Shannara VII
Dechtera war eine Stadt ohne Phantasie, ihr Überleben gründete auf Mühe und Arbeit, und sie war zudem den Druiden und der Magie feindlich gesonnen. Trotzdem hatte Bremen einige Tage zuvor, als der Grenzländer zum ersten Mal Bedenken geäußert hatte, fest behauptet, daß ihr Mann hier zu finden wäre.
Wer immer er auch war, ergänzte Kinson still für sich, denn obwohl der Druide sich bereit erklärt hatte, ihnen das Ziel ihrer Reise mitzuteilen, so hatte er ihnen doch nicht verraten, wen sie aufsuchen würden.
Sie hatten beinahe zwei Wochen für die Reise benötigt. Cogline hatte Bremen die Rezeptur für die Mischung der Metallegierung gegeben, nach der das Schwert für den Kampf gegen den Dämonenlord geschmiedet werden sollte. Der ehemalige Druide war bis zu ihrer Abreise unwirsch und argwöhnisch geblieben und hatte ihnen beim Abschied deutlich zu verstehen gegeben, daß er keinen von ihnen wiedersehen wollte. Müde hatten sie sich mit dieser Entlassung abgefunden und den Kamin verlassen, um zurück zum Dunkelstreif zu gehen. Allein dieser Teil ihrer Reise hatte beinahe eine Woche in Anspruch genommen. Wieder zurück in Storlock, hatten sie sich Pferde besorgt und waren auf die Ebene hinausgeritten. Die Nordlandarmee war mittlerweile in den Süden weitergezogen und damit beschäftigt, die Zwerge im Wolfsktaag zu jagen. Bremen hatte sich dennoch um jene Teile der Armee gesorgt, die sich noch außerhalb des Anar herumtrieb, und deshalb hatte er seine Gefährten zum Runnegebirge und dann in südlicher Richtung an den Ufern des Regenbogensees entlanggeführt. Er hielt es so weit westlich vom Anar für unwahrscheinlicher, auf Anhänger des Dämonenlords zu stoßen. Sie hatten den Silberfluß überquert und den Nebelsumpf umgangen, bevor sie in das Tiefland des Schlachtengrundes eindrangen. Die Reise war beschwerlich gewesen, und sie hatten sehr vorsichtig sein müssen, denn dieses Land barg auch ohne die Kreaturen des Dämonenlords genug Gefahren, und es machte keinen Sinn, unnötige Risiken auf sich zu nehmen. Im Tiefland des Schlachtengrundes hausten Geschöpfe, die aus alter Magie entstanden waren und den im Wolfsktaag lauernden Wesen ähnelten, und wenn Bremen sie auch kannte und wußte, wie sie zu bekämpfen waren, hatte er es doch vorgezogen, ihnen völlig aus dem Wege zu gehen.
Also waren die drei auf einer Strecke nach Süden geritten, die zwischen den unfruchtbaren Gebieten des Schlachtengrundes mit seinen Sirenen und anderen Geschöpfen auf der einen Seite und den dunklen Tiefen der schwarzen Eichen mit ihrer Wolfsbrut auf der anderen Seite hindurchführte. Sie waren nur tagsüber gereist und hatten nachts sorgfältig Wache gehalten. Eher gespürt als gesehen hatten sie die Wesen, die sie hatten vermeiden wollen, die sowohl einheimisch als auch fremd waren - Wesen des Landes, des Wassers und der Luft. Sie waren sich der Blicke bewußt gewesen, die ihnen ständig folgten, und hatten mehr als einmal die Gegenwart eines solchen Geschöpfes gespürt. Aber keines von ihnen hatte sie direkt herausgefordert oder einen Versuch unternommen, ihnen zu folgen, und so waren sie den Gefahren des Grenzlandes entkommen und hatten ihre Reise unbeschadet fortgesetzt.
Nun, gegen Ende des dreizehnten Tages der letzten Etappe ihrer Odyssee, standen sie da und starrten auf die rote Flut von Dechteras Ofenfeuern.
»Ich hasse diese Stadt jetzt schon«, gab Kinson bedrückt zu. Er strich sich den Staub von den Kleidern. Das Land um sie herum war öde und trocken, ohne jeden Baum und Schatten, und es gab nur hohes Gras und Sand. Wenn es jemals regnen sollte in diesem Teil der Welt, dann sicherlich nicht regelmäßig.
»Ich würde an einem solchen Ort nicht leben wollen«, pflichtete Mareth ihm bei. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand das will.«
Bremen schwieg. Er stand da und betrachtete Dechtera, dann schloß er die Augen und wurde ganz still. Kinson und Mareth sahen einander an und warteten; sie ließen ihn gewähren. Unter ihnen glühten die Schlünde der Schmelzöfen. Die Röte des Sonnenuntergangs war inzwischen verschwunden und die Sonne weit genug hinter dem Horizont versunken, daß ihr Licht nur noch als kaum sichtbarer, dünner Streifen durch die Wolken im Westen fiel. Stille breitete sich über der Ebene aus - wenn man vom Hämmern von Metall auf Metall absah.
»Wir sind angekommen«, sagte Bremen plötzlich. Er hatte die Augen wieder geöffnet. »Dechtera ist die Heimat der besten Schmiede der
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