Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Kinn in die Hände und starrte in die Dunkelheit hinaus.
    Er hatte fast eine Stunde lang so dagesessen, als das Geräusch an sein Ohr drang.
    Es war ein seltsames Geräusch, eine Art Summen wie von einem Schwarm von Bienen, gleichzeitig aber tiefer und rauher. Er hörte es, und dann war es auch schon wieder verklungen. Zuerst dachte er, es sei nur Einbildung gewesen. Doch dann hörte er es wieder, nur einen Augenblick, bevor es wieder verklang.
    Er stand auf und schaute sich zögernd um, bevor er langsam zum Weg hinüberging. Ein sternenklarer Himmel erhellte die Nacht. Der Wald um ihn herum schien leer. Er fühlte sich wieder sicher und schlenderte langsam um das Haus herum nach hinten. Unter einer alten Weide fand er zwei alte Bänke. Er ging darauf zu und lauschte noch einmal in die Dunkelheit, hörte aber nichts. Er nahm auf einer der Bänke Platz. Eine Zeitlang saß er nur da, starrte durch die hängenden Zweige der Weide, gab sich in der Dunkelheit seinen Tagträumen hin und lauschte der Stille der Nacht. Er mußte an seine Eltern denken und fragte sich, ob es ihnen gut ging, ob sie sich seinetwegen Sorgen machten. Shady Vale war nur noch eine verschwommene Erinnerung.
    Einen Augenblick schloß er die Augen, um die aufkommende Müdigkeit abzuschütteln. Als er die Augen wieder öffnete, stand die Moorkatze vor ihm.
    Der Schreck, der ihm in die Glieder fuhr, machte ihn unfähig, sich zu bewegen. Die Augen der Katze leuchteten goldfarben in der Nacht. Sie war das größte Tier, das Par jemals gesehen hatte, größer noch als der Nager. Sie war von Kopf bis Fuß pechschwarz, mit Ausnahme der Augen, die ihn unverwandt und ohne zu blinzeln anstarrten.
    Dann begann die Katze zu schnurren, und er erkannte, daß es dasselbe Geräusch war, das er zuvor gehört hatte. Die Katze drehte sich um, entfernte sich einige Schritte und blickte sich dann abwartend um. Da Par sie weiterhin nur anstarrte, kam sie unverzüglich zurück, um sich dann von neuem zu entfernen, innezuhalten und zu warten.
    Par wurde klar, daß sie darauf wartete, daß er ihr folgte. Geistesabwesend erhob er sich, machte ein paar Schritte in ihre Richtung, und die Katze ging weiter voran, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden war. Par hatte keine Mühe, der Katze zu folgen. Der Schreck ließ langsam nach und verwandelte sich in Neugier. Jemand hatte die Katze zu ihm geschickt, und er glaubte zu wissen, wer dieser Jemand war.
    Schließlich erreichten sie eine Lichtung, in deren Mitte sich mehrere Bäche in einen weiten, mondbeschienenen Teich ergossen. Die alten Bäume waren riesig, und ihre Zweige und Äste warfen ein kunstvolles Schattenmuster auf ihre Umgebung. Auf leisen Sohlen näherte sich die Katze dem Teich, trank daraus, setzte sich dann hin und sah Par an. Dieser blieb stehen.
    »Hallo, Par«, begrüßte ihn jemand.
    Par suchte kurz die Lichtung ab, bevor er den Sprecher, der auf einem knorrigen Baumstumpf saß und kaum von den Schatten um ihn herum zu unterscheiden war, ausmachen konnte. Der Mann erhob sich und trat ins Licht.
    »Hallo, Walker«, rief Par.
    Sein Onkel sah noch so aus, wie er ihn in Erinnerung hatte, aber andererseits auch vollkommen anders. Er war immer noch groß und schlank, seine Haut von einem erschreckenden Weiß, das einen Gegensatz zu seinem schulterlangen schwarzen Haar und seinem gestutzten Bart bildete. Seine Augen hatten sich ebenfalls nicht verändert; sie blickten immer noch durch einen hindurch. Schwieriger war es, das zu beschreiben, was sich verändert hatte. Es hatte größtenteils damit zu tun, wie Walker Boh sich gab, wenn er sprach, obwohl er bisher kaum gesprochen hatte. Es schien, als sei er von einer unsichtbaren Wand umgeben, durch die nichts hindurchdringen konnte.
    Walker Boh kam auf ihn zu und nahm Pars Hände in die seinen. Er trug Hosen, eine Tunika, einen kurzen Mantel und weiche Stiefel, alles von der Farbe der Erde und der Bäume. »Fühlst du dich in der Hütte wohl?« fragte er.
    »Onkel, was machst du hier draußen? Warum warst du nicht da, als wir angekommen sind? Du wußtest doch ganz offensichtlich, daß wir kommen.«
    Der Onkel ließ Pars Hände los und trat zurück. »Komm, setz dich zu mir, Par«, bat er und zog sich, ohne die Antwort seines Neffen abzuwarten, wieder in den Schatten zurück. Par folgte ihm, und beide ließen sich auf dem Baumstumpf nieder, auf dem Walker zu Anfang gesessen hatte.
    Walker betrachtete Par ausgiebig. »Ich werde nur mit dir sprechen«, sagte er leise.

Weitere Kostenlose Bücher