Shannara VII
Druiden, Athabasca.
Brona erinnert sich sicherlich noch daran, was im Ersten Krieg der Rassen zu seinem Sturz geführt hat. Wenn er beabsichtigt, die Vier Länder erneut zu erobern, und es sieht ganz danach aus, wird er zuerst versuchen, das zu zerstören, was ihn am meisten bedroht.
Die Druiden. Den Rat. Paranor.«
Athabasca schaute ihn einen Moment ernst an, dann ging er zu einem der Fenster und sah nach draußen. Bremen wartete einen Moment. »Ich möchte dich bitten, mich vor dem Rat sprechen zu lassen«, sagte er dann. »Gib mir die Chance, den anderen zu erzählen, was ich gesehen habe. Laß sie selbst über den Wert meiner Argumente entscheiden.«
Der Hohe Druide drehte sich wieder um; er reckte sein Kinn leicht in die Höhe, so daß es aussah, als würde er auf Bremen hinabsehen. »Wir sind eine Gemeinschaft innerhalb dieser Mauern, Bremen. Wir sind eine Familie. Wir leben miteinander, als wären wir Brüder und Schwestern, verbunden in dem einen Ziel unserer Handlungen - uns Wissen anzueignen über unsere Welt und darüber, wie sie funktioniert. Wir schätzen kein Mitglied unserer Gemeinschaft höher als ein anderes, wir behandeln alle gleich. Das ist etwas, das du niemals akzeptieren konntest.«
Bremen wollte protestieren, aber Athabasca brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Du hast uns aus freien Stücken verlassen. Du hast dich entschieden, deine Familie und deine Arbeit für persönliche Ziele aufzugeben. Deine Studien konntest du nicht mit uns teilen, denn sie überschritten die Grenzen, die wir errichtet hatten. Das Wohl eines einzelnen darf niemals das Wohl der Allgemeinheit ersetzen. Familien brauchen eine Ordnung. Jedes Familienmitglied muß die anderen achten. Als du uns verlassen hast, hast du die Wünsche des Rates bezüglich deiner Studien mißachtet. Du glaubtest es besser zu wissen als wir. Du hast deinen Platz in der Gemeinschaft aufgegeben.«
Er warf Bremen einen kalten Blick zu. »Und jetzt möchtest du zu uns zurückkommen und unser Anführer sein. Oh, bemühe dich nicht, es zu leugnen, Bremen! Was sonst solltest du sein, wenn nicht genau das? Du triffst mit Wissen hier ein, von dem du behauptest, daß nur du darüber verfügst, mit Studien der Macht, die nur dir bekannt sind, und mit einem Plan für die Rettung der Rassen, den nur du ausführen kannst. Der Dämonenlord existiert wirklich. Der Dämonenlord ist Brona. Der rebellische Druide hat die Magie rücksichtslos seinen Zwecken untergeordnet und sich die Trolle untertan gemacht. Sie alle werden gegen die Vier Länder marschieren. Du bist unsere einzige Hoffnung. Du mußt erklären, was wir tun sollen und uns dann anführen, wenn wir uns aufmachen, dieses Zerrbild deiner Vorstellung aufzuhalten. Du, der du uns so lange vergessen hast, mußt jetzt unser Leiter werden.«
Bremen schüttelte den Kopf. Er wußte bereits, wie alles enden würde, aber er unternahm trotzdem noch einen Vorstoß. »Ich würde niemanden anführen. Ich würde vor der Gefahr warnen, die ich entdeckt habe, und nichts weiter. Was danach geschieht, muß von dir entschieden werden, von dir als Hoher Druide, und vom Rat. Ich will nicht wieder Mitglied des Rates werden. Ich möchte nur, daß man mich anhört, und dann mache ich mich wieder auf den Weg.«
Athabasca lächelte. »Du hast immer noch denselben starken Glauben an dich selbst. Ich bin beeindruckt. Ich bewundere dich wegen deiner Entschlossenheit, Bremen, aber ich halte dich für fehlgeleitet und betrogen. Dennoch bin ich nur eine einzelne Stimme und habe nicht das Recht, in dieser Angelegenheit allein eine Entscheidung zu fällen. Warte hier, mit dem Befehlshaber der Garde. Ich werde den Rat zusammenrufen und ihn bitten, über dein Ersuchen abzustimmen. Wird er dich hören wollen? Ich werde es ihm überlassen.«
Er klopfte fest auf den Tisch, und die Hintertür ging auf. Caerid Lock kam herein und salutierte. »Bleib bei unserem Gast«, befahl Athabasca, »bis ich zurückkehre.«
Dann ging er durch die breiten Doppeltüren an der Vorderseite des Zimmers hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen.
Athabasca blieb beinahe vier Stunden fort. Bremen saß auf einer Bank vor einem der hohen Fenster und starrte in das diesige Licht des späten Nachmittags hinaus. Er wartete geduldig, wußte, daß er nicht viel mehr tun konnte. Er sprach eine Zeitlang mit Caerid Lock, erfuhr das Neueste über die Arbeit des Rates und entdeckte, daß sich wenig geändert hatte. Es war niederschmetternd, dies zu
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