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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zurückschaute und die Gegend beobachtete.
    Mehrere Stunden nach Tagesanbruch hörte der Wald auf und hügeliges Grasland kam als Schwelle zum fernen Blau des Hochlands in Sicht. Hier war es warm und behaglich und weniger beengend als im Wald, und Jair fühlte sich sogleich wohler. Als er weiter ins Grasland vordrang, kam ihm die Gegend allmählich bekannt vor. Er war diesen Weg genau vor einem Jahr gekommen, als Rone ihn zu seiner Jagdhütte direkt am Fuße des Hochlands mitgenommen hatte, wo sie sich eine Weile aufgehalten hatten und an den Nebelseen zum Fischen gegangen waren. Die Hütte lag weitere zwei Stunden östlich, aber sie bot ein weiches Bett und Schutz für den Rest des Tages, so daß er bei Einbruch der Dunkelheit seinen Weg wieder gestärkt fortsetzen könnte. Die Vorstellung von einem Bett gab den entscheidenden Ausschlag.
    Jair beachtete seine Erschöpfung gar nicht und marschierte weiter nach Osten durch das Grasland, während der Anstieg zum Hochland vor ihm immer breiter wurde, je näher er kam. Ein- oder zweimal schaute er zurück in die Landschaft, die er durchwandert hatte, doch die Gegend lag jedesmal verlassen da.
    Es war Mittag, als er die Hütte erreichte, ein aus Holzbalken und Stein gezimmertes Haus in einem hohen Kiefernbestand am Rande der Hochlandwälder. Die Hütte lag an einem Hang mit Blick über die Wiesenflächen, war jedoch selbst von den Bäumen verdeckt, bis man nur noch einen Steinwurf davon entfernt stand. Jair stolperte müde die Steintreppe zum Eingang hinauf und drehte sich zur Seite, um den Schlüssel zu suchen, den Rone in einer Steinritze zu verstecken pflegte, dann sah er, daß das Schloß erbrochen war. Vorsichtig hob er den Riegel an und spähte hinein. Das Haus war leer.
    Natürlich war es leer, brummelte er vor sich hin, und die Augen waren ihm schwer von Schläfrigkeit. Warum sollte es auch anders sein?
    Er schloß die Tür hinter sich, warf einen kurzen Blick über die makellose Ausstattung - Holz- und Ledermöbel, Regale mit Vorräten und Kochgeräten, Bierbar und Steinkamin - und schleppte sich dankbar den kurzen Flur auf der Rückseite des großen Wohnraums hinab, der zu den Schlafzimmern führte. Er blieb an der ersten Tür stehen, die er erreichte, hob den Riegel, schob sie auf und brach auf einem breiten, federgefüllten Bett zusammen.
    Innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.
     
    Es war schon fast dunkel, als er wieder aufwachte, der Herbsthimmel fiel tiefblau mit Streifen verlöschenden, silbernen Sonnenscheins durch den Vorhang des Schlafzimmerfensters. Ein Geräusch hatte ihn geweckt, ein leises Schlurfen - Stiefel, die über Holzbohlen schlichen.
    Ohne nachzudenken war er auf den Beinen, trat noch halb schlafend zur Zimmertür und spähte hinaus. Der dunkle Raum im vorderen Teil der Hütte stand leer und lag in Finsternis. Jair blinzelte und starrte durch den Dämmerschein. Dann sah er etwas anderes.
    Die Haustür stand offen.
    Ungläubig trat er hinaus in den Flur und zwinkerte aus schläfrigen Augen.
    »Na, schon wieder auf einem Spaziergang, Junge?« erklang eine vertraute Stimme hinter ihm.
    Wie von Sinnen wirbelte er herum - und doch viel zu langsam. Etwas schlug von der Seite gegen sein Gesicht. Funken sprühten vor seinen Augen. Er fiel zu Boden und in die Finsternis.

Kapitel 5
    Noch herrschte Sommer dort, wo der Mermidon aus dem Callahorn strömt und sich in breitem Fluß in den Regenbogensee ergießt. Es war grün und frisch, eine Mischung aus Weideland und Wäldern, Hügelland und Bergen. Wasser aus dem Strom und seinem Dutzend Zuflüssen speiste die Erde und hielt sie feucht. Dunst vom See zog mit jedem Sonnenaufgang nordwärts, zerstreute sich, legte sich über das Land und spendete über den Sommer hinaus Leben. Süße, feuchte Düfte erfüllten die Luft, und vom Herbst war noch lange nichts zu ahnen.
    Brin Ohmsford saß allein auf einer Anhöhe mit Blick auf die Flußmündung in den See und genoß den Frieden. Der Tag war fast vorüber, die Sonne ein strahlendes, rotgoldenes Feuer am westlichen Horizont, deren Licht die silbernen Wasser, die sich vor ihr dehnten, karmesinrot tönte. Kein Wind wühlte die Ruhe des hereinbrechenden Abends auf, und die Seeoberfläche lag glatt wie ein Spiegel. Hoch über ihr spannte sich der wundersame Regenbogen, dem der See seinen Namen verdankte, von Ufer zu Ufer und hob sich mit seinen intensiven Farbstreifen vom aufziehenden Abendgrau am dunkler werdenden östlichen Himmel ab. Kraniche und Gänse

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