Shannara IV
Hauptstadt der Zwerge vor dem Krieg mit der Föderation. Als er fertig war, sah sie ihn kurz an, bevor sie sich wortlos umdrehte und in der Nacht verschwand.
Par blickte ihr verwirrt nach, zuckte dann die Schultern, sammelte den Rest des Holzes ein und legte sich schlafen.
Bei Tagesanbruch waren sie wieder unterwegs und marschierten durch die höheren Regionen des Wolfsktaag, dort wo der Wald sich zu lichten begann und der Himmel immer näher rückte. Auch dieser Tag war warm und hell. Der Wind strich sanft über ihre Gesichter.
Trotz alledem war Par unbehaglich zumute. Er hatte diese Empfindung während der zwei vorhergegangenen Tage nicht gehabt, aber an diesem Tag kroch sie in ihm hoch. Er wollte das Unbehagen abschütteln, indem er sich einzureden versuchte, daß es jeder Grundlage entbehrte. Die anderen schienen zufrieden. Selbst Teel, die nur selten eine Regung zeigte, machte den Eindruck, als wäre sie vollkommen frei von Sorgen.
Aus dem Morgen wurde Nachmittag, und Pars Unbehagen verwandelte sich langsam in das sichere Gefühl, daß sie verfolgt wurden. Unwillkürlich blickte er immer wieder zurück, ohne zu wissen, wonach er suchte. Über ihnen, zu ihrer Rechten, erhob sich der Bergkamm zu steilen, öden Felswänden und gefährlichen Schluchten, die nicht überquert werden konnten. Unter ihnen erhob sich dichter Wald. Par blickte ein letztes Mal über seine Schulter, und da sah er, wie sich etwas zwischen den Felsen bewegte. Er blieb auf der Stelle stehen. Die anderen sahen ihn an.
»Was ist los?« fragte Steff.
»Irgend etwas ist hinter uns«, sagte Par leise und hielt seinen Blick genau auf die Stelle gerichtet, wo er die Bewegung zuletzt ausgemacht hatte. »Da, in den Felsen.« Er zeigte mit dem Finger auf die Stelle.
Sie standen da, schauten eine geraume Zeit in alle Richtungen und sahen nichts. Der Nachmittag ging dem Ende zu, und die Schatten in den Bergen wurden länger, so daß es immer schwieriger wurde, im Halblicht irgend etwas zu erkennen.
Schließlich schüttelte Par den Kopf. »Vielleicht habe ich mich geirrt«, gab er zu.
»Vielleicht auch nicht«, erwiderte Steff und bedeutete ihnen weiterzugehen.
Teel ging voraus, und Steff bildete mit Par die Nachhut. Ein- oder zweimal bat er Par zurückzuschauen, und ein- oder zweimal blickte er selbst zurück. Obwohl Par das Gefühl nicht loswurde, daß irgend etwas hinter ihnen war, konnte er nichts erkennen. Sie überquerten einen Bergkamm, der von Osten nach Westen verlief, und machten sich an den Abstieg. Ihr Ziel lag im Schatten, und der Pfad zu ihren Füßen wand sich durch ein Labyrinth von Felsen.
Keiner sagte ein Wort. Par lief plötzlich ein Schauer über den Rücken.
Sie hatten die Felsen hinter sich gelassen und befanden sich auf einem offenen Pfad, der sie wieder nach oben führte, als das Ding endlich aus den Schatten heraustrat und sich zu erkennen gab. Steff sah es zuerst, stieß einen heftigen Schrei aus und brachte sie alle zum Stehen. Die Kreatur war hundert Meter hinter ihnen, zusammengekauert auf einen flachen Felsen. Sie ähnelte einem riesigen Hund oder Wolf mit einem mächtigen behaarten Oberkörper und einem entstellten Gesicht und hatte komische fette Beine, einen zylinderförmigen Rumpf, kleine Ohren und einen Schwanz. Ihre Kiefer, die größten Kiefer, die Par jemals gesehen hatte, lösten sich einmal voneinander, und Speichel lief heraus. Das Wesen begann auf sie zuzuschlendern.
»Geht weiter«, sagte Steff leise, und sie folgten dem Pfad.
»Was ist das?« fragte Morgan ganz leise.
»Man nennt es Nager«, antwortete Steff ruhig. »Es ist im tiefsten Teil des Anar, jenseits des Hadeshorns, zu Hause. Sehr gefährlich. Ich habe jedoch noch nie gehört, daß sich eines davon in den mittleren Anar verirrt hätte - ganz zu schweigen ins Wolfsktaaggebirge.«
»Du meinst wohl, bis jetzt«, murmelte Coll.
Sie erreichten eine Stelle, von der aus der Pfad nach unten in eine Mulde verlief. Die Sonne war verschwunden, die Sicht wurde immer schlechter. Das Ding hinter ihnen tauchte ganz unerwartet auf und verschwand wieder, und Par mußte unwillkürlich daran denken, was geschehen würde, wenn sie es völlig aus den Augen verloren.
»Ich habe noch nie von einem gehört, das sich an Menschen heranpirscht«, erklärte Steff plötzlich hinter ihm.
Die seltsame Verfolgung ging weiter, der Nager blieb ihnen weiterhin im Abstand von etwa hundert Metern auf den Fersen und hatte offensichtlich vor, die Dunkelheit abzuwarten,
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