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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wo er war, und empfand ein vages Unbehagen. Er brauchte einen Augenblick, bis ihm wieder einfiel, wo er sich befand und was ihn hierher geführt hatte. Dann sah er, daß der Tag zu Ende ging und war höchst besorgt darüber, daß er so lange geschlafen hatte. Er hatte nur bis Mittag liegenbleiben wollen, ehe er seine Flucht weiter in Richtung Osten fortsetzte. Ein ganzer Tag war zu lange; er gab seinen Verfolgern zuviel Zeit, ihn einzuholen.
    Er ging hinunter ans Flußufer, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um ganz zu sich zu kommen, und suchte dann etwas zu essen. Er hatte seit vierundzwanzig Stunden nichts mehr zu sich genommen, wurde ihm plötzlich klar, und er wünschte plötzlich, er hätte sich bei seiner Flucht einen Augenblick länger Zeit gelassen, um einen Laib Brot und etwas Käse einzupacken. Als er den Boden zwischen den Bäumen absuchte, entschlossen, sich mit Beeren und Wurzeln zufriedenzugeben, dachte er unwillkürlich wieder über seine vermutlichen Verfolger nach. Vielleicht machte er sich umsonst Sorgen. Vielleicht jagte ihm gar niemand hinterher. Was sollten sie schließlich von ihm wollen? Allanon suchten sie doch. Soviel hatte der Gnom ihm ja verraten. Vermutlich waren sie nach seiner Flucht aus dem Tal ihres Weges gezogen, um anderswo nach dem Druiden zu fahnden. Wenn das stimmte, rackerte er sich für nichts und wieder nichts ab.
    Allerdings, wenn er sich täuschte…
    Wilde Beeren waren im Herbst eine Seltenheit, so daß Jair seine Mahlzeit weitgehend aus genießbaren Wurzeln und ein paar wilden Rhabarberstangen zusammenstellen mußte. Trotz seiner allgemeinen Unzufriedenheit mit der Verpflegung fühlte er sich nach Beendigung der Mahlzeit ganz zufrieden mit dem Verlauf der Dinge. Rone Leah hätte es nicht besser machen können, entschied er. Er hatte den Gnomen überlistet, die Elfensteine unter der Nase eines Wandlers und einer Patrouille von Gnomen-Jägern geborgen, die Flucht aus dem Tal geschafft und war nun erfolgreich unterwegs nach Leah. Er ließ sich einen Augenblick Zeit, sich das überraschte Gesicht seiner Schwester vorzustellen, wenn er ihr alles, was ihm widerfahren war, erzählen würde.
    Dann kam es ihm plötzlich und mit Schrecken in den Sinn, daß er gar nicht wußte, ob er Brin jemals wiedersehen würde. Allanon führte seine Schwester geradewegs ins Zentrum des gleichen Übels, das sein Zuhause in Besitz genommen und ihn aus dem Tal vertrieben hatte. Er mußte wieder daran denken, was er in der Gegenwart dieses Bösen empfunden hatte: jenes schreckliche, überwältigende Gefühl von Panik. Brin wurde zum Sitz jenes Bösen verschleppt, wo es nicht nur einen schwarzen Wandler gab, sondern viele. Und sie hatte dagegen nicht mehr aufzubieten als die Zauberkraft des Druiden und ihres Wunschliedes. Wie konnte Brin hoffen, etwas dergleichen! standhalten zu können? Und wenn sie entdeckt wurde, ehe es ihr gelang, zu dem Buch vorzustoßen?
    Er konnte es nicht zu Ende denken. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere standen die Geschwister einander sehr nahe. Er liebte sie und verabscheute die Vorstellung, daß ihr etwas zustoßen könnte. Er wünschte sehnlicher als je zuvor, man hätte ihm gestattet, sie zum Anar zu begleiten.
    Unvermittelt wandte er den Blick nach Westen, wo die Sonne in den Baumkronen versank. Das Licht ließ nun rasch nach, und es war höchste Zeit, den Fluß zu überqueren und die Reise ostwärts fortzusetzen. Er schnitt mit seinem langen Messer eine Reihe von Ästen ab und band sie mit Streifen von Kiefernrinde, damit sie ein kleines Floß bildeten, auf das er seine Kleider legen konnte. Er hatte keine Lust, mit nassen Kleidern durch die frostige Herbstnacht zu wandern, also würde er den Fluß nackt durchschwimmen und sich am anderen Ufer wieder anziehen.
    Sobald das Floß fertig war, trug er es hinab zum Flußufer und erinnerte sich plötzlich an das, was der alte Fährtensucher ihm beigebracht hatte. Sie hatten sich darüber unterhalten, wie man Verfolger abschüttelt. Wasser war das beste, seine Spuren zu verwischen, hatte der alte Mann in seiner rätselhaften Art erklärt. Man konnte Spuren durchs Wasser nicht folgen - es sei denn, natürlich, man war dumm genug zu versuchen, einen Verfolger im seichten Wasser abzuschütteln, wo die Fußspuren sich im Schlamm abzeichneten. Aber tiefes Wasser, ja, das war das beste. Die Strömung trug einen immer flußabwärts, und selbst wenn der Verfolger einem bis an das Ufer auf den Fersen blieb und wußte,

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