Shannara IV
Padishar Creel den Männern zu, sich zu beruhigen. Er verlangte nach Buschwerk, das herbeigeschafft, angezündet und dann auf den Kriecher geworfen wurde - auch dies blieb ohne Wirkung. Rasend vor Wut, ließ er ein Faß mit siedendem Öl herbeibringen, dessen ausströmendes Öl angezündet wurde. Wie ein Raubtier fraß sich das Feuer am Felsen entlang und hüllte den herannahenden Kriecher in eine Wolke aus schwarzem Rauch. Aus den Reihen der Föderation erhoben sich Schreie, und die Trommeln verstummten. Die in der morgendlichen Luft aufsteigende Hitze war so erstickend, daß die Verteidiger gezwungen waren zurückzuweichen. Mit Steff und Teel an seiner Seite zog sich auch Morgan zurück. Steff schien auf seltsame Weise verwirrt.
Morgan half ihm zurücktreten. »Bist du krank?« fragte er flüsternd. »Steff, was ist los?«
Aber es schien nicht so, als wüßte der andere darauf eine Antwort. Er schüttelte einfach den Kopf. Dann brachte er mit Mühe die Worte heraus: »Feuer wird es nicht aufhalten. Das hat man schon versucht, Morgan. Feuer nützt gar nichts.«
Er hatte recht. Als die Hitze soweit nachließ, daß die Verteidiger zu ihren Brustwehren zurückkehren konnten, war der Kriecher immer noch da und kroch langsam weiter nach oben. Er hatte fast schon die Hälfte der Felswand erklommen. Er war jetzt so versengt und schwarz wie der Fels, an dem er hing, sonst jedoch unverändert. Das Trommeln der Föderationssoldaten unter ihnen hob wieder an.
Entsetzen erfüllte die Geächteten. Es war klar, daß jetzt keiner mehr daran glaubte, daß der Kriecher noch aufzuhalten war. Was sollten sie tun, wenn er vor ihnen stand? Konnten ihn, den Speere und Pfeile nicht verletzten, Schwerter aufhalten? Die zu Tode geängstigten Geächteten konnten sich den Ausgang des Kampfes ziemlich gut vorstellen.
Nur Axhind und seine Bergtrolle schienen von den Ereignissen um sie herum unberührt. Sie standen am äußersten Rand der Verteidigungslinien der Geächteten, wo sie mit kampfbereiten Waffen einen Vorsprung schützten, der von der Höhe über die Felswände hing. Sie schienen nicht nervös. Sie beobachteten Padishar Creel mit einem Ausdruck auf ihren Gesichtern, der besagte, daß sie gespannt auf seine nächsten Schritte warteten.
Padishar Creel hatte etwas entdeckt, das allen anderen entgangen war, und es ließ ihn erneut Hoffnung schöpfen. »Chandos!« schrie er, während er seine Männer zurück auf ihre Posten drängte, als er an den Brustwehren entlangschritt. Sein kräftiger, schwarzbärtiger Stellvertreter erschien. »Bringt mir das ganze Öl, das wir haben, Kochöl, Reinigungsöl, alles! Spar dir deine Fragen für später auf! Los, mach schon!«
Chandos machte den Mund zu und eilte davon. Padishar Creel schritt auf Morgan und die Zwerge zu. »Macht einen Aufzug fertig!« rief er seinen Männern zu. Dann hielt er unerwartet inne. »Steff, wie verhalten sich diese Kriecher auf schlüpfrigem Untergrund? Wie halten sie sich fest?«
Steff sah ihn verständnislos an. »Das weiß ich nicht.«
»Aber sie müssen sich doch festhalten, wenn sie klettern, oder nicht?« beharrte der andere. »Was passiert, wenn sie sich nicht festhalten können?« Er wandte sich ab, ohne auf eine Antwort zu warten. Der Morgen war drückend heiß, und der Schweiß rann ihm in Strömen über den Körper. Er streifte seinen Umhang ab und warf ihn gereizt zur Seite. Er schnappte sich von einem der anderen Geächteten einen Kreuzgürtel, schnallte ihn um, ergriff eine kurze Axt, schob sie durch eine der Gürtelschnallen und machte sich auf den Weg zu den Aufzügen. Morgan, der allmählich begriff, was der Geächtete vorhatte, folgte ihm. Chandos eilte herbei, gefolgt von einem Haufen von Männern, die Fässer von verschiedenen Größen herbeischleppten.
»Einladen!« lautete Padishars Befehl. Während sie einluden, legte er die Hände auf die breiten Schultern seines Stellvertreters. »Ich begebe mich mit dem Aufzug hinunter zu dem Klettermonster und schütte ihm das Öl über den Kopf.«
»Padishar!« Chandos war entsetzt.
»Hör mir zu! Der Kriecher kann nicht zu uns heraufkommen, wenn er nicht klettern kann, und er kann nicht klettern, wenn er sich nicht festhalten kann. Das Öl wird alles so rutschig machen, daß dieses Monster nicht mehr weiterkommt. Möglicherweise stürzt es sogar hinunter.« Er lächelte grimmig. »Wäre das nicht ein wunderschönes Ende der Geschichte?«
Mit einem entsetzten Ausdruck in den Augen schüttelte Chandos
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