Amberle einen Vorsprung verschaffen, das Blutfeuer zu erreichen und hierher zurückzukehren. Bis zu diesem Augenblick müssen wir die Dämonen daran hindern, nach Arborlon einzudringen.
Und deshalb…« Er ließ das Wort in der Stille des Raumes hängen und sprach erst nach einer Pause weiter. »Deshalb werden wir die Dämonen täuschen, die die Mauer der Verfemung schon durchstoßen haben. Wir werden den Anschein erwecken, als mußten die Vorbereitungen für die Reise zum Blutfeuer erst noch getroffen werden. Wir werden den Anschein erwecken, als hieltet ihr euch noch hier auf. Die Dämonen wissen, daß ich es war, der Amberle hierher brachte; sie werden erwarten, daß ich sie begleite, wenn sie sich auf den Weg macht. Das können wir uns zunutze machen. Wir können ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. Bis sie dann merken, daß sie getäuscht worden sind, solltet ihr längst außer Reichweite sein.«
Es sei denn, ihr Spion ist gerissener, als du vermutest, hätte Wil gern gesagt, doch er unterließ es.
»Das klingt alles sehr optimistisch«, bemerkte er statt dessen. »Damit scheint alles geklärt außer der Frage, wann wir nun aufbrechen.«
Der Druide lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Ihr brecht bei Morgengrauen auf.«
Wil starrte ihn ungläubig an.
»Bei Morgengrauen? Morgen früh?«
Amberle sprang auf. »Das ist unmöglich, Druide. Wir sind erschöpft. Wir haben beinahe zwei Tage lang nicht geschlafen - wir brauchen mehr als ein paar Stunden der Ruhe, ehe wir uns wieder auf den Weg machen.«
Allanon hob beide Hände.
»Friede, Elfenmädchen! Ich sehe das alles ein. Aber überlege: Die Dämonen wissen, daß du hierhergekommen bist, um das Samenkorn des Ellcrys zum Blutfeuer zu bringen. Sie wissen, daß du versuchen wirst, die Stadt zu verlassen, und sie werden genau achtgeben. Aber jetzt werden sie nicht so aufmerksam sein wie in ein paar Tagen. Und soll ich dir sagen, warum? Weil sie erwarten, daß du erst einige Tage rastest. Und genau deshalb mußt du ohne Verzug aufbrechen. Ein Überraschungsmanöver bietet dir die besten Chancen, ihnen zu entkommen.«
Begreifen blitzte in Wils Augen auf. Dies war der Vorteil, den der Druide mit seiner Täuschungstaktik zu gewinnen hoffte.
»Ihr werdet genug der Ruhe pflegen können, wenn ihr erst aus der Stadt heraus seid«, versprach Allanon. »In zwei Tagesreisen solltet ihr spätestens den Vorposten im Drey-Wald erreicht haben; dort könnt ihr den versäumten Schlaf nachholen. Aber ein Aufenthalt in Arborlon ist gefährlich. Je schneller ihr von hier fortgeht, desto besser sind eure Chancen.«
Wil gab es nicht gern zu, doch die Argumente des Druiden entbehrten nicht der Logik. Rasch blickte er zu Amberle hinüber. Diese sah ihn einen Moment lang schweigend an, voll Zorn und Enttäuschung, dann wandte sie sich wieder an Allanon.
»Ich möchte meine Mutter sehen, ehe ich abreise.«
Der Druide schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht ratsam, Amberle.«
Ihr Gesicht wurde trotzig.
»Ihr scheint zu glauben, daß Ihr über alles, was ich wünsche, die letzte Entscheidung habt, Druide. Dem ist aber nicht so. Ich möchte meine Mutter sehen.«
»Die Dämonen wissen, wer du bist. Wenn sie auch von deiner Mutter wissen, werden sie erwarten, daß du sie aufsuchst. Auf eine solche Gelegenheit warten sie nur. Das ist äußerst gefährlich.«
»Für mich ist schon das Hiersein
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