Shannara VII
bieten können. Du solltest wissen, daß die meisten hier deine Rückkehr nicht begrüßen.«
»Ich hoffe, Athabasca davon überzeugen zu können, daß die Situation es erfordert, die Streitigkeiten beiseite zu legen.« Bremen runzelte nachdenklich die Stirn. »Es kann doch nicht so schwer sein, das zu akzeptieren.«
Risca schüttelte den Kopf. »Das kann es und das wird es auch. Sei stark, Bremen. Gib nicht nach. Für ihn bist du in erster Linie eine Herausforderung seiner Autorität. Nichts, was du sagst oder tust, kann das ändern. Angst ist eine Waffe, die dir mehr dient als die Vernunft. Mach ihm die Gefahr deutlich, in der wir uns alle befinden.« Er sah Caerid an. »Würdest du etwas anderes raten?«
Der Elf zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
Risca schüttelte Bremen die Hand. »Wir können später weiterreden.«
Schon war er in den Schatten verschwunden. Wider Willen mußte Bremen lächeln. Stark an Körper und Geist, in Waffen und im Glauben, unnachgiebig in allen Dingen - so war Risca. Er würde sich niemals ändern.
Caerid und der alte Mann setzten ihren Weg fort; sie schlängelten sich durch spärlich beleuchtete Korridore und über Treppen und wanden sich immer tiefer in die Festung hinein, bis sie schließlich am Ende einer Treppenflucht auf einen Absatz stießen, von dem eine kleine, schmale, eisenbeschlagene Tür abging. Bremen hatte diese Tür in den Jahren, die er auf Paranor verbracht hatte, mehr als nur einmal gesehen. Es war der Hintereingang zu den Räumen des Hohen Druiden. Dahinter würde Athabasca auf ihn warten. Der alte Mann holte tief Luft.
Caerid Lock klopfte dreimal an die Tür, hielt inne und klopfte dann noch einmal. »Herein«, donnerte eine vertraute Stimme.
Der Befehlshaber der Garde stieß die schmale Tür auf und trat dann zur Seite. »Ich bin gebeten worden, draußen zu warten«, sagte er leise zu Bremen.
Dieser nickte; er war amüsiert über die ernste Miene des Elfen. »Ich verstehe«, sagte er. »Ich danke dir noch einmal, Caerid.«
Dann bückte er sich ein wenig und betrat durch den niedrigen Eingang das Zimmer.
Er kannte den Raum. Nur der Hohe Druide hatte Zugang zu dieser Kammer, es war der Ort, an den er sich zurückziehen oder unter relativer Geheimhaltung mit anderen treffen konnte. Der Raum war groß und hatte eine hohe Decke sowie hohe Fenster aus Buntglas. Kisten mit Papieren, Tagebüchern, Akten und jeder Menge Büchern standen herum. Massive, eisenbeschlagene Doppeltüren waren in der Mitte der gegenüberliegenden Wand eingelassen. Mitten im Raum stand ein gewaltiger Tisch, der für dieses Treffen geräumt worden war. Die polierte Holzoberfläche glänzte im Kerzenlicht.
Athabasca stand wartend hinter dem Tisch. Er war ein großer, schwergewichtiger und gebieterischer Mann mit wallendem weißem Haarschopf und kalten blauen Augen. Er trug den dunkelblauen Umhang des Hohen Druiden, in der Taille mit einem Gürtel zusammengebunden und frei von jeglichen Insignien. Statt dessen hatte Athabasca den Eilt Druin um den Nacken, ein Medaillon, das seit den Tagen Galaphiles das Amt des Hohen Druiden symbolisierte. Der Eilt Druin bestand aus Gold, das mit härtenden Metallen legiert war; Silberschmuck verzierte es zusätzlich. Er hatte die Form einer Hand, die eine brennende Fackel hochhielt. Hand und Fackel waren von Beginn an das Symbol der Druiden gewesen. Dem Medaillon wurden magische Kräfte nachgesagt, auch wenn noch niemand Zeuge dieser Magie geworden war. Die Worte »Eilt Druin« waren elfisch und meinten so etwas wie »Durch Wissen zur Macht«.
Ein Motto, das den Druiden einmal etwas bedeutet hatte. Eine weitere Ironie des Lebens, dachte Bremen müde.
»Ich bin erfreut, dich zu sehen, Bremen«, begrüßte Athabasca ihn mit tiefer Stimme. Es war der traditionelle Gruß, aber so, wie der Hohe Druide ihn vortrug, wirkte er hohl und gezwungen.
»Ich bin erfreut, dich zu sehen, Athabasca«, erwiderte Bremen. »Ich danke dir, daß du dich bereit erklärt hast, mich zu empfangen.«
»Caerid Lock war sehr überzeugend. Außerdem weisen wir jene, die einmal unsere Brüder gewesen sind, nicht von unseren Mauern zurück.«
Bremen trat an den Tisch. Er fühlte sich durch mehr als nur die breite polierte Fläche von Athabasca getrennt. Wieder wunderte er sich, wie dieser Mann es fertigbrachte, daß andere sich in seiner Gegenwart wie kleine Jungen fühlten. Obwohl Bremen ein paar Jahre älter als Athabasca war, kam es ihm unwillkürlich so vor, als
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