Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
strich durch Felsspalten und sprang über Staubkörnchen, die sie selbst aufgewirbelt hatte. Tay beeilte sich, die Geheimnisse der Welt, an denen sie vorbeikamen, so gut wie möglich zuzuordnen und einzuteilen. Er fand keine Spuren, die von anderem Leben zeugten, obwohl die Warnung oberhalb der Tür etwas anderes behauptet hatte. Nichts deutete darauf hin, daß überhaupt jemand oder etwas hier gewesen wäre, seit Jahren nicht, vielleicht auch seit Jahrhunderten. Dennoch hatte Tay das eindeutige Gefühl, daß irgend etwas ihn beobachtete und begutachtete und weiter vorne mit geduldiger und unerbittlicher Absicht auf ihn wartete.
    Die Treppe endete vor einer gewaltigen, zweiflügeligen Eisentür, die weder von Schlössern verriegelt noch von Magie bewacht wurde. In den Stein über dem verrosteten Rahmen waren die Worte KAU-MAGNA gemeißelt - aber nur diese Worte. Die anderen rückten näher. Auf Händen und Knien untersuchte Preia Starle den Boden vor den Türen, dann stand sie auf und schüttelte den Kopf. Hier war schon sehr lange niemand mehr gewesen.
    Tay untersuchte die beiden Türflügel und den Spalt dazwischen. Nichts geschah. Daraufhin trat er einen Schritt nach vorn, legte die Hände auf die großen Eisengriffe und drückte sie nach unten.
    Die Griffe gaben leicht nach, die Verriegelung löste sich, und die Türen schwangen in einem Bogen nach innen, als würden sie in vollkommenem Gleichgewicht gehalten. Trübes Licht strömte durch die Öffnung, als würde es durch eine regenverschmierte Glasscheibe gefiltert.
    Vor ihnen stand eine gewaltige Festung. Die Steinplatten waren so unglaublich alt, daß die Ecken und Kanten sich abgeschliffen hatten und die Oberflächen des Steins zersprungen waren und wirkten, als wären sie von Spinnenweben bedeckt. Es war eine wunderbare Konstruktion, ein Meisterwerk der Ausgewogenheit aus Türmen, aus miteinander verwobenen Brüstungen, die an jeder Ecke frei nach vorn und hinten hinausragten, aus einem Geflecht sich windender Stege, die an die Feinheit eines gewebten Teppichs erinnerten. Die Festung schraubte sich höher und höher empor, bis ihre höchsten Türme kaum noch zu erkennen waren. Berge rahmten sie ein, ragten durch ein Dach aus Wolken und Nebel in den Himmel. In den höheren Lagen wuchsen dicht an den Felswänden Bäume und Büsche, und Zweige und Ranken senkten sich nach innen auf die Turmspitzen, bündelten das Tageslicht zu kleinen, gebrochenen Strahlen. Hier lag die Ursache für den merkwürdigen Schimmer des Lichts, in jenem Filter aus Laub.
    Tay schritt über die Türschwelle und betrat einen gewaltigen Hof, der sich zu beiden Seiten hin ausbreitete und auf das zentrale Gebäude der Festung zulief. Jetzt erkannte er, daß ihr bisheriger Weg sie durch Gänge zwischen den äußeren Mauern der Burg geführt hatte. Verwundert starrte er auf die Mauern, die bis zu den Gipfeln aufstiegen, und er begriff, daß die Berge sich im Laufe der Zeit bewegt und die alte Festung immer mehr eingeschlossen und bedrängt hatten, bis die Wände rissig geworden waren und zerbröckelten. Einen Zentimeter nach dem anderen forderten die Berge den Boden zurück, auf dem die Burg erbaut worden war, und eines Tages würden sie sich für immer um sie schließen.
    Die Gruppe ging weiter und schaute sich wachsam um. Die Luft war feucht und muffig, sie trug den Gestank von Sumpf und Verfall mit sich. Dies war seltsam für einen so tief in den Bergen liegenden Ort. Allerdings waren sie, seit sie durch die Spalte am Eingang des Kraters hereingekommen waren, ein gutes Stück in die Tiefe hinabgestiegen, und Tay hielt es für möglich, daß sie sich jetzt dem Meeresgrund näherten und der Boden sumpfig sein könnte. Er schaute hinauf zu den weit über ihm an den Felsstücken hängenden Bäumen, Büschen und Ranken und erkannte, daß der Nebel beinahe ein Regen war. Er spürte die Feuchtigkeit auf seiner Haut. Er sah zu den Türen und Fenstern der Festung, schwarz gähnende Löcher im grauen Dunst. Eisenscharniere und Schlösser hingen einsam und nutzlos hinab, das Holz um sie herum war inzwischen verrottet und verschwunden. Feuchtigkeit hatte auch auf den Stein und Mörtel eingewirkt und ihn abgetragen und zerfressen. Tay schritt zu der Mauer des nächsten Turms und rieb mit der Hand über den Stein. Die Oberfläche bröckelte wie Sand unter seinen Fingern. Diese alte Festung, diese Kau-Magna vermittelte das unangenehme Gefühl, als würde sie beim nächsten starken Wind

Weitere Kostenlose Bücher