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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Ihre Motive waren simpel. Die Aufgabe, mit der Allanon sie betraut hatte, bestand darin, in den abweisenden Wald einzudringen, der den Ildatch beschützte, und für die Vernichtung des Buches der schwarzen Magie zu sorgen. Sie würde das tun, indem sie den Zauber des Wünschliedes mit dem Zauber des Maelmords konfrontierte. Vor kurzem noch hatte sie sich gefragt, ob dergleichen auch nur möglich wäre. Heute fragte sie sich nicht, ob es möglich wäre, sondern ob es vielleicht katastrophale Folgen nach sich zog. Die entfesselten Mächte der Zauberkräfte würden schrecklich sein - nicht ein Ringen weißer Magie mit der schwarzen, sondern der Widerstreit zweier in Tönung und Wirkung gleich schwarzer Magien. Der Maelmord war in zerstörerischer Absicht geschaffen. Aber das Wünschlied vermochte ebenfalls zu vernichten, und Brin wußte inzwischen, daß nicht nur das Potential für solche Zerstörung stets vorhanden war, sondern daß sie nicht sicher sein konnte, die Gewalt darüber zu behalten. Sie konnte sich ihre Entschlossenheit geloben. Sie könnte den stärksten Eid ablegen - mehr nicht, es sei denn, sie verzichtete auf den Einsatz des Wünschliedes. Für sich selbst war sie bereit, das Risiko in Kauf zu nehmen; das war sie bereits vor langer Zeit, als sie beschlossen hatte, diese Mission anzunehmen. Doch sie konnte nicht die Verantwortung für die Gefährdung ihrer Begleiter auf sich laden.
    Sie mußte sie zurücklassen. Welches Schicksal sie auch beim Betreten des Maelmords erwartete, ihre Gefährten sollten es nicht teilen. »Du eilst deinem Tod entgegen, Brin von Shannara, hatte der Finsterweiher sie gewarnt. Du trägst den Keim deiner Vernichtung bereits in dir.« Vielleicht traf das zu. Vielleicht lag dieser Keim in der Magie des Wünschliedes. Aber eines war gewiß. Die anderen, die mit ihr reisten, hatten ihr Leben bereits oft genug für sie aufs Spiel gesetzt. Sie wollte das nicht wieder zulassen.
    Sie dachte die ganze Nacht darüber nach, als sie sich müde durch das Tiefland schleppte, und die Erinnerung drängte sich ihr auf, was sie bei der Anwendung des Wünschliedes empfunden hatte. Die Stunden verstrichen, und die Werbestien kamen in dieser Nacht nicht wieder, um sie heimzusuchen. Doch im Innern des Talmädchens spukten Dämonen anderer Art.
    Gegen Tagesanbruch hatte die kleine Gruppe das Altmoor hinter sich gebracht und stand auf den auslaufenden Hügeln des südlichen Rabenhorns. Erschöpft vom langen Marsch vom Kamin und den Ereignissen der vergangenen Nacht und voller Bedenken, bei Tag, wo sie leicht gesehen werden konnten, weiterzuziehen, suchten die fünf Zuflucht in einem kleinen Kiefernhain zwischen zwei Bergkämmen und schliefen ein.
    Mit Einbruch der Nacht setzten sie ihre Wanderung fort, marschierten nun ostwärts und folgten der hohen Bergwand, wo diese ans Moor grenzte. Nebelschwaden zogen zwischen den Bäumen der bewaldeten unteren Hänge dahin und spannten sich wie ein Spinnennetz über den Weg, als die Reisenden lautlos vorübergingen. Die Gipfel des Rabenhorns waren mächtig, und finsteres, kahles Gestein hob sich aus dem Waldland, um sich scharf gegen den Himmel abzuzeichnen. Es war eine menschenleere, stille Nacht, und das ganze Gebiet ringsum schien bar allen Lebens. Schatten lagen über den Felswänden, Wäldern und den tiefen Moornebeln. Nichts rührte sich in der zunehmenden Dunkelheit.
    Um Mitternacht legten sie eine Rast ein, doch es war eine ungemütliche Pause, da sie unwillkürlich in die Stille lauschten, während sie sich die schmerzenden Muskeln rieben und ihre Stiefel neu schnürten. Das war der Augenblick, da Cogline beschloß, von seiner Zauberkraft zu erzählen.
    »Das ist auch Zauberei«, flüsterte er Brin und Rone vorsichtig zu, fast als fürchte er, jemand könnte sie belauschen. »Andere Zauberei als jene, über welche die Wandler verfügen - sie entstammt nicht ihrer Zeit und nicht jener, da die Elfen und Feenvölker die Macht innehatten, sondern sie hat ihren Ursprung aus der Zeit dazwischen!«
    Er beugte sich mit scharfem, anklagendem Blick vor. »Dachtest wohl, ich wüßte nichts von dieser Zeit, was, Mädchen?« fragte er Brin. »Nun, ich kenne die Geschichte jener Zeiten - ist mir von meinen Vorfahren überliefert worden. Keine Druiden, nein. Aber Lehrmeister, Mädchen - Lehrmeister! Sie besaßen das Wissen der Welt, als die Großen Kriege die völlige Zerstörung über die Menschheit brachten!«
    »Großvater!« mahnte Kimber Boh liebevoll. »Erkläre

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