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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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daß man das Gewässer überquert hatte - man mußte ja nicht, darin bestand ein weiterer Trick - so müßte er auf der anderen Seite erst einmal die Spur wiederfinden. So würde der klügste Verfolgte - und hier wies das Spiel geniale Züge auf - stromaufwärts waten und dann im tiefen Wasser schwimmen, so daß er genau an der gleichen Stelle am anderen Ufer herauskäme, wo seine Spur geendet hatte. Und weil der Verfolger wüßte, daß man stromabwärts getrieben wird - wo also würde er suchen? Er würde nicht daran denken, stromaufwärts nachzuschauen.
    Jair war durch diese kleinen Tricks immer beeindruckt gewesen und war entschlossen, sie nun auszuprobieren. Vielleicht wurde er gar nicht verfolgt, aber er konnte sich dessen nicht sicher sein. Er war noch immer zwei Tagesreisen von Leah entfernt. Aber notfalls würde ihm dieser Trick des alten Fährtensuchers einen weiteren Vorsprung verschaffen.
    Also zog er seine Stiefel aus, klemmte sie zusammen mit dem Floß unter einen Arm und watete dann mehrere hundert Meter stromaufwärts, wo das Flußbett sich verengte. Er beschloß, daß das weit genug war. Er zog den Rest seiner Kleider aus, legte sie auf das Floß und stieß sich ab ins kalte Wasser des Flusses.
    Die Strömung erfaßte ihn fast auf der Stelle und zerrte ihn schnell stromabwärts. Er ließ sich mit ihr treiben, schwamm mit ihr und hielt das Floß mit der freien Hand fest, um so im Winkel auf das andere Ufer zuzuhalten. Holzstückchen und Ästchen von Büschen trieben an ihm vorüber und fühlten sich rauh und kalt an, und die Geräusche des Waldes gingen im Rauschen des Wassers unter. Der abendliche Himmel über ihm wurde dunkler, als die Sonne hinter den Bäumen verschwand. Jair schwamm beständig weiter, und das gegenüberliegende Ufer rückte näher.
    Dann schließlich berührten seine Füße den Boden, traten in den weichen Schlamm, und er richtete sich auf, wobei die Abendluft kalt seine Haut streifte. Er schnappte sich seine Kleider von dem Floß, stieß es zurück in die Strömung und sah zu, wie es fortgetrieben wurde. Einen Augenblick später stand er auf trockenem Land, rieb das Wasser von seinem Körper und schlüpfte wieder in seine Kleider. Insekten schwirrten an ihm vorüber und summten leise in der Dunkelheit. Auf dem Ufer, von dem er gekommen war, verblaßten die Bäume im zunehmenden Abenddunst zu schwarzen Strichen. Und plötzlich bewegte sich etwas zwischen jenen dunklen Stämmen.
    Jair blieb wie versteinert stehen und hielt den Blick auf die Stelle geheftet, von der die Bewegung gekommen war. Doch nun war es fort, was immer es auch gewesen war. Er atmete tief ein. Es hatte für einen kurzen Augenblick wie ein Mensch ausgesehen.
    Vorsichtig und langsam wich er zurück in den Schutz der Bäume hinter sich, beobachtete dabei immer noch das andere Ufer und wartete, daß sich wieder etwas bewegte. Nichts geschah. Er zog sich eilends fertig an, überprüfte, ob die Elfensteine sich noch sicher in seinem Hemd befanden, drehte sich dann um und trabte lautlos in den Wald. Wahrscheinlich hatte er sich getäuscht, sagte er sich.
    Er marschierte die ganze Nacht und verließ sich wieder auf Mond und Sterne, die an kleinen Stellen am Himmel über dem Wald zu sehen waren, um ihm die richtige Richtung zu weisen. Er ging langsam, wo der Wald sich lichtete und war sich nun weniger sicher als zuvor, daß niemand ihn verfolgt hatte. Solange er alleine gewesen war mit der Erinnerung an jene wenigen Augenblicke in ihrem Haus mit diesem schwarzen Wesen hinter der Wand, hatte er sich sicher gefühlt. Aber die Vorstellung, daß da hinten etwas oder jemand war und ihn verfolgte, brachte das Gefühl von Panik zurück. Er schwitzte trotz des kühlen Herbstabends, und alle seine Sinne waren durch die Furcht geschärft. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Brin zurück, und er stellte sich vor, daß sie genauso alleine war wie er - alleine und gejagt. Er wünschte, sie wäre bei ihm.
    Als die Sonne aufging, war er immer noch auf den Beinen. Er befand sich immer noch im Duln, und noch immer beherrschte ihn ein unbehagliches Gefühl. Er war müde, aber nicht so müde, daß er das Bedürfnis empfunden hätte, auf der Stelle zu schlafen. Er ging weiter, während die Sonne vor ihm in goldenem Dunst aufging und dünne Streifen Helligkeit ins Grau des Waldes sickerten, daß trockene Blätter und smaragdgrünes Moos in Regenbogenfarben schillerten. Er beobachtete sich selbst, wie er von Zeit zu Zeit immer wieder

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