Shannara III
Felswand befestigt und mit Zwergengeschick und -baukunst gegen die Wucht und Erosion des Windes gesichert war. Diesseits der Brücke verlief eine breite Felsplatte zurück zur Kammlinie, die dünn bewaldet und mit Wachfeuern der Gnomen im Schutz von improvisierten Windfängen und Leinenzelten überzogen waren. Überall hockten Gnomen - in dunklen Gruppen um die Feuer, innerhalb der Zehe, wo der Feuerschein ihre Silhouetten abzeichnete, und entlang der Felsplatte vom Kamm bis zur Brücke. Auf der anderen Seite der Schlucht, so daß sie in der Dunkelheit fast untergingen, patrouillierten ein Dutzend weitere auf einem schmalen Pfad, der vom Abhang über einen gemächlichen Anstieg zu einem weiten, bewaldeten Hang führte, der hundert Meter weiter in die Wildnis abfiel.
Zu beiden Enden der Bockbrücke standen Gnomen-Jäger Wache.
Die sechs, die auf dem Kamm kauerten, studierten die Szene unten lange Augenblicke, dann gab Garet Jax ihnen Zeichen, sich alle in die Deckung einer Ansammlung von Findlingen etwas unterhalb zurückzuziehen.
Sobald sie dort angelangt waren, wandte der Waffenmeister sich an Helt. »Können wir uns vorbeischleichen, sobald es dunkel ist?«
Der kräftige Mann schaute zweifelnd drein. »Vielleicht bis zur Brücke.«
Garet Jax schüttelte den Kopf. »Das ist nicht weit genug. Wir müssen an den Wachposten vorbei.«
»Einer könnte es schaffen«, meinte Foraker langsam, »unter der Brücke, an den Stützbalken entlangzukriechen. Wenn er schnell genug wäre, könnte er hinüberschleichen, die Wachposten überwältigen und die Brücke so lange halten, bis die anderen nachkommen.«
»Das ist Wahnsinn!« rief Spinkser plötzlich aus und schob sein derbes Gesicht ins Blickfeld. »Selbst wenn Ihr es irgendwie schafftet, auf die andere Seite zu gelangen - vorbei an diesen etwa zwölf Wachen - so wird euch der Rest innerhalb einer Minute auf den Fersen sein! Wie wollt ihr ihnen entkommen?«
»Zwergen-Erfindungsgabe«, knurrte Foraker langsam. »Wir bauen besser als die meisten, Gnom. Diese Brücke ist so montiert, daß sie kurzzeitig abgebrochen werden kann. Wenn man zu beiden Seiten die Pflöcke zieht, stürzt das ganze Ding in die Schlucht.«
»Wie lange braucht man, um die Pflöcke zu entfernen?« fragte ihn Garet Jax.
»Eine Minute, vielleicht zwei. Eine Zeitlang hat man erwartet, die Gnomen würden Capaal angreifen.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich bin allerdings besorgt, daß sie es jetzt getan haben und von niemand aufgehalten wurden. Und die Art, wie sie ihr Lager aufgeschlagen haben, läßt vermuten, daß sie keine großen Befürchtungen hegen, von der anderen Seite angegriffen zu werden.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich mache mir Sorgen um das Heer.«
Garet Jax wischte sich den Regen aus den Augen. »Sorge dich ein andermal darum.« Er warf den übrigen einen raschen Blick zu. »Hört genau her. Wenn es dunkel ist, wird Helt uns durch das Lager zur Brücke führen. Ich werde unter ihr auf die andere Seite kriechen. Sobald ich die Wachposten ausgeschaltet habe, kommen Elb, der Gnom und der Talbewohner herüber. Helt, Ihr und der Elfenprinz benutzt die Langbogen, um die Gnomen auf dieser Seite abzuwehren, bis die Pflöcke gezogen sind. Dann lauft herüber, wenn wir euch rufen, und wir versenken die Brücke.«
Elb Foraker, Helt und Edain Elessedil nickten kommentarlos.
»Dort drunten lagern über hundert Gnomen«, warnte Spinkser hitzig. »Wenn irgend etwas schiefgeht, haben wir nicht die geringste Chance.«
Foraker musterte den Gnomen kalt. »Das sollte Euch doch keine Sorgen machen, oder? Ihr könnt schließlich immer noch so tun, als gehörtet Ihr zu ihnen.«
Jair warf dem Gnomen einen raschen Blick zu, aber Spinkser wandte sich schweigend ab. Garet Jax stand auf.
»Von jetzt an keinen Laut mehr. Vergeßt nicht, was zu tun ist.«
Sie kletterten zurück auf die Kammlinie, duckten sich dann geduldig zwischen den Felsen und beobachteten, wie die Nacht herniedersank. Eine Stunde verstrich. Dann zwei. Noch immer ließ der Waffenmeister sie an Ort und Stelle warten. Dunkelheit legte sich über die ganze Schlucht, und Regen und Nebel strichen wie ein Schleier darüber hinweg. Die Kälte wurde beißender und durchdrang sie mit lähmender Schärfe. Unten zeichneten sich die Feuer der Gnomen-Jäger heller vor der Finsternis ab.
Dann hob Garet Jax seinen Arm, und der kleine Trupp erhob sich. Wie verstreute Nachtfetzen huschten sie von den Felsen davon und machten sich an den Abstieg
Weitere Kostenlose Bücher