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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Festungsmauern in ein Tal hinab; aus dem Tal schlängelte sich ein einziger, in den Fels gehauener Steig hinauf und am Hof vorbei. Hoch und höher wand er sich hinauf, um schließlich weit oben um eine einsame Bergspitze zu führen.
    Der Croagh mit dem Himmelsbrunnen auf dem Gipfel.
    Die drei, die von der kleinen Gruppe von Culhaven noch übriggeblieben waren, hasteten nach vorn zu der Stelle, wo die Treppe an den Hof grenzte und machten sich an den Aufstieg.

Kapitel 42
    Hunderte von Stufen zogen unter Brins Füßen dahin, als sie die Steintreppe des Croagh in den Maelmord hinabstieg. Das schlanke Felsband zog sich in großen Schleifen von den bleiernen Türmen Graumarks in den Nebel und die dampfende Hitze des Dschungels unten hinab und bildete einen schmalen, schwindelerregenden Abstieg durch den Raum. Das Talmädchen beging es mit steifen Schritten, ihr Denken war getrübt von Furcht und Erschöpfung und gequält durch leise geraunte Zweifel. Eine Hand ruhte leicht auf dem steinernen Geländer, um das Gefühl einer gewissen Stütze zu haben. Im Westen sank die umwölkte Sonne langsam hinter die Berge.
    Während ihres ganzen Abstiegs blieben ihre Augen auf die Grube unten geheftet. War der Maelmord anfänglich eine düstere, dunstige Masse gewesen, so wurde er nun mit jedem Schritt deutlicher umrissen. Langsam nahm das hier verwurzelte Leben Gestalt und Form an und zeichnete sich vom weiten Hintergrund des Tales ab. Die Bäume waren riesenhaft, gebeugt und altersgrau und irgendwie im Vergleich zu der Art, wie die Hand der Natur sie erschaffen hatte, entstellt. Zwischen ihnen wuchsen dicke Stengel von Unkraut und Gestrüpp zu unverhältnismäßiger Größe heran, und Ranken drehten und wanden sich um alles wie kopf- und schwanzlose Schlangen. Die Farbe dieses Dschungels war kein lebhaftes Frühlingsgrün, sondern ein stumpfes Grau, das die Tönung von etwas im Winter Erfrorenem trug.
    Und doch war die Hitze unerträglich. Für Brin fühlte sich der Maelmord an, als ob an einem Tag im Hochsommer die Erde aufgerissen, das Gras braun verbrannt und alles Wasser an der Oberfläche zu Staub verdunstet war. Hier nahm der scheußliche Gestank der Abwasserkanäle seinen Anfang, stieg in ekelerregenden Wogen von Boden und Dschungelblattwerk auf, hing in der stillen Nachmittagsluft und sammelte sich wie vergorene Suppe in der Schale des Berggesteins. Anfänglich war er selbst mit Coglines Salbe, die noch dick an ihren Nasenflügeln hing, fast nicht auszuhalten, doch nach einer Weile nahm sie ihn nicht mehr so wahr, als ihr Geruchssinn zum Glück betäubt war. Auf diese Weise paßte sich auch ihre Körpertemperatur an. Hitze und Gestank waren nicht mehr ganz so unerträglich, und es blieb nur noch der öde, faulige Anblick der Grube, der sich nicht verdrängen ließ.
    Da war auch noch das Zischen und das An- und Abschwellen des Laubwerks, als atmete ein Körper. Da war die Gewißheit, daß das gesamte Tal ein lebendiges Wesen darstellte, und trotz all seiner verschiedenen Teile, die zum Handeln, Denken und Fühlen fähig waren, ein einheitliches Ganzes. Und obgleich es keine Augen besaß, fühlte das Mädchen, wie es sie anschaute, beobachtete und abwartete.
    Doch sie ging weiter. Einen Gedanken an Umkehr konnte es nicht geben. Eine lange, beschwerliche Reise hatte sie an diesen Ort und in diese Zeit geführt und viele Opfer gefordert. Sie hatte Menschenleben gekostet, und die Charaktere jener, die überlebt hatten, waren für immer verändert. Sie selbst war nicht mehr das Mädchen, das sie gewesen war, denn der Zauber hatte sie zu etwas Neuem und Schrecklichem gemacht. Sie schreckte zusammen bei dem Eingeständnis, das sie nun rücksichtslos treffen konnte. Sie hatte sich verändert, und das hatte die Magie bewirkt. Sie schüttelte den Kopf. Nun, vielleicht hatte sie letztlich doch keine Veränderung erfahren, sondern lediglich eine neue Erkenntnis gewonnen. Vielleicht hatte ihr die Bekanntschaft mit dem erschreckenden Ausmaß der Macht des Wünschliedes nur das geoffenbart, was immer existiert hatte, und ihr gezeigt, wie sie immer gewesen war, ohne irgend etwas zu verändern. Vielleicht konnte sie es nur jetzt erst richtig verstehen.
    Die Überlegungen lenkten sie nur geringfügig vom dichten Maelmord ab, der nun mit einer letzten Biegung der Steintreppe des Croagh näherrückte und das Ende ihres Abstiegs anzeigte. Sie ging langsamer, musterte starr die Dschungelmasse unten, sah das bizarre Labyrinth von Stämmen, Ästen

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