Shannara VII
mittlerweile auf sieben Personen geschrumpft war - er selbst, Tay, Preia, Vree Erreden und weitere drei Krieger - durch das Gewirr aus Felsen und Bäumen auf die dunkle Spalte der Zwicker zu.
Den gesamten restlichen Tag kletterten sie. Tay sann wieder über die Aufgabe nach, die vor ihm lag. Er hätte sich beruhigen können, indem er sich einredete, daß auch die anderen aus der Gruppe die Verantwortung für die Beschaffung des Schwarzen Elfensteins trugen, aber es blieb die Tatsache, daß Bremen ausdrücklich ihm den Auftrag gegeben hatte, und nicht ihnen. Darüber hinaus war er der einzige Druide unter ihnen und der einzige, der eine Form der Magie beherrschte, die wirklichen Schutz bieten konnte, und somit auch am besten geeignet, den Elfenstein zu finden und zu bergen. Er hatte auch den anderen Teil von Bremens Vision nicht vergessen - die Gefahren, die das Versteck des Elfensteins umgaben, den Hinweis auf die dunklen Spiralen, die den Stein vor Dieben schützten, das unverkennbare Gefühl von etwas Bösem. Das Auffinden des Elfensteins, das war ihm klar, würde nur der erste Schritt sein. Ihn zu bergen, war der zweite, und das würde nicht ohne Risiko geschehen. Wenn der Elfenstein all die Jahrhunderte ungestört geblieben war, dann mußte er sehr gut geschützt sein. Vree Erreden und Preia Starle mochten ihm helfen, ihn zu finden, und Jerle Shannara und die Elfenjäger mochten ihm helfen, ihn zu bekommen, aber letztendlich fiel die Bürde ihm allein zu.
So soll es vermutlich auch sein, dachte er schließlich. Den größten Teil der vergangenen fünfzehn Jahre, beinahe sein gesamtes erwachsenes Leben, war er für solche Situationen ausgebildet worden. Genau das war der Sinn seiner Zeit auf Paranor gewesen, sofern sie überhaupt einen Sinn gehabt hatte. Nichts von dem, was er bisher geleistet hatte, war vergleichbar mit dem, was jetzt von ihm erwartet wurde. Wie die anderen Druiden hatte er die Zeit auf Paranor damit verbracht, sich in seine Studien zu vertiefen und Wissen anzueignen, und wenn er auch weiter an seinen Fähigkeiten gearbeitet hatte, hatte sein Leben doch zu einem überwiegenden Teil aus Sitzen bestanden. Fünfzehn Jahre lang hatte er in einer isolierten, weltabgeschiedenen Festung verbracht und sich nicht in die Geschehnisse der Welt eingemischt. Jetzt, wo seine Zeit auf Paranor beendet war, würde sich sein Leben für immer verändern, und genau hier in diesen Bergen, zwischen den Ruinen einer anderen Zeit, begann es, mit einem Talisman, den seit Beginn der Menschheitsgeschichte noch niemand gesehen hatte.
Er durfte also keinen Fehler machen - das war von außerordentlicher Wichtigkeit. Ein Fehler hieß, jede Hoffnung auf Vernichtung des Dämonenlords zu zerstören, ein Fehler verschloß die Möglichkeit, eine Waffe zu schaffen, die ihn würde vernichten können, und noch mehr, ein Fehler bedeutete auch das Ende von Tay Trefenwyds eigenem Leben. In einer Sache wie dieser würde es keine zweite Chance geben, keine Gelegenheit, zurückzugehen und es noch einmal zu probieren. Dieser Versuch würde alles auf die Probe stellen, woran er jahrzehntelang geglaubt, worauf er sich vorbereitet hatte.
Seine Sorgen nahmen zu. Die Gruppe war müde; sie war erschöpft davon, gejagt zu werden, wegzulaufen und sich zu verstecken, aus Fallen entkommen zu müssen, nicht schlafen zu dürfen und lange Stunden unterwegs zu sein. Sie hatten seit einer Woche nicht richtig gegessen, denn ihnen fehlten die Vorräte, die sie sich eigentlich hatten beschaffen wollen, und so lebten sie nur von dem, was sie während ihrer Flucht erlegen und finden konnten. Der Verlust ihrer Gefährten entmutigte sie, und die Angst, daß ihre Suche doch nicht erfolgreich wäre, nagte beständig an der harten Oberfläche ihrer Entschlossenheit. Niemand sprach darüber, aber sie war da, in den Gesichtern, in ihren Augen, in der Art ihrer Bewegungen, sichtbar für jeden, der es sehen wollte.
Die Zeit lief ihnen davon, dachte Tay Trefenwyd. Sie entschlüpfte ihnen wie Wasser, das durch zwei zum Becher geformte Hände tropfte, und wenn sie nicht aufpaßten, würde sie plötzlich ganz verschwunden sein.
Bei Einbruch der Nacht hatten sie den Zugang zum Paß erreicht und schlugen in einem kleinen Erlenwäldchen im Schutz der Berge ihr Lager auf. Hier, etwas weiter oben am Abhang, war es kühl, aber noch nicht richtig kalt. Die Felswände schienen die Hitze, die sich im Laufe des Tages im Paß sammelte, zu speichern; möglicherweise deshalb, weil
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