Shannara II
war. Sie begrüßten das vorüberziehende Heer mit lauten Anfeuerungsrufen, doch ihre Gesichter blieben ohne Hoffnung und voller Zweifel.
Als sich der fünfte Tag langsam seinem Ende zuneigte, schob sich das Heer aus den Wäldern in das Tal des Sarandanon. Im Süden und Osten von Wäldern eingeschlossen, wurde es im Norden vom Kensrowe-Gebirge und im Westen von den blauen Fluten des Innisbore-Sees begrenzt. Es war ein flacher, überaus fruchtbarer Landstrich, die Kornkammer des Elfenreichs. Mais, Weizen und andere Feldfrüchte wurden von den Talbewohnern angebaut und nach der Ernte verkauft oder gegen andere Güter eingetauscht. Das Klima mit seinen milden Temperaturen und den gemäßigten Regenfällen begünstigte den Ackerbau, und seit Generationen wurde von diesem Tal aus praktisch das ganze Elfenreich mit Nahrung versorgt.
Das Elfenheer schlug an diesem Abend sein Lager am östlichen Ausgang des Tals auf und brach am folgenden Tag im Morgengrauen zum Weitermarsch auf. Eine breite Erdstraße schlängelte sich durch das Herz des Sarandanon an Zäunen und kleinen Ansiedlungen vorüber, und dieser Straße folgte das Heer nach Westen. Auf den Feldern arbeiteten die Familien fleißig und ruhig. Aus dieser Gegend war noch kaum jemand nach Osten geflohen. Alles, was dem Leben der Leute dieses Tals einen Sinn gab, war mit dem Boden verwurzelt, den sie bebauten, und sie würden sich nicht so leicht vertreiben lassen.
Am späten Nachmittag hatte das Heer den Westrand des Tales erreicht. In der Ferne, jenseits des Innisbore-Sees, ragten die schroffen Felsgipfel des Grimmzacken-Gebirges auf, das sich oberhalb der Kensrowe-Berge nach Norden hinzog bis in die Wildnis des Kershalt-Gebiets. Die Sonne hing schon tief über den Bergen, und ihr goldenes Licht ergoß sich glitzernd über den Fels. In der einbrechenden Dunkelheit des östlichen Himmels schimmerte bleich der Mond.
Das Heer schwenkte nach Norden. Zwischen dem Innisbore-See und dem Kensrowe-Gebirge führte das Tor des Baen Draw aus dem unwirtlichen Hügelland zu Füßen des Grimmzacken-Gebirges in das Sarandanon-Tal hinein. Und dort schlug das Heer der Elfen sein Lager auf. In der Abenddämmerung kam Allanon so still und unerwartet aus dem Kensrowe-Gebirge herab, wie er Stunden zuvor zwischen den Gipfeln verschwunden war. Wie ein Schatten der Nacht tauchte seine hochgewachsene Gestalt im Lager der Elfen auf, schob sich, dunkel und einsam, zwischen den flackernden Feuern hindurch, welche die Soldaten überall angefacht hatten. Den Kopf in der dunklen Vermummung seiner Kapuze, ging er direkt zum Zelt des Königs der Elfen, ohne der Soldaten zu achten, die ihm neugierig nachblickten. Die Elfen-Jäger, die vor Eventines Hauptquartier Wache hielten, traten stumm zur Seite, als er herankam, und ließen ihn eintreten.
Drinnen saß der König an einem kleinen, behelfsmäßigen Tisch, der aus Brettern und Holzpflöcken errichtet war. Vor sich hatte er sein Nachtmahl. Dardan und Rhoe standen schweigend im Hintergrund des Zeltes. Auf einen Blick des Druiden schickte Eventine sie hinaus. Als sie gegangen waren, trat Allanon an den Tisch und nahm Platz.
»Ist alles bereit?« fragte er leise.
Eventine nickte.
»Und die Verteidigungspläne?«
Im düster flackernden Licht der Öllampen konnte der König erkennen, daß das dunkle Gesicht des Druiden naß war von Schweiß. Unsicher betrachtete er den großen Alten, dann schob er sein Essen beiseite und breitete eine Karte des Elfenlandes auf dem Tisch aus.
»Bei Morgengrauen marschieren wir zum Grimmzacken-Gebirge.« Er zeichnete die Route mit dem Finger nach. »Wir blockieren die beiden Pässe, das Halys-Joch und den Spindelpaß, und werden sie so lange, wie es uns möglich ist, gegen den Ansturm der Dämonen halten. Wenn die Pässe genommen werden sollten, weichen wir ins Sarandanon zurück. Bei Baen Draw errichten wir unsere zweite Verteidigungslinie. Wenn die Dämonen das Grimmzacken-Gebirge überwunden haben, stehen ihnen drei Wege offen. Sie können sich nach Süden wenden, dann müssen sie einen weiten Bogen um den Innisbore-See schlagen und wieder nach Norden heraufkommen. Wenn sie gleich die Richtung nach Norden einschlagen, dann müssen sie durch das rauhe Vorgebirgsland oberhalb der Kensrowe-Berge und dann wieder nach Süden schwenken. Gleich, ob sie nun diese oder jene Route einschlagen, ihr Vormarsch nach Arborlon wird sich gleich um mehrere Tage verzögern. Die einzige andere Möglichkeit, die ihnen bleibt, ist
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