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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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murmelte sie, als der Kater sich auf seine Hinterläufe niederließ und sie ernst anschaute.
    Natürlich konnte sie die Antwort auf diese Frage schnell genug erraten. Als die anderen ihre Abwesenheit bemerkten, waren sie zur Steinbrücke zurückgekehrt. Da sie selbst ihr nicht weiter folgen konnten, hatten sie Wisper hinterhergeschickt. Oder vielmehr hatte Kimber Wisper losgeschickt, denn der Kater gehorchte nur dem Mädchen. Brin streckte die Hand aus und kraulte die Ohren des Katers. Es mußte Kimber schwergefallen sein, sich von Wisper zu trennen - so nahe, wie sie sich standen, und so viel Vertrauen, wie das Mädchen in ihn setzte. Wie es ihrem Wesen entsprach, hatte sie sich entschlossen, ihrer Freundin die Kraft der Moorkatze zur Verfügung zu stellen. Tränen traten in die Augen des Talmädchens, und sie schlang die Arme um das Tier.
    »Danke, Kimber!« flüsterte sie.
    Dann stand sie auf, streichelte den Kater einen Augenblick und schüttelte sachte den Kopf. »Aber ich kann dich doch nicht mitnehmen, oder? Ich kann niemanden mitnehmen. Es ist viel zu gefährlich, sogar für dich. Ich habe mir geschworen, daß niemand das Schicksal teilen soll, das mich erwartet, und das gilt auch für dich. Du mußt umkehren.«
    Die Moorkatze blieb sitzen und blinzelte sie an.
    »Nun geh schon. Du mußt zurück zu Kimber. Geh, Wisper!«
    Wisper rührte sich keinen Zentimeter. Er blieb einfach sitzen und wartete.
    »So.« Brin schüttelte wieder den Kopf. »Du bist wohl genauso starrsinnig wie deine Herrin.«
    Ihr blieb keine Wahl; sie benutzte das Wünschlied. Sie sang dem Kater leise vor, hüllte ihn fest in Worte und Melodie und sagte ihm, daß er umkehren mußte. Mehrere Minuten lang sang sie mit sanftem Drängen, das nicht wehtun sollte. Als sie zu Ende war, erhob Wisper sich, tappte den Korridor zurück und verschwand in der Dunkelheit.
    Brin sah ihm nach, bis er außer Sicht war, drehte sich dann um und ging weiter. Augenblicke später begann die Dunkelheit etwas weniger undurchsichtig zu werden, und es wurde etwas heller. Der Gang, der die ganze Zeit über schmal und nieder gewesen war, verbreiterte und vergrößerte sich innerhalb von Sekunden, so daß der schwache Schein ihrer Fackel nicht mehr an Wände und Decke reichte. Doch nun schien vorne Licht, das ihres überflüssig machte, und erfüllte den Tunnel mit staubiger, grauer Helligkeit. Es war die Sonne. Irgendwo ganz in der Nähe führte der Tunnel wieder in die Außenwelt.
    Sie eilte weiter und ließ Coglines flammenlose Fackel neben sich herabsinken. Der Gang stieg an, und eine aus dem Felstunnel gehauene Treppe führte weit vorne in eine riesenhafte, offene Höhle. Sie schritt schnell die Stufen empor, alle Müdigkeit war vergessen, und sie fühlte, daß sie fast am Ziel ihrer Reise angelangt war. Sonnenlicht ergoß sich in die Höhle über ihr, und in den breiten, silbernen Strahlen wirbelten Staub- und Sandpartikel herum, die wie kleine Lebewesen tanzten und kreisten.
    Dann erreichte sie die letzte Stufe, trat aus dem Tunnel auf das breite Felssims dahinter und blieb stehen. Vor ihr überspannte eine weitere Felsbrücke einen zweiten Abgrund, von doppeltem Ausmaß wie der erste, zerklüftet und steinig. Er fiel Hunderte von Metern zu einer so tiefen Schlucht hinab, daß selbst die Sonnenstrahlen, die durch die Risse in der Höhlendecke schienen, die Dunkelheit nicht zu durchdringen vermochten. Brin spähte hinab und zog die Nase angesichts des Gestanks kraus, der daraus aufstieg. Selbst mit Coglines Salbe zur Betäubung ihres Geruchssinns wurde ihr übel. Was immer am Grund der Grube liegen mochte, es war weit schlimmer, als was durch die Kanalisation von Graumark gespült wurde.
    Sie schaute über die Felsbrücke, was sie drüben erwartete. Die Höhle führte viele Meter in den Berg hinein und mündete dann in einen kurzen, hohen Tunnel. Doch es war eher eine Nische als ein Tunnel, dachte sie - handgehauen, gemeißelt und geglättet, und komplizierte Muster waren in den Stein geritzt. Dahinter auf der anderen Seite strömte Licht herab, und der Himmel dehnte sich in verwaschenem, dunstigem Grün.
    Sie schaute genauer hin. Nein, das war nicht der Himmel, der sich da erstreckte. Es war die nebelverhangene Wand eines Tales.
    Es war der Maelmord.
    Sie wußte es instinktiv, als hätte sie ihn im Traum gesehen und sich das Bild eingeprägt. Sie konnte seine Berührung fühlen und sein Flüstern vernehmen.
    Sie huschte auf die Brücke, einen hochgewölbten

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