Shannara III
erklangen Stimmen.
In dem Gewölbe stütze Allanon die Finger an die Granitwand und hielt den Kopf in tiefer Konzentration gesenkt. Unvermittelt verstrahlten seine Finger einen tiefblauen Schimmer durch den Stein. Dieses Glühen wurde zu Feuer, das lautlos durch den Granit loderte, aufflackerte und erlosch. Wo sich zuvor die Granitwand befunden hatte, waren nun Regale mit dicken, ledergebundenen Büchern zu erkennen: die Geschichtsbücher der Druiden.
Im Korridor hinter dem Studierzimmer rückten die Stimmen näher.
Rasch hob Allanon einen der dicken Bände von seinem Platz auf den Regalen und trug ihn zu einem leeren Holztisch in der Mitte der Kammer. Er legte das Buch auf den Tisch und schlug es auf. Er blieb stehen und begann, es schnell durchzublättern. Er fand fast sogleich, was er suchte, und beugte sich tief hinab, um zu lesen.
In die gedämpften, rauhen Stimmen draußen mischte sich nun das Poltern von Stiefeln. Hinter jener Tür trappten mindestens ein halbes Dutzend Gnomen.
Brin formte mit den Lippen lautlos Rones Namen, und ihre Augen waren im Schein der Fackeln von Furcht erfüllt. Der Hochländer zögerte, dann reichte er ihr rasch seine Fackel und zog das Schwert von Leah. Mit zwei Schritten war er an der Tür und schob den Riegel vor. Die Stimmen und die polternden Füße gingen vorüber und weiter - bis auf eine. Eine Hand machte sich an dem Riegel zu schaffen und wollte die Tür öffnen. Brin trat noch weiter in die Dunkelheit des Studierzimmers zurück und betete, daß, wer immer da draußen stünde, nicht das Licht ihrer Fackel sah oder sie roch und daß die Tür sich nicht öffnen würde. Der Riegel wurde noch einen Augenblick gerüttelt. Dann begann derjenige draußen, es mit Gewalt zu versuchen.
Unvermittelt zog Rone Leah den Riegel zurück, riß die Tür auf und zerrte einen verdutzten Gnomen herein. Der stieß einen überraschten Aufschrei aus, ehe ihn der Knauf vom Schwert des Hochländers am Kopf traf und er bewußtlos zu Boden fiel.
Eilends schloß Rone die offene Tür zum Arbeitszimmer, verriegelte sie wieder und trat zurück. Brin rannte zu ihm. Im Gewölbe stellte Allanon den Band, in dem er gelesen hatte, an seinen Platz auf dem Regal zurück. Mit einer schnellen kreisenden Handbewegung vor den Werken der Druidengeschichte verwandelte er die Bücherborde wieder in die Granitwand. Er riß seine Fackel aus dem Halter, eilte aus dem Gewölbe, schob das Regal zurück, das seinen Zugang verbarg, und winkte dem Hochländer und dem Mädchen, ihm zu folgen. Dann schlüpfte er in den Gang, durch den sie gekommen waren. Einen Augenblick später lag das Studierzimmer hinter ihnen.
Sie gingen zurück durch das Labyrinth von Tunneln und schwitzten nun vor Angst und Anstrengung. Alles um sie her war wie zuvor, die Gesprächsfetzen, die hier und da erschollen, und das tiefe Stampfen der Feuerung, das von irgendwo unten wie ferner Donner heraufklang.
Dann hieß sie Allanon erneut stehen zu bleiben. Vor ihnen befand sich eine weitere mit Staub und Spinnweben verklebte Tür. Wortlos gab der Druide ihnen Zeichen, ihre Fackeln im Staub des Ganges auszudrücken. Sie kehrten in die Festung zurück.
Sie traten aus der Finsternis in einen hell von Fackeln erleuchteten Saal, der nur so strahlte vor Messing und poliertem Holz. Obgleich alles in der alten Burg mit Staub überzogen war, schimmerte das Putzwerk noch durch die Schichten wie kleine Flämmchen in geschecktem Schatten. Eine große Halle dehnte sich ins Dunkel, deren Eichenwände dicht behangen waren mit Tapisserien und Gemälden, derart angebracht, daß die Schmuckwerke eines anderen Zeitalters sie in hohe Nischen aufteilte. Mit dem Rücken flach an den schmalen Eingang gelehnt, sahen der Hochländer und das Talmädchen sich rasch um. Die Halle war leer.
Eilig führte Allanon sie links den verdunkelten Korridor hinab, huschte von einem Schatten zum nächsten, vorbei an kleinen Lichtkreisen rauchiger Fackeln und am Schimmern der Nacht, das dunkelgrau durch hohe, gitterverzierte Fenster fiel, die sich im Bogen über die Brüstung draußen himmelwärts spannten. Eine seltsame Lautlosigkeit hing in den Sälen der alten Festung, als wäre plötzlich alles Leben außer dem ihren erstickt worden. Nur das beständige Brummen der Maschinen unten durchbrach die Stille. Brins Blick schoß suchend von der verdunkelten Halle zum fackelerleuchteten Eingang. Wo steckten die Mordgeister und die Gnomen, die sie befehligten? Eine Hand griff nach ihrer
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