Shannara III
sich an die Felsen preßte. Gewiß bestand keine Chance, der Entdeckung zu entgehen.
Doch die Gnomen verlangsamten ihre Schritte nicht. Ohne die Gestalten zu bemerken, die sich um sie her duckten, zogen sie weiter. Der vorderste hatte bereits die erste Reihe Findlinge hinter sich gebracht, und ihre Blicke waren auf die Lichter des Lagers unten geheftet. Jair sog langsam und vorsichtig die Luft ein. Vielleicht…
Dann ging einer derjenigen, die hinterher trotteten, plötzlich langsamer und drehte sich zu den Felsen um. Ein gellender Aufschrei brach von seinen Lippen, und er griff rasch nach seinem Schwert. Die anderen der kleinen Einheit fuhren herum, ihr Lachen erstarb und wich erschrecktem Keuchen.
Und schon war Garet Jax in Aktion getreten. Er sprang aus seinem dunklen Versteck mit Dolchen in beiden Händen. Er erwischte die zwei, die ihm am nächsten standen, und tötete jeden mit einem einzigen Stoß. Die anderen wirbelten herum, Waffen wurden abwehrend emporgereckt, und die Männer hatten den Schrecken des überraschenden Angriffs noch immer nicht ganz überwunden. Doch inzwischen waren auch Helt und Foraker aktiv geworden, und drei weitere Gnomen fielen ohne einen Laut. Die restlichen jagten den Berg hinunter und schrien wie von Sinnen. Edain Elessedil machte einen Satz auf einen Stein und spannte seinen Bogen. Die Bogensehne surrte zweimal, und zwei weitere starben. Der letzte Jäger raste hektisch außer Sicht und war verschwunden.
Schnell liefen die Mitglieder der kleinen Gruppe an den Rand des Findlingshaufens. Von den vielen Wachfeuern unten erschallten bereits die ersten Alarmschreie.
»So, jetzt haben wir den Salat!« fauchte Foraker wütend. »Jeder Gnom auf beiden Seiten dieses Berges wird in wenigen Minuten nach uns auf der Suche sein.« Garet Jax steckte gelassen die beiden Dolche wieder unter den schwarzen Umhang und fragte den Zwerg: »In welche Richtung laufen wir?«
Foraker zögerte. »Zurück dorthin, woher wir gekommen sind. Auf die Anhöhen, wenn wir es noch schaffen; wenn nicht, müssen wir einen der Geheimgänge nach Capaal suchen.«
»Du gehst voran.« Garet Jax machte eine schnelle Handbewegung. »Denkt daran - bleibt zusammen. Falls wir getrennt werden, versucht wenigstens, mit irgend jemandem Verbindung zu halten. Los jetzt!«
Sie rannten den schmalen Pfad zurück in die Nacht. Hinter ihnen hallten unvermindert die Rufe und Schreie der Gnomen-Wachen und verteilten sich über den ganzen Hang. Die Sechs schenkten ihren Verfolgern keine Beachtung, sondern kletterten weiter den menschenleeren Bergpfad hinauf, bis sie den Gipfel wieder umrundet hatten und die Lichter des Lagers hinter ihnen sich in der Dunkelheit verloren.
Vor ihnen kamen die Wachfeuer der Belagerer in Sicht. Der Hauptteil der Gnomenarmee, ein gutes Stück unterhalb des Weges, den sie nahmen, hatte noch nicht mitbekommen, was geschehen war. Fackeln hüpften im Dunkeln, als die Wachen von den Feuerstellen über die Bergwand ausströmten, doch die Verfolger lagen noch weit hinter den Sechsen zurück. Foraker führte sie schnell über das im Dunkeln liegende Felssims, Hänge und Steilwände hinab und durch finstere Engpässe. Wenn sie sich beeilten und Glück hatten, konnten sie vielleicht auf dem gleichen Weg flüchten, den sie gekommen waren, nämlich durch die Berge um Capaal. Wenn nicht, würde die Suche nach ihnen in die Felswand ausgedehnt, und sie säßen in der Falle zwischen den zwei Heeresteilen.
Plötzlich erschallten irgendwo vor ihnen Alarmschreie und verloren sich in der Finsternis der Felsen. Foraker fluchte leise vor sich hin, verlangsamte jedoch nicht seinen Schritt. Jair stolperte, fiel unsanft zwischen die Steine und schürfte sich Arme und Beine auf. Helt hievte ihn von hinten auf die Füße und zerrte ihn grob weiter.
Dann stießen sie aus dem Versteck eines Engpasses auf einen breiten Weg, der oben am Hang entlang und direkt mitten in eine ganze Gnomen-Wache führte. Von allen Seiten stürmten Gnomen auf sie zu, daß ihre Schwerter und Speere im Feuerschein blitzten. Garet Jax setzte mitten in sie hinein und kämpfte mit Kurzschwert und Langmesser einen Weg für die anderen frei. Rund um den Waffenmeister fielen Gnomen sterbend zu Boden, und einen Augenblick lang wich die ganze Wachmannschaft vor der Raserei dieses finsteren Angreifers zurück. Verzweifelt versuchte die kleine Gruppe, sich einen Durchgang zu erkämpfen, allen voran Elb Foraker und Edain Elessedil. Aber es waren einfach zu viele.
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