Shannara III
Schulter, und sie fuhr herum. Es war Allanon, der sie zurückzog in den Schatten eines Alkovens, der zwei hohe Eisentüren umschloß.
Dann plötzlich, wie zur Antwort auf Brins unausgesprochene Frage - durchdrang ein Schrei schrill und heiser die Stille der Feste. Das Mädchen aus dem Tal wirbelte bei dessen Ertönen herum. Er kam aus dem Studierzimmer hinter ihnen. Der Gnom, den Rone bewußtlos geschlagen hatte, war wieder zu sich gekommen.
Nun waren überall Schritte zu hören, die über die Steinfliesen dröhnten und durch die Stille polterten. Überall erklangen Schreie. Rone Leahs Schwert blitzte dunkel im Zwielicht, und der Hochländer schob Brin hinter sich. Doch Allanon hatte inzwischen das Eisengatter öffnen können; mit einem Ruck zerrte er Brin und Rone außer Sicht und schlug die Türen hinter ihnen zu.
Sie standen auf einem schmalen Treppenabsatz und blinzelten durch einen Schleier rauchigen Lichts von Fackeln, die in Haltern über die ganze Länge einer Treppe brannten. Die Stufen zogen sich wie eine Schlange an den massiven Steinmauern des riesigen Turms entlang, der sich vor ihnen erhob. Gigantisch und schwarz schien er sich in ungeahnte Höhen zu erheben; doch zu ihren Füßen unterhalb des winzigen Absatzes, auf dem sie standen, führte er in die Erde wie in eine grundlose Grube. Bis auf den Absatz und die Treppe durchbrach nichts die glatte Oberfläche der Mauern, die sich ohne Anfang und Ende in undurchdringliche Finsternis dehnten.
Brin wich an die Eisentüren zurück. Das war der Turm der Festung, der die heilige Stätte der Druiden beherbergte. Jene, die einst mit Shea Ohmsford von Culhaven gekommen waren, hatten geglaubt, hier würde das Schwert von Shannara aufbewahrt. In seiner monströsen Dimension vermittelte er das Gefühl, der Brunnen eines Riesen zu sein, der durch die ganze Erde führte.
Rone Leah tat einen Schritt auf den Rand des Absatzes zu, doch Allanon zog ihn sogleich zurück. »Bleib zurück, Hochländer!« warnte er ihn im Flüsterton.
In der Burg wurden die Rufe und Schreie lauter, und das Getrappel von Füßen ertönte von überall. Allanon machte sich daran, die schmalen Stufen mit dem Rücken zur Turmmauer emporzusteigen.
»Bleibt unten«, rief er ganz leise zu ihnen herab.
Nach einem Dutzend Stufen gelangte er an den Rand der Treppe. Magere Hände hoben sich mit gekrümmten Fingern aus dem Innern seiner schwarzen Gewänder. Seinen Lippen entschlüpften Worte, die das Talmädchen und der Hochländer nicht verstehen konnten, und die kaum vernehmlich und vom Zorn gedämpft klangen.
Aus der Tiefe des Turmes erklang zur Antwort ein deutliches Zischen.
Die Arme des Druiden sanken langsam mit nach unten gewandten Handflächen und zu Klauen verkrampften Fingern herab. Dampf sickerte aus den Winkeln seines harten Mundes, quoll ihm aus Augen und Ohren und erhob sich von dem Stein, auf welchem er stand. Brin und Rone beobachteten das Ganze voller Entsetzen. Unter ihnen zischte es wieder aus der Grube.
Dann brach blaues Feuer aus Allanons Händen, ein riesiger Flammenstoß, der hinabschoß in die Finsternis. Er zog Funken hinter sich her, flackerte unten heftig auf, nahm plötzlich eine gespenstische grüne Tönung an und erstarb.
Im Turm kehrte Stille ein. Hinter den Eisentüren waren Alarmschreie und das schwache Poltern von Schritten in chaotischem Durcheinander zu vernehmen, doch innerhalb des Turms ertönte kein Laut. Allanon sackte gegen die Wand zurück, schlang die Arme eng um seinen Leib und senkte den Kopf, als litte er Schmerzen. Der Dampf, der aus ihm emporgestiegen war, hatte sich verflüchtigt, doch der Stein, auf welchem er stand und gegen den er sich lehnte, war rußgeschwärzt.
Dann zischte es noch einmal aus der Grube, und diesmal erbebte der Turm selbst von diesem rätselhaften Geräusch.
»Schaut in seinen Schlund hinab!« Allanons Stimme klang heiser.
Der Hochländer und das Mädchen aus dem Tal spähten vom Rand des Absatzes in die Grube. Tief drunten schlug brodelnder grüner Nebel wie flüssiges Feuer gegen die Wände des Turmes. Das Zischen, das er von sich gab, klang wie eine unheimliche, haßerfüllte Stimme. Langsam heftete sich der Nebel an die Mauern und zog durchs Gestein, als wäre es Wasser. Und dann begann er gemächlich höherzusteigen.
»Er kommt heraus!« wisperte Rone.
Der Nebel zog sich wie ein Lebewesen an den Felsquadern der Mauern empor. Meter um Meter krallte er sich höher zu der Stelle, wo sie standen.
Nun war Allanon
Weitere Kostenlose Bücher