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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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seine Selbstachtung zurückgegeben.
    Der alte Mann war sein Freund gewesen. Er hatte für ihn gesorgt, hatte sich auf eine Art um ihn gekümmert, die Walker, nach einiger Überlegung, als die Art erkannte, wie sich ein Vater um seinen Sohn kümmerte. Er hatte ihn unterwiesen und geleitet und war dagewesen, wenn er gebraucht wurde. Selbst als Walker reifer geworden war - und jener Abstand zwischen ihnen bestand, wenn Väter und Söhne sich als gleichberechtigt ansehen müssen, ohne es jemals selbst ganz zu glauben -, blieb Cogline so nahe bei ihm, wie Walker es zuließ. Sie hatten gekämpft und gestritten, sich mißtraut und beschuldigt und einander dazu herausgefordert, das zu tun, was richtig war, und nicht das, was leicht zu tun war. Aber sie hatten einander nie aufgegeben oder im Stich gelassen. Sie hatten niemals den Glauben an ihre Freundschaft verloren. Das Wissen um diese Tatsache half Walker jetzt.
    Manchmal war es leicht zu vergessen, daß der alte Mann vor diesem schon andere Leben gelebt hatte, einige, von denen Walker noch immer kaum etwas wußte. Cogline war einst jung gewesen. Wie war das gewesen? Der alte Mann hatte es niemals erzählt. Er hatte mit den Druiden gelernt - mit Allanon, mit Bremen, vielleicht auch mit jenen, die zuvor vergangen waren, obwohl er das niemals wirklich gesagt hatte. Wie alt war Cogline gewesen? Wie lange hatte er gelebt? Walker erkannte plötzlich, daß er es nicht wußte. Cogline war bereits ein alter Mann gewesen, als Kimber Boh ein Kind gewesen und Brin Ohmsford auf der Suche nach dem Ildatch nach Darklin Reach gekommen war. Das war vor hundert Jahren gewesen. Was Walker von jener Zeit wußte, hatte er von Cogline. Der alte Mann hatte über diese Zeit gesprochen, über das Kind, das er aufgezogen hatte, über den Wahnsinn, den er nachgeahmt und sich dann zu eigen gemacht hatte, darüber, wie er Brin und ihre Gefährten zum Maelmord geführt hatte, damit sie den Mord Wraiths ein Ende bereiten konnten. Walker hatte jene Geschichten gehört. Dennoch kannte er damit nur einen sehr kleinen Teil des Lebens des alten Mannes - einen Tag aus der Zeitspanne eines ganzen Jahres. Was war mit dem Rest? Welche Teile seines Lebens hatte Cogline versäumt zu offenbaren - welche Teile waren jetzt für immer verloren?
    Walker schüttelte den Kopf und schaute über die Bäume hinaus auf Paranor. Teile, die der alte Mann sicherlich nicht ungern vergessen hatte, entschied er. Walker beneidete Cogline nicht darum, daß er beschlossen hatte, sie geheimzuhalten. So geschah es mit dem Leben eines jeden. Alle Leute behielten Teile dessen, wer und was sie waren und wie sie gelebt hatten, für sich, Dinge, die nur ihnen gehörten, Dinge, die niemand sonst mit ihnen teilen sollte. Im Tode waren jene Dinge dunkle Höhlungen in den Erinnerungen jener, die weiterlebten, aber so mußte es sein.
    Er stellte sich das bärtige Gesicht des alten Mannes vor. Er lauschte in der Stille auf den Klang seiner Stimme. Cogline hatte lange Zeit gelebt. Er hatte unzählige Leben gelebt. Er hatte länger gelebt, als er hätte leben sollen, am Hearthstone errettet, um nach Paranor zu gelangen und dafür zu sorgen, daß es zurückgebracht würde, und er war so gestorben, wie er es sich erwählt hatte, hatte sein eigenes Leben aufgegeben, damit Walker das seine behalten konnte. Es wäre Walker falsch erschienen, dieses Geschenk zu beklagen, denn wenn er es beklagt hätte, hätte er damit nur seinen Wert vermindert. Cogline hatte gelebt, um miterleben zu können, wie er zu jenem Druiden umgewandelt wurde, der der alte Mann niemals geworden war. Er hatte gelebt, um seine Entwicklung bis zu den Träumen von Allanon und der Erfüllung von Brin Ohmsfords Vermächtnis zu führen. Und unabhängig davon, ob es nun zum Guten oder zum Schlechten geschehen war, Walker war dank Cogline sicher durch die Geschehnisse hindurchgelangt.
    Er spürte, wie ein Teil seiner Bitterkeit zu schwinden begann. Die Bitterkeit war falsch. Sich zu beklagen war falsch. Es gab Ketten, die einen festhielten und herabzogen. Nichts Gutes konnte daraus erwachsen. Was gebraucht wurde, waren Ausgewogenheit und Perspektiven, wenn die Zukunft eine Bedeutung haben sollte. Walker konnte sich erinnern - und sollte es auch tun. Aber die Erinnerungen waren dazu gedacht, das zu gestalten, was kam, die Möglichkeiten zu ergreifen, die vor ihm lagen, und sie den Zwecken zuzuführen, für die sie bestimmt waren. Er dachte erneut an die Druiden und ihre Machenschaften, an

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