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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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das Zeichen für den Abstieg zu geben, als ein Schwarm von Föderationssoldaten aus der Dunkelheit hinter ihnen auftauchte. Alle erstarrten. Par spürte, wie sich sein Magen vor lauter Entsetzen verkrampfte. Er ertappte sich bei dem Gedanken daran, daß er sie hätte spüren müssen, und wußte im gleichen Augenblick, daß er sie tatsächlich gespürt hatte.
    »Legt eure Waffen ab«, befahl eine Stimme.
    Einen Augenblick fürchtete Par, daß Padishar Creel lieber kämpfen werde, als sich zu ergeben. Die Blicke des Anführers der Geächteten flogen nach links und rechts, seine aufrechte Gestalt war starr. Aber die Zahl ihrer Gegner war überwältigend. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seinen Mund, und er ließ sein Schwert und sein langes Messer wortlos zu Boden gleiten. Die anderen der kleinen Gruppe taten es ihm gleich, und die Föderationssoldaten bildeten einen Ring um sie. Ihre Waffen wurden eingesammelt und ihre Arme auf dem Rücken zusammengebunden.
    »Einer ist noch unten in der Schlucht«, ließ einer der Soldaten ihren Anführer wissen, einen kleineren Mann mit kurzem Haar und dem Abzeichen eines Kommandanten auf seiner dunklen Uniform.
    Der Kommandant warf ihm einen kurzen Blick zu. »Schneide die Strickleiter durch und laß ihn abstürzen.«
    Die Strickleiter war in einer Sekunde durchschnitten. Geräuschlos fiel sie in die Tiefe. Par wartete auf einen Schrei, aber es kam keiner. Vielleicht hatte Blue seinen Abstieg bereits beendet. Er sah Coll an, der nur hilflos den Kopf schüttelte.
    Der Föderationskommandant wandte sich an Padishar Creel. »Du sollst wissen, Padishar Creel«, sagte er mit leiser, gemäßigter Stimme, »daß du von einem deiner eigenen Leute verraten worden bist.«
    Er wartete einen Augenblick auf eine Reaktion, aber es kam keine. Padishar Creels Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Nur seine Augen verrieten die Wut, die er irgendwie zurückzuhalten vermochte.
    Dann wurde die Stille von einem schrecklichen Schrei zerrissen, der aus der Tiefe der Schlucht aufstieg.
    Es ist Blue, dachte Par voll Entsetzen. Der Föderationskommandant warf einen flüchtigen Blick in die Schlucht und befahl, die Gefangenen abzuführen.
     
    Sie wurden im Gänsemarsch zum Wachhaus geführt. Par schleppte sich in der niederschmetternden Stille hinter den anderen her, Blues Schrei hallte in seinen Ohren nach. Was war mit dem Geächteten unten in der Schlucht geschehen? »Verraten«, hatte der Föderationskommandant gesagt. Aber durch wen?
    Er stolperte über eine Baumwurzel, raffte sich wieder auf und stolperte weiter. Alle möglichen Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher. Sie wurden sicher in das Föderationsgefängnis gebracht. Wenn sie erst einmal dort waren, war das große Abenteuer zu Ende. Dann gab es keine Suche mehr nach dem verlorenen Schwert von Shannara. Und auch an die Aufgabe, mit der Allanon ihn betraut hatte, würde er keinen Gedanken mehr verschwenden müssen. Keiner würde je wieder aus dem Föderationsgefängnis herauskommen.
    Er mußte fliehen. Wenn er es nicht tat, würden alle eingesperrt und vergessen werden. Nur Damson Rhee wußte, wo sie waren, und der Gedanke schoß Par durch den Kopf, daß sie die beste Möglichkeit gehabt hatte, sie zu verraten.
    Sein Atem ging langsamer. Seine Chancen zu entkommen würden nie wieder so gut sein wie jetzt. War er erst einmal im Gefängnis, würde eine Flucht sehr viel schwieriger sein. Vielleicht würde sich Padishar Creel bis dahin einen Plan überlegt haben, aber Par wollte dieses Risiko nicht eingehen.
    Er betrachtete die Lichter des Wachhauses, die zwischen den Bäumen des Parks schimmerten. Er hatte nur noch wenige Minuten. Er mußte es allein versuchen. Er mußte Coll und Morgan zurücklassen. Er hatte keine andere Wahl.
    Par atmete tief ein. Er wartete, bis sie an einem verwilderten Birkenwäldchen vorbeigingen, und stimmte dann das Wunschlied an. Er sang leise, ließ seine Stimme mit den Klängen der Nacht verschmelzen, verwandelte sie in ein Flüstern im Wind, in den Ruf eines Vogels, in das Zirpen einer Grille. Er ließ die Magie des Wunschliedes ausströmen, die die Wachen ablenkte, so daß sie ihre Augen von ihm abwandten und vergaßen, daß es ihn gab…
    Und dann machte er einfach einen Schritt in das Birkenwäldchen hinein und verschwand.
    Die Gefangenen marschierten ohne ihn weiter. Niemand hatte zur Kenntnis genommen, daß er verschwunden war. Falls Coll oder Morgan oder die anderen irgend etwas bemerkt hatten, ließen sie

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