Shannara III
sagte, daß ich nur für diesen Kampf mein Leben lang trainiert hätte - daß alle vorangegangenen Kämpfe mich nur auf diesen einen hatten vorbereiten sollen.«
Seine grauen Augen blitzten von der Leidenschaft seiner Worte. »Nachdem ich dann von deiner Vision gehört hatte, dachte ich, daß meine vielleicht ebenfalls vom König vom Silberfluß stammte. Doch was auch immer ihr Ursprung sein mochte, ich war mir völlig im klaren, daß die Stimme die Wahrheit sprach. Und ich wußte auch, daß es das war, wonach ich gesucht hatte: eine Chance, meine Geschicklichkeit im Kampf gegen eine Macht auf die Probe zu stellen, die größer war als alles, dem ich jemals entgegengetreten war, und zu sehen, ob ich wirklich der Beste wäre.«
Sie starrten einander im Dunkeln schweigend an. Was Jair in den Augen des anderen erkannte, ängstigte ihn - eine Entschlossenheit, und eine Zielstrebigkeit - und noch etwas. Eine Art Wahn. Eine kaum beherrschte, eisenharte Raserei.
»Ich möchte, daß du das richtig verstehst, Talbewohner«, flüsterte Garet Jax. »Ich beschloß, dich zu begleiten, um diese Vision zu finden. Ich werde dein Beschützer sein, wie ich geschworen habe. Ich werde dich unversehrt durch alle drohenden Gefahren bringen. Ich werde dich verteidigen, und wenn ich dabei mein Leben lassen sollte. Aber letzten Endes ist es die Vision, nach der ich strebe - mich an diesem Traum zu messen.«
Er machte eine Pause und rückte von dem Talbewohner fort. »Ich möchte, daß du das begreifst«, wiederholte er leise.
Er schwieg wieder und wartete. Jair nickte langsam. »Ich glaube, ich verstehe es.«
Garet Jax schaute wieder hinaus in den Regen und zog sich in sich selbst zurück. Er saß da, als wäre er alleine, sah zu, wie der Regen in dichten Schleiern fiel, und sagte nichts. Nach einer Weile stand er dann auf und tauchte zurück in die Schatten.
Jair Ohmsford blieb eine lange Weile, nachdem er gegangen war, sitzen und fragte sich, ob er es tatsächlich verstand.
Als sie am nächsten Morgen aufwachten, holte Jair den Sehkristall heraus, um zu erfahren, was aus Brin geworden war, seit er sie das letzte Mal gesucht hatte.
Regen und grauer Nebel verhüllten den Wald, als die Mitglieder des kleinen Trupps sich um den Talbewohner scharten. Er hielt den Kristall vor sich, damit alle sehen konnten, und begann zu singen. Leise und unheimlich erfüllte das Wunschlied die Stille der Dämmerung mit seinem Klang und schwoll durch das Plätschern des Regens auf der Erde an. Dann flackerte in der Kugel heftig und plötzlich Licht auf, und Brins Gesicht erschien. Sie blickte zu den Mitgliedern der Reisegesellschaft hervor und suchte nach etwas, das ihre Augen nicht finden konnten. Hinter ihr waren Berge, die sich finster und kahl gegen eine ebenso graue, bedrückende Dämmerung wie die ihre erhoben. Jair sang weiter und folgte dem Gesicht seiner Schwester, als die sich plötzlich umdrehte. Da waren Rone Leah und Allanon und hoben die erschöpften Gesichter zu einem tiefen, undurchdringlichen Wald.
Jair hörte zu singen auf, und die Vision war verschwunden. Er schaute besorgt in die Gesichter um ihn her. »Wo ist sie?«
»Das Gebirge sind die Drachenzähne«, brummte Helt leise. »Sie sind unverwechselbar.«
Garet Jax nickte und schaute Foraker an. »Und der Wald?«
»Das ist der Anar.« Der Zwerg rieb sein bärtiges Kinn. »Sie kommen hierher, sie und die anderen beiden, aber weiter nördlich, über den Rabb.«
Der Waffenmeister packte Jair bei den Schultern. »Als du den Sehkristall das letzte Mal benutzt hast, waren da meiner Ansicht nach doch die gleichen Berge - die Drachenzähne. Deine Schwester und der Druide befanden sich mitten in den Bergen; jetzt verlassen sie sie. Was hatten sie dort wohl zu schaffen?«
Es herrschte ein Moment des Schweigens, als die Männer einander anschauten.
»Paranor«, sagte Edain Elessedil plötzlich.
»Die Druiden-Festung«, stimmte Jair sogleich zu. »Allanon hat Brin in die Druiden-Burg mitgenommen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber wozu?«
Diesmal antwortete keiner. Garet Jax richtete sich auf. »Wir werden es nicht herausfinden, wenn wir hier hocken bleiben. Die Antworten auf derlei Fragen liegen im Osten.«
Sie erhoben sich. Jair schob den Sehkristall wieder unter sein Hemd. Sie setzten die Wanderung in den Anar fort.
Kapitel 16
Am vierten Tag nach ihrem Aufbruch aus Culhaven gelangten sie an den Keil.
Es war am späten Nachmittag, und der Himmel hing grau und bedrohlich über
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