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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und Geräusch zu spielen - so hatte sich ihr nun die ganze Breite seiner Anwendungsmöglichkeit enthüllt. Es war zu allem fähig. Selbst hierhin, wo das Böse selbst zu Hause war, konnte sie gehören. Der Maelmord war geschaffen, allem den Zutritt zu verwehren, das nicht mit ihm harmonierte. Selbst die Kraft, die dem Zauber des Wünschliedes innewohnte, vermochte nicht, seinen ursprünglichen Daseinszweck zu überwinden. Doch die Zauberkraft war so flexibel, daß sie Kraft gegen Schläue tauschen und Brin Ohmsford als allem artverwandt erscheinen lassen konnte, das sich ihr entgegenstellen mochte. Sie konnte in Übereinstimmung mit dem Leben in dieser Grube sein - und das so lange, bis sie fände, was sie suchte.
    Ein Hochgefühl durchflutete sie, als sie den Maelmord ansang und seine Reaktion spürte. Sie weinte, so intensiv war die Empfindung, die sie mit der Musik verband. Rings um sie her wogte der Dschungel zur Antwort, daß seine Äste sich neigten und Schlingpflanzen und Gestrüpp sich wie Schlangen ringelten. Die Melodie, die sie sang, flüsterte vom Tod und Entsetzen, die dem Tal Leben schenkten. Sie spielte damit und tauchte in ihre Eigenschöpfung ein, daß sie als genau das erschien, als was sie sich ausgeben wollte.
    Sie zog sich im Bann ihres eigenen Liedes tief in ihr Selbst zurück. Allanon und die Reise, die sie hierhergeführt hatten, waren ebenso vergessen wie Rone, Kimber, Cogline und Wisper. Sie erinnerte sich kaum noch an die Aufgabe, zu deren Erfüllung sie gekommen war: den Ildatch zu suchen und zu vernichten. Die freie Entfaltung des Zaubers rief wieder jenes eigentümliche und furchterregende Triumphgefühl hervor. Sie spürte, wie sie die Kontrolle verlor, genau wie bei der Anwendung des Wünschliedes gegen den Spinnengnom am Tofferkamm und die schwarzen Wesen in den Abwasserkanälen. Sie fühlte, wie sich die Fäden ihres Selbst entwirrten. Aber sie mußte das Risiko eingehen, das wußte sie. Es war notwendig.
    Der Atem des Maelmords schwoll nun schneller an und ab, und das Zischen war deutlicher. Er wollte sie, brauchte sie. Er fand in ihr ein lebendiges Teil seiner selbst, das Herz des Körpers, der hier verwurzelt lag, das so lange vermißt und nun zurückgekehrt war. Komm zu mir, zischte er. Komm zu mir.
    Brins Gesicht glühte vor Aufregung und Verlangen, als sie vom Croagh in den Dschungel trat.
     
    »Diese Kanäle müßten doch einmal ein Ende nehmen, um der Katze willen!« meinte Rone starrsinnig zu Kimber und Cogline, als er aus dem Tunnelgang in die Höhle dahinter trat. Ihm kam es bei seinem Überdruß vor, als wären sie schon ewig durch die Kanalisation von Graumark gestolpert.
    »Gar nichts dergleichen muß sein!« keifte Cogline streitsüchtig wie immer.
    Doch der Hochländer hörte ihn kaum und richtete seine Aufmerksamkeit statt dessen auf die Höhle, in welche sie gelangt waren. Es war eine Kammer mit dicken Wänden und rissiger Decke, wo das dunstige Sonnenlicht in hellen Strahlen hereinströmte, und am Boden klaffte ein gewaltiger Abgrund. Wortlos hastete Rone an den Rand der Kluft, und seine Augen schweiften zu der Felsbrücke, die sie überspannte. Jenseits der Brücke dehnte sich die Höhle zu einer hohen, gewölbten Grotte von poliertem Stein, in den alte Schriftzeichen eingeritzt waren, und dahinter führte eine Öffnung ans Tageslicht und in das Grün eines nebelverhangenen Tales.
    Der Maelmord, dachte er sofort.
    Und dort wird Brin sein.
    Er sprang auf die Brücke und überquerte sie, der alte Mann und das Mädchen eilten hinterdrein. Er ging geradewegs auf die Grotte zu, als Kimbers lautes Rufen ihn herumfahren ließ.
    »Sieh dir das an, Hochländer!«
    Er machte kehrt und lief schnell zurück. Sie wartete auf der Mitte der Brücke und deutete wortlos hinab, als er bei ihr angelangte. Ein großes Stück der Eisenkette, die das Brückengeländer bildete, war gerissen und zerbrochen. Zu ihren Füßen zogen sich frische Blutspuren, die noch nicht ganz trocken waren.
    Das Mädchen kniete nieder und berührte das Blut mit den Fingern »Nicht sehr alt«, stellte sie leise fest. »Nicht älter als eine Stunde.«
    Er starrte sie in sprachlosem Entsetzen an, und zwischen ihnen flog der gleiche unausgesprochene Gedanke hin und her. Seine Hand fuhr rasch in die Höhe, als wollte er ihn abwehren. »Nein, es kann nicht ihres sein…«
    Dann erfüllte ein gellender, furchterregender Schrei die Luft - der Schrei eines von Zorn und Furcht erfüllten Tieres. Er zerriß die

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