Shannara IV
Kraft unschädlich gemacht werden.
Der Kriecher warf sich mitten in seine Angreifer. Die Pfähle und Speere zersplitterten. Die Männer, die unter ihn zu liegen kamen, starben noch im gleichen Augenblick, andere wurden von seinen Klauen in die Höhe geschleudert. Ein Teil der Befestigungsanlage des Zeigefingers brach unter dem Gewicht der Bestie zusammen. Die Geächteten wichen zurück, als er zwischen sie fuhr, Waffen, Ausrüstungen und Zelte zertrümmerte und seine Klauen nach allem ausstreckte, was sich bewegte. Schwerter und Messer sausten auf seinen Körper nieder, aber der Kriecher schien sich davon nicht beirren zu lassen. Er drängte unablässig weiter, griff nach den Männern, die vor ihm zurückwichen, zerstörte alles, was sich ihm in den Weg stellte.
»Es lebe die Freiheit!« ertönte ein gellender Schrei. »Zu mir!«
Padishar Creel war wie aus dem Nichts aufgetaucht, eine leuchtend rote Gestalt inmitten von Regen und Nebel, und scharte jetzt seine Männer um sich. Sie antworteten ihm mit wilden Schreien, während sie sich um ihn drängten. Eilig ließ er Gruppen bilden; die eine Hälfte griff den Kriecher mit riesigen Pfählen an, um seine Klauen abzuwehren, während die andere auf die Seiten und den Rücken des Monsters einhieb. Der Kriecher krümmte und wand sich, ging jedoch unaufhaltsam weiter.
Plötzlich waren Axhind und seine Bergtrolle da; ihre riesigen Körper waren von Kopf bis Fuß in Rüstungen gehüllt, und sie schwangen ihre gewaltigen Streitäxte. Als sie den Kriecher frontal angriffen, richteten sie ihre Äxte in erster Linie auf die Klauen. Drei von ihnen wurden von ihm schnell zerfetzt. Aber die anderen schlugen mit solcher Entschlossenheit auf ihn ein, daß sie seine linke Klaue zertrümmerten. Augenblicke später trennten sie sie vollständig vom Körper des Kriechers ab.
Dieser wurde langsamer. Der Boden hinter ihm war mit leblosen Leibern bedeckt. Unfähig, sich zu entscheiden, was er tun sollte, verharrte Morgan regungslos zwischen dem Monster und den Höhlen. Er sah, wie sich die Bestie aufrichtete, bis ihr Oberkörper in der Luft stand wie eine Schlange, die zum Angriff ansetzt. Die Geächteten und die Trolle wichen zurück.
Morgan sah sich nach Padishar Creel um, doch der Anführer der Geächteten war verschwunden. Kurz hielt er es für möglich, daß jener gefallen war. Der Regen rann über seine Stirn in seine Augen, und ungeduldig schüttelte er das Wasser ab. Seine Hand hielt den Knauf seines Breitschwertes fest umklammert, doch er verharrte noch immer unschlüssig.
Schritt für Schritt bewegte sich der Kriecher vorwärts, während er gleichzeitig nach links und rechts schielte, um sich vor möglichen Angriffen zu schützen. Ein einziger Schlag mit seinem Schwanz reichte aus, um mehrere Männer durch die Luft zu wirbeln. Speere und Pfeile flogen auf ihn zu und prallten an ihm ab. Stetig drang er weiter vor, wodurch die Verteidiger immer näher an die Höhlen gedrängt wurden. Bald würden sie keine Möglichkeit mehr haben, ihm auszuweichen.
Morgan Leah zitterte. »Tu etwas!« schrie es in seinem Kopf.
Im gleichen Augenblick erschien Padishar Creel in der Öffnung der größten Höhle und schrie seinen Männern zu, sich zurückzuziehen. Etwas Riesiges rumpelte quietschend und knarrend hinter ihm hervor. Zahlreiche Männer zerrten an Seilen, und das Ding nahm langsam Gestalt an. Als es aus dem Höhleneingang heraustrat und ins Licht kroch, konnte Morgan es endlich erkennen. Es war eine riesige hölzerne Armbrust.
Padishar Creel befahl den Männern, die sie zogen, sie gegenüber dem Kriecher in Stellung zu bringen. Obenauf stand Chandos, der mit Hilfe einer schweren Winde die Armbrustsehne zurückzog.
Der Kriecher zögerte, so als wolle er die Gefahr, die ihm von dieser neuen Waffe drohte, abschätzen. Doch dann kam er weiter auf sie zu.
Padishar Creel befahl, den ersten Pfeil abzufeuern, als die Bestie noch zwanzig Meter entfernt war. Der Pfeil flog in hohem Bogen zur Seite. Der Kriecher beschleunigte sein Tempo, während Chandos in aller Eile die Armbrustsehne erneut zurückzog. Wieder wurde ein Pfeil abgeschossen. Der Kriecher wurde mit solcher Wucht getroffen, daß er zur Seite fiel und einen Augenblick liegen blieb, ehe er sich wieder aufrichtete und seinen Weg fortsetzte.
Morgan erkannte, daß keine Zeit blieb für einen dritten Schuß. Der Kriecher war bereits zu nahe. Trotzdem blieb Chandos auf der Armbrust stehen und versuchte verzweifelt die Sehne ein
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