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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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nur auf andere Weise. Denn Allanons Leben war ebenfalls durch die Macht, über die er verfügte, und die Geheimnisse ihrer Anwendung bestimmt. Waren sein Verantwortungsgefühl auch höher entwickelt und seine Ansichten weniger egoistisch, so war er doch nichtsdestoweniger deren Opfer. Tatsächlich haftete Allanon bei all seinem rauhen, fast bedrohlichen Verhalten etwas eigentümlich Schwermütiges an. Sie dachte eine Weile über das Gefühl von Traurigkeit nach, das der Druide in ihr erweckte - eine Traurigkeit, wie ihr Vater sie. gewiß niemals empfunden hatte -, und fragte sich, wie es kam, daß sie sie so deutlich empfand.
    »Da bin ich wieder.«
    Sie drehte sich erschreckt um. Doch es war nur Rone, der zu ihr vom Lager in dem Kiefernhain unterhalb der Anhöhe heraufrief. Sie stand auf und machte sich auf den Weg nach unten.
    »Wie ich sehe, ist der Druide noch nicht wiedergekommen«, meinte der Hochländer, als sie zu ihm trat. Zwei Wildhühner hingen über seiner Schulter, und er ließ sie nun zu Boden gleiten. »Vielleicht haben wir Glück, und er kommt überhaupt nicht wieder.«
    Sie starrte ihn an. »Vielleicht wäre das gar kein so großes Glück.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das hängt davon ab, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.«
    »Dann erkläre mir, aus welchem du es siehst, Rone.«
    Er runzelte die Stirn. »In Ordnung. Ich traue ihm nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Wegen allem, was er zu sein beansprucht: Beschützer vor dem Dämonen-Lord und den Schädelträgern, Beschützer gegen die aus der alten Welt entfesselten Dämonen und jetzt auch noch Beschützer gegen die Mordgeister. Aber man beachte, daß er dazu stets die Unterstützung der Ohmsford-Familie und ihrer Freunde benötigt. Ich kenne die Geschichte auch, Brin. Es ist immer das gleiche. Er taucht unerwartet auf, warnt vor einer Gefahr, welche die Rassen bedroht und zu deren Ausräumung nur ein Mitglied der Familie Ohmsford beitragen kann. Denn die Ohmsfords sind die Erben des Elfenhauses von Shannara und der Zauberei, die damit zusammenhängt. Erst das Schwert von Shannara, dann die Elfensteine und jetzt das Wunschlied. Aber irgendwie stellen sich die Verhältnisse immer ein wenig anders heraus, als sie erscheinen, nicht wahr?«
    Brin schüttelte langsam den Kopf. »Was meinst du damit, Rone?«
    »Ich meine, daß der Druide aus dem Nichts auftaucht mit einer Geschichte, die ihm die Unterstützung von Shea oder Wil Ohmsford - und jetzt deine sichert, und jedesmal ist es das gleiche. Er erzählt immer nur das, was unumgänglich nötig ist. Er gibt nur so viel preis, wie er preisgeben muß. Den Rest behält er für sich; er verschweigt einen Teil der Wahrheit. Ich traue ihm nicht. Er spielt mit dem Leben von Menschen.«
    »Und du glaubst, daß er mit den unseren spielt?«
    Rone holte tief Luft. »Du nicht?«
    Brin schwieg einen Augenblick, ehe sie antwortete. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Also traust du ihm auch nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Der Hochländer starrte sie einen Augenblick lang an, ließ sich dann langsam ihr gegenüber am Boden nieder und schlug die langen Beine übereinander. »Wie ist es denn nun, Brin? Traust du ihm oder nicht?«
    Sie setzte sich ebenfalls. »Ich glaube, ich bin mir noch nicht ganz schlüssig.«
    »Was um der Katze willen suchst du dann hier?«
    Sie lächelte angesichts seiner offenkundigen Verachtung. »Ich bin hier, Rone, weil er mich braucht - soweit glaube ich, was man mir erzählt hat. Was alles übrige angeht, so bin ich mir nicht sicher. Jenen Teil, den er verschweigt, werde ich selbst herausfinden müssen.«
    »Wenn du kannst.«
    »Ich werde einen Weg finden.«
    »Es ist zu gefährlich«, warnte er ausdruckslos.
    Sie lächelte, stand auf und trat an die Stelle, wo er saß. Sie küßte ihn zärtlich auf die Stirn. »Deshalb wollte ich ja auch, daß du mich begleitest, Rone Leah - damit du mich beschützt. Bist du nicht aus diesem Grund mitgekommen?« Er lief scharlachrot an und murmelte etwas Unverständliches, so daß sie unwillkürlich lachen mußte. »Warum stellen wir diese Diskussion nicht zurück und beschäftigen uns erst einmal mit den Hühnern. Ich bin völlig ausgehungert.«
    Sie entfachte ein kleines Lagerfeuer, während Rone die Hühner rupfte. Dann brieten sie die Vögel und verzehrten sie zusammen mit einer kleinen Portion Käse und Bier. Sie aßen schweigend mit dem Rücken an den kleinen Hang gelehnt und sahen zu, wie der Abendhimmel dunkler wurde und die Sterne

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