Shannara IV
die uns verfolgen, ebenfalls Angst haben. Es ist die Magie, vor der sie sich fürchten.« Er machte eine Pause. »Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber ich bin entschlossen, es herauszufinden.«
Ein Anflug von Überraschung zeigte sich in Walker Bohs Augen.
Par nickte. »Ja, Onkel, ich habe mich entschlossen, der Aufforderung der Träume zu folgen. Ich glaube, daß Allanon sie geschickt hat, und ich glaube, daß man sie beachten muß. Ich werde zum Hadeshorn gehen. Ich glaube, daß mir die Entscheidung jetzt erst klar geworden ist; das Gespräch mit dir hat mir zu dieser Entscheidung verholfen. Coll weiß noch nichts davon. Ich habe keine Ahnung, was er tun wird. Vielleicht kommt es soweit, daß ich allein gehe. Aber gehen werde ich, schon deshalb, weil ich glaube, daß Allanon mir sagen kann, welchem Zweck die Magie dienen soll.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht so sein wie du, Onkel. Ich kann nicht als Außenseiter leben. Ich will irgendwann wieder nach Shady Vale zurückkehren. Ich will mich nicht irgendwo anders niederlassen und noch einmal von vorne anfangen. Auf meinem Weg hierher habe ich Culhaven gesehen. Die Zwerge, die uns hierher begleitet haben, sind von dort. Die ganzen Vorurteile und die ganze Habgier, die Politik und die Kriege, der ganze Wahnsinn, von dem du sprichst, all das kann man dort erleben. Aber ich will im Gegensatz zu dir nicht davor weglaufen; ich möchte einen Weg finden, um dem allem ein Ende zu machen! Wie kann ich das erreichen, wenn ich einfach so tue, als gäbe es all das nicht?« Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Weißt du, ich frage mich, was wäre, wenn Allanon etwas wüßte, das den Lauf der Dinge ändern könnte. Was wäre, wenn er mir zeigen könnte, wie der ganze Wahnsinn beendet werden kann?«
Walker Boh erhob sich.
»Wirst du noch einmal darüber nachdenken?« fragte Par.
Walker sah ihn schweigend an, ging dann zum Teich in der Mitte der Lichtung, blieb stehen und schaute hinein. Als er mit den Fingern schnippte, tauchte wie aus dem Nichts Ondit auf und näherte sich ihm. Er drehte sich um und schaute zurück. »Viel Glück, Par«, war alles, was er sagte. Dann verschwand er, begleitet von seiner Katze, in der Nacht.
Kapitel 10
Par wartete bis zum Morgen, ehe er den anderen von seiner Begegnung mit Walker Boh erzählte. Er sah keinen Grund zur Eile. Walker hatte seine Absichten ganz klar zum Ausdruck gebracht, und es gab sowieso nichts, was einer von ihnen daran hätte ändern können. Par machte sich also auf den Rückweg zur Hütte, nahm seine Wache wieder auf, hing seinen Gedanken nach und wartete auf die Morgendämmerung.
Die Reaktionen der anderen waren gemischt, als er die Geschichte schließlich zum Besten gab. Morgan war entrüstet über Walkers Verhalten und erklärte, daß sie anstandshalber wenigstens ein Zusammentreffen verdient hätten. Überzeugt davon, daß der Mann noch nicht weit gekommen sein konnte, bestand er darauf, daß sie das Tal durchsuchten.
Steff war der Meinung, Walker Boh sei lediglich darauf bedacht, Schwierigkeiten möglichst aus dem Weg zu gehen. »Mir scheint, daß sein Verhalten, egal für wie ärgerlich man es halten mag, keineswegs außergewöhnlich ist«, erklärte er mit einem Achselzucken. »Schließlich habt ihr selbst gesagt, daß er sich hierher zurückgezogen hat, um allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Wenn er sich nun weigert, zum Hadeshorn zu gehen, tut er nur das, was er schon immer tun wollte.«
Teel hatte dazu, wie immer, nichts zu sagen. Coll meinte nur: »Ich wünschte, ich hätte mit ihm sprechen können.« Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt.
Obwohl es keinen Grund gab, länger zu bleiben, entschlossen sie sich, ihre Abreise um einen Tag zu verschieben. Der Mond war noch immer mehr als halb voll, und so hatten sie mindestens noch zehn Tage Zeit, bis sie am Hadeshorn sein mußten - falls sie überhaupt dorthin gingen. Ein Gespräch über ihr weiteres Vorgehen wurde vermieden. Par hatte sich bereits entschieden, ohne jedoch den anderen seine Entscheidung mitzuteilen. Die anderen warteten natürlich darauf, daß er sich äußerte. Während sie dieses Katz-und-Maus-Spiel weiterspielten, beendeten sie ihr Frühstück und beschlossen dann, Morgans Vorschlag aufzugreifen und das Tal ein letztes Mal zu durchsuchen. Auf diese Weise waren sie beschäftigt, während sie über die Auswirkungen von Walker Bohs Entscheidung nachsannen. Morgen früh würde immer noch genügend
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