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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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waren mehr Einzelheiten der Stadt zu sehen - Mauern und Dächer, aus Fenstern und Türeingängen scheinende Lichter, von Ratten durchstreifte Gassen und von Obdachlosen gesäumte Straßen, arbeitende Männer und Frauen, die sich durch einen Schleier aus Asche und Hitze bewegten und dennoch zielbewußt wirkten. Kinson schob die Gedanken an Mareth beiseite, da die Aufgabe, die vor ihm lag, seine ganze Aufmerksamkeit erforderte. Später würde Zeit für Mareth sein. Er ließ das Bild ihres auf ihm ruhenden Blicks noch einen Moment lang nachwirken, dann wischte er es fort.
    Er ging über eine der Hauptstraßen in die Stadt hinein, nahm sich Zeit, die Menschen um sich herum zu betrachten. Er war in einem Arbeiterviertel, mitten zwischen Läden und Lagerhäusern. Flache, von Eseln gezogene Wagen transportierten Metallreste zu den Öfen, damit sie dort geschmolzen und neu geformt werden konnten. Er warf einen abschätzenden Blick auf die von Rost verkrusteten, verwitterten Gebäude, vernachlässigt und teilweise halb zerfallen, und ging weiter. Er kam an einer Reihe kleinerer Schmieden vorbei, in denen jeweils nur ein einzelner Schmied mit primitiven Werkzeugen und Gußformen an Brennöfen arbeitete, die nur für kleinere Arbeiten gedacht waren. Er blieb nicht stehen, sondern ging weiter, vorbei an Schlackenhalden und Schrotthaufen, an Stapeln aus dem Holz alter Häuser, an ganzen Reihen verlassener Gebäude. Ein übler, durchdringender Geruch stieg aus dem Rinnstein und den Abfallhaufen auf. Kinson verzog angeekelt das Gesicht. Schatten flackerten auf und sprangen in dem Schein der Schmelzöfen und der Straßenlampen hin und her, kleine Geschöpfe, die in einem Moment aus ihrem Versteck herausschossen und im nächsten schon wieder verschwunden waren. Die Männer, die ihm begegneten, waren gebeugt und müde; sie waren ihr Leben lang Arbeiter, von einem Zahltag zum nächsten, bis der Tod ihre Seele zu sich nahm. Nur wenige machten sich die Mühe aufzuschauen, wenn er an ihnen vorüberging. Niemand sprach etwas.
    Er näherte sich der Stadtmitte. Es war kurz vor Mitternacht, und stickige, lähmende Hitze herrschte in den Straßen. Er warf einen Blick durch die Türen und Fenster der Bierhäuser und Tavernen, wägte ab, ob er hineingehen sollte oder nicht. Schließlich wählte er ein oder zwei Häuser aus, die seinem Zweck entgegenzukommen schienen, und trat ein, aber er blieb immer nur lang genug, um dem Gespräch zu lauschen, eine oder zwei Fragen zu stellen, ein Getränk zu bestellen, wenn er dazu aufgefordert wurde, und zog dann weiter. Wer machte die beste und schönste Schmiedearbeit in der Stadt? pflegte er zu fragen. Wer war der Meister seines Faches? Die Antworten unterschieden sich jedesmal, und die Gründe dafür unterschieden sich sogar noch mehr. Kinson merkte sich die Namen, die er mehr als nur einmal gehört hatte, und blieb an einer Reihe von mittelgroßen Schmieden stehen. Er wollte sie prüfen und schaute deshalb den dort arbeitenden Schmieden zu. Einige antworteten mit kaum mehr als einem gleichgültigen Grunzen, andere waren gesprächiger. Ein oder zwei gaben sogar wohlüberlegte Antworten. Kinson hörte zu, lächelte zustimmend und ging weiter.
    Mitternacht kam und verging.
     
    »Er wird heute nacht nicht mehr zurückkommen«, sagte Bremen, während er von dem Hügel auf die Stadt hinuntersah. Trotz der Hitze hatte er seinen Umhang eng um die schmale Gestalt gezogen.
    Mareth stand schweigend neben ihm. Sie hatten dem Grenzländer nachgesehen, bis er nicht mehr zu erkennen war, nur noch eine verschwindende Gestalt, die sich in der Dunkelheit auflöste. Selbst dann hatten sie sich noch nicht bewegt, sondern waren wie Wachen gegen die herannahende Nacht stehengeblieben. Am Himmel leuchteten Sterne und ein Viertelmond, die zwar von den Anhöhen aus, aber nicht von der rauchumhüllten Stadt weiter unten sichtbar waren.
    Bremen wandte sich jetzt um, tat ein paar Schritte nach links und setzte sich auf einen Flecken weichen, dicken Grases - eine Wohltat für seine alternden Knochen. Er seufzte zufrieden. Er benötigte immer weniger, um Zufriedenheit zu erlangen, dachte er. Er überlegte, ob er etwas essen sollte, erkannte aber, daß er nicht wirklich hungrig war. Er blickte auf, als Mareth zu ihm kam und sich unaufgefordert neben ihn setzte. Sie spähte in die Dunkelheit, als wartete dort etwas auf sie.
    »Möchtest du etwas essen?« fragte er, aber sie schüttelte den Kopf. Versunken in ihre Gedanken, zurück in

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