Shannara III
Culhaven untergebracht waren. Die zwölf Ratsmitglieder saßen hinter einem langen Tisch auf einem Podium am Ende des Saales und blickten auf die Bankreihen hinab, welche durch breite Gänge getrennt waren; sie führten zu zwei großen Doppeltüren, durch welche man den Raum betrat. Durch diese Türen führte Garet Jax Jair und Spinkser. Alles außer dem vorderen Teil des Saales war in Dunkelheit getaucht; vorne warfen Öllampen ihr hartes, gelbes Licht auf die Bühne. Die Drei, die den Raum betraten, gingen bis zum Rand des Lichtscheins und blieben dort stehen. Eine Anzahl anderer hatten Plätze auf den Bänken vor dem Podium inne und hoben und drehten die Köpfe, als sie sich näherten. Ein Dunst von Pfeifenrauch hing über den versammelten Männern, und der beißende Geruch von brennendem Tabak erfüllte die Luft.
»Tretet vor!« rief eine Stimme.
Sie gingen weiter, bis sie auf Höhe der vordersten Bankreihe standen. Jair schaute sich voller Unbehagen um. Die Gesichter, die seinen Blick erwiderten, waren nicht nur die von Zwergen. Zu seiner Rechten saßen eine Handvoll Elfen und ein halbes Dutzend Grenzleute von Callahorn weit zu seiner Linken. Foraker war ebenfalls anwesend, und sein bärtiges Gesicht wirkte mürrisch und ernst, als er sich an die gegenüberliegende Wand lehnte.
»Willkommen in Culhaven«, erklang die Stimme erneut.
Der Sprecher erhob sich von dem Tisch auf dem Podium. Es war ein graubärtiger Zwerg fortgeschrittenen Alters mit rauhem, schroffem Gesicht, dessen gebräunte Haut faltig wirkte im kalten Licht der Lampen. Er stand in der Mitte der Ratsältesten.
»Ich bin Browork, Ältester und Bürger von Culhaven und Vorsitzender dieses Rates«, stellte er sich vor. Er hob die Hand und winkte Jair heran. »Tritt vor, Talbewohner.«
Jair trat ein oder zwei Schritte auf ihn zu, blieb stehen, betrachtete die Reihe der Gesichter, die auf ihn herabblickten. Sie wirkten alle recht alt und verwittert, doch ihre Augen waren noch schnell und aufmerksam, als sie ihn musterten.
»Dein Name?« fragte ihn Browork.
»Jair Ohmsford«, erwiderte er. »Aus Shady Vale.«
Der Zwerg nickte. »Was willst du uns vortragen, Jair Ohmsford?«
Jair schaute sich um. Die Gesichter rings um ihn her warteten gespannt - Gesichter, die er nicht kannte. Sollte er ihnen offenlegen, was er wußte? Er schaute zu dem Ältesten zurück.
»Du kannst offen sprechen«, versicherte ihm Browork, der seine Sorge spürte. »Alle hier Versammelten sind vertrauenswürdig; es sind alles Anführer im Kampf gegen die Mordgeister.«
Er setzte sich wieder langsam auf seinen Platz und wartete. Jair schaute sich noch einmal um, dann holte er tief Luft und begann zu sprechen. Schritt für Schritt enthüllte er alles, was seit Allanons Ankunft in Shady Vale vor jenen vielen Nächten geschehen war. Er berichtete - vom Erscheinen des Druiden, seiner Warnung vor den Mordgeistern, wie er Brin brauchte und von ihrem gemeinsamen Aufbruch nach Osten. Er schilderte die folgende Flucht, die Abenteuer, die ihm im Hochland und in den Schwarzen Eichen widerfahren waren, seine Begegnung mit dem König vom Silberfluß und die Prophezeiung dieser legendären Person. Er brauchte einige Zeit, bis er seine Erzählung zu Ende geführt hatte. Während er sprach, lauschten die Männer schweigend. Er konnte sich nicht dazu durchringen, sie anzusehen; er fürchtete sich vor dem, was er in ihren Gesichtern lesen könnte. Statt dessen starrte er auf die Narben und Höhlungen, die Broworks verwittertes Antlitz zeichneten, und in die tiefliegenden blauen Augen, die seinen Blick fest erwiderten.
Als er schließlich fertig war, beugte sich der Zwergenälteste langsam nach vorn, faltete die rauhen Hände auf dem Tisch vor sich und blickte Jair unverwandt an.
»Vor zwanzig Jahren kämpfte ich an Allanons Seite, um die Dämonen-Horden von der Elfenstadt Arborlon zurückzuschlagen. Es war eine schreckliche Schlacht. Der junge Edain Elessedil…« Er wies mit der Hand auf einen blonden Elf, der kaum älter war als Brin. »…war zu jener Zeit noch nicht auf der Welt. Sein Großvater, der große Eventine, war damals König der Elfen. Seinerzeit ging Allanon zum letzten Mal in den Vier Ländern um. Seither wurde der Druide nicht mehr gesehen, Talbewohner. Er ist nicht nach Culhaven gekommen. Er kam auch nicht ins Ostland. Was sagst du dazu?«
Jair schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, warum er diesen Weg nicht genommen hat. Ich weiß nicht, wohin er gezogen ist. Ich
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