Shannara III
schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin der Ansicht, ihm liegt etwas an dir. Und das macht ihm auch Angst. Fährtensucher können es sich nicht leisten, jemanden zu mögen - nicht wenn sie am Leben bleiben wollen.«
Jair starrte den Grenzbewohner einen Augenblick lang an. »Ihr scheint Euch Eurer Sache sicher zu sein.«
Der große Mann stand auf. »Das bin ich auch. Weißt du, ich war auch einmal Fährtensucher.«
Er drehte sich um und stapfte davon ins Dunkel. Jair starrte hinterdrein und fragte sich, was den Grenzbewohner zum Sprechen veranlaßt haben mochte, war aber nichtsdestoweniger ziemlich dankbar, daß er es getan hatte.
Die Dämmerung brach grau und freudlos an, und eine Masse wilder, dunkler Wolken fegte über den Morgenhimmel ostwärts. Der Wind peitschte Frost und Kälte aus dem Norden heran, daß ihnen von den heftigen Böen die Gesichter prickelten, und pfiff durch die gerippeartigen Stämme der Waldbäume. Blätter und Staub wirbelten um sie her, als sie ihren Marsch fortsetzten, und in der Luft hing schwer der Geruch von Regen.
Jair Ohmsford marschierte an jenem Tag zusammen mit Edain Elessedil. Der Elfenprinz gesellte sich beim Aufbruch zu ihm, sprach in seiner zwanglosen, unkomplizierten Art und berichtete Jair, was sein Vater, der König, ihm von den Ohmsfords erzählt hatte. Sie schuldeten Wil Ohmsford viel, erklärte der Elfenprinz, als sie zusammen die Köpfe gegen den Wind senkten und sich durch die Kälte vorankämpften. Wäre Wil nicht gewesen, hätte das Elfenvolk den Krieg gegen die Dämonen wahrscheinlich verloren, denn er hatte die Erwählte Amberle auf die Suche nach dem Blutfeuer geführt, damit das Samenkorn des legendären Ellcrys in seine Flammen gelegt und dann der Erde wiedergegeben werden konnte, um neu aufzuerstehen.
Jair hatte die Geschichte bestimmt schon tausendmal gehört, aber es war irgendwie anders, sie von Edain zu vernehmen, und er freute sich über die Erzählung. Er seinerseits schilderte dem Elfenprinzen seine bescheidenen Kenntnisse vom Westland, seines Vaters Bewunderung für Andor Elessedil und seine eigene starke Zuneigung zum Elfenvolk. Bei ihrem Gespräch entwickelte sich zwischen ihnen ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Vielleicht lag es an ihren gemeinsamen Elfenvorfahren, vielleicht auch nur an der Zugehörigkeit zur gleichen Altersgruppe. Edain Elessedil war in seiner Sprechweise gelegentlich wie Rone - mal ernst, mal heiter und begierig, Jair seine Empfindungen und Vorstellungen mitzuteilen - und rasch entwickelten sich freundschaftliche Bande.
Die Nacht brach herein, und die kleine Gruppe suchte Unterschlupf unter einem Felsvorsprung an einer Kammlinie, die den Silberfluß überschattete. Dort aßen sie zu Abend und schauten dem düsteren Lauf des Flusses nach, der an einer Reihe steiniger Hänge vorbeirauschte. Regen setzte ein, der Himmel wurde schwarz, und der Tag ging in eine unfreundliche Nacht über. Jair saß hinten in der Felsnische und spähte hinaus in die Dunkelheit; der Gestank des verunreinigten Flusses drang in seine Nase. Seit Culhaven hatte der Zustand des Flusses sich erheblich verschlimmert, das Wasser wurde immer schwärzer und erstickte schier unter der Flut von toten Fischen und Treibholz. Selbst die Pflanzen am Flußufer wiesen Zeichen des Verwelkens auf. Der Fluß wirkte schlammig und versandet, und der Regen, der unablässig herabplätscherte, schien willkommen, und sei es nur, um etwas von der Fäulnis fortzuspülen.
Nach einer Weile schliefen die Mitglieder der Gruppe allmählich ein. Wie immer hielt einer von ihnen für die übrigen Wache. Als erster war Helt an der Reihe. Der hünenhafte Grenzmann stand am anderen Ende des Felsüberhangs und war als gewaltiger Schatten vor dem schwachen Grau des Regens erkennbar. Er war lange Zeit Fährtensucher gewesen, hatte Edain Elessedil Jair erzählt - über zwanzig Jahre. Keiner sprach jemals darüber, warum er es nicht mehr war. Es hieß, er hätte einmal Familie gehabt, aber niemand schien zu wissen, was aus ihr geworden ist. Er war ein sanfter Mann, ruhig und ausgeglichen in seiner Sprechweise; aber er war auch ein gefährlicher Mann, ein geschickter Kämpfer und unglaublich stark. Und er besaß Nachtsicht - außergewöhnliche Sehkraft, die ihn befähigte, in der Dunkelheit so deutlich wie am hellichten Tag zu sehen. Darüber kursierten Geschichten. Nichts vermochte sich an Helt heran- oder vorbeizuschleichen.
Jair kauerte sich gegen die zunehmende Kälte in seine Decken. In der
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