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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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der Fußspitze seines rechten Stiefels drückte zwar höchst unangenehm, doch das würde er eben aushalten müssen. Cephelo rief die alte Frau herbei, die zuvor das Wasser gebracht hatte, und befahl ihr, Wils nasse Kleider mit sich zu nehmen. Der Talbewohner reichte ihr die Sachen wortlos; er wußte, daß sie gründlich durchsucht werden würden.
    Danach kehrten die beiden Männer zum Feuer in der Mitte des Lagers zurück, wo wenig später Amberle sich zu ihnen gesellte. Auch sie trug seidene Gewänder wie Wil. Beide bekamen nun einen Teller mit dampfendem Essen und einen Becher Wein. Sie saßen am Feuer und aßen schweigend, während die Fahrensleute sich rundum niederließen, um sie neugierig zu beobachten. Cephelo hockte sich mit gekreuzten Beinen auf einem Sitzkissen mit goldenen Quasten nieder und beobachtete seine beiden Gäste mit ausdrucksloser Miene. Von Eretria war nirgends eine Spur zu sehen.
    Nach dem Essen versammelte der Führer der Fahrensleute jene Mitglieder seiner Familie um sich, die der Fürsorge eines Heilers bedurften. Nacheinander untersuchte und behandelte der Talbewohner die Patienten. Obwohl er Amberle nicht um ihre Hilfe gebeten hatte, arbeitete sie an seiner Seite, hielt Bandagen und heißes Wasser bereit, ging ihm beim Auflegen einfacher Kräuterpflaster und Salben zur Hand. Als Wil nach etwa einer Stunde den letzten Patienten versorgt hatte, trat Cephelo zu ihm.
    »Ihr habt Eure Arbeit gut gemacht, Heiler.« Er lächelte ein wenig freundlich. »Nun wollen wir sehen, was wir als Gegenleistung für Euch tun können. Begleitet mich doch ein Stück - hier hinunter.«
    Er legte Wil Ohmsford einen Arm um die Schultern und führte ihn weg vom Feuer. Amberle blieb allein zurück. Die beiden Männer schlenderten zur anderen Seite des Lagers.
    »Ihr habt mir berichtet, daß Euch gestern nacht nicht weit von unserm Lager am Mermidon Euer Pferd abhanden gekommen ist.« Die Stimme Cephelos klang nachdenklich. »Wie hat das Tier denn ausgesehen?«
    Wils Miene blieb ausdruckslos. Er kannte das Spiel, was da gespielt wurde.
    »Es ist ein Hengst, ein schwarzer Hengst.«
    »Ach was.« Cephelo schien noch nachdenklicher als zuvor. »Gerade ein solches Pferd haben wir heute morgen gefunden. In aller Frühe. Ein sehr schönes Tier. Es wanderte in unser Lager herein, als wir gerade anspannten, um wieder aufzubrechen. Vielleicht war das Euer Pferd, Heiler.«
    »Vielleicht.«
    »Wir wußten selbstverständlich nicht, wem das Tier gehört.« Cephelo lächelte. »Deshalb haben wir es mitgenommen. Sehen wir es uns doch einmal an.«
    Dreißig Schritte vom Lager entfernt waren die Pferde der Fahrensleute in einer Reihe nebeneinander angepflockt. Zwei dunkle Gestalten tauchten aus der Nacht auf, Wachposten, die mit Spießen und Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Auf ein Wort von Cephelo verschwanden sie wieder. Der Führer der Fahrensleute führte Wil an der Reihe von Pferden entlang. Das letzte Tier war Artaq.
    Wil nickte. »Ja, das ist unser Pferd.«
    »Trägt es Euer Zeichen, Heiler?« fragte Cephelo beinahe so, als sei ihm die Frage peinlich.
    Wil schüttelte den Kopf.
    »Ach, das ist aber sehr schade, denn dann läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit feststellen, ob es sich tatsächlich um Euer Pferd handelt. Es gibt schließlich in den Vier Ländern eine stattliche Anzahl von Rapphengsten, und wie sollen wir sie voneinander unterscheiden, wenn ihre Eigentümer sie nicht kennzeichnen? Das ist nun wirklich ein Problem, Heiler. Nichts wünsche ich mehr, als Euch dieses Pferd zu geben, doch ich ginge damit ein großes Risiko ein. Nehmt an, ich gebe Euch das Tier, wie ich das wünsche, und dann taucht ein anderer Mann auf und erzählt mir, daß er ebenfalls einen schwarzen Hengst verloren hat, und dann entdecken wir, daß ich irrtümlich Euch sein Pferd gegeben habe. Dann wäre ich ja wohl verantwortlich für den Verlust dieses Mannes.«
    »Ja, da habt Ihr wahrscheinlich recht.«
    Wil nickte mit wohldosiertem Zweifel, ohne der lächerlichen Mutmaßung Cephelos zu widersprechen. Das gehörte schließlich auch zum Spiel.
    »Ich glaube Euch natürlich.« Cephelos bärtiges Gesicht drückte feierlichen Ernst aus. »Wenn man überhaupt einem Menschen auf dieser Welt vertrauen kann, dann doch gewiß einem Heilkundigen.« Er lächelte listig. »Dennoch gehe ich ein gewisses Risiko ein, wenn ich mich dafür entscheide, Euch das Tier auszuhändigen - diese Tatsache kann ich als praktischer Mensch in einem oft harten

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