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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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den Elfen gemacht. Es war Varfleets Unglück, daß es auf dem Weg der Eindringlinge lag.
    Alle Dörfer des Südlandes zwischen diesem hier und der Ebene von Streleheim würden ein ähnliches Schicksal erleiden, dachte er verzweifelt. Eine große Leere breitete sich in ihm aus. Aber Worte, mit denen er seine Gefühle hätte beschreiben können, schienen unzulänglich.
    Er zog seinen dunklen Umhang fester um sich, schob das Schwert auf seinem Rücken zurecht und verließ die Stadt wieder, bestrebt, nicht mehr auf die Verwüstung zu schauen. Er hatte sie beinahe hinter sich gelassen, als er eine Bewegung wahrnahm. Ein anderer Mann hätte sie völlig übersehen, aber Bremen war Druide. Er sah nicht mit den Augen, sondern mit dem Geist.
    Es lebte noch etwas in diesen Trümmern, etwas, das sich versteckte.
    Er bog nach links ab, ging vorsichtig weiter und rief seine Magie herbei, um ein Schutznetz um sich herum zu bilden. Er fühlte sich nicht bedroht, aber er wußte genug, um auf jeden Fall vorsichtig zu sein. Er bahnte sich seinen Weg durch eine Reihe zerstörter Häuser bis zu einem eingestürzten Schuppen. Dort, im Eingang, kauerte eine Gestalt.
    Bremen blieb stehen. Es war ein Junge von etwa zwölf Jahren, mit zerrissener und schmutziger Kleidung. Asche und Ruß bedeckten Gesicht und Hände. Der Junge drückte sich nach hinten in die Schatten, als wünschte er, daß die Erde selbst ihn verschlingen möge. In der einen Hand hielt er ein Messer. Seine Haare waren strähnig und dunkel, schulterlang und hingen ihm wirr ins schmale Gesicht.
    »Komm her, Junge«, sagte der alte Mann leise. »Es ist alles in Ordnung.«
    Der Junge bewegte sich keinen Millimeter.
    »Es ist niemand hier außer dir und mir. Wer immer das getan hat, ist fort. Komm jetzt heraus.«
    Der Junge blieb, wo er war.
    Bremen schaute in die Ferne, er war von dem plötzlichen Glanz einer Sternschnuppe abgelenkt. Er holte tief Luft. Er konnte es sich nicht leisten, noch länger hierzubleiben, und für den Jungen konnte er ohnehin nichts tun. Er vergeudete nur seine Zeit.
    »Ich muß jetzt fort«, sagte er müde. »Du solltest auch gehen. Diese Leute hier sind alle tot. Reise zu einem der Dörfer weiter südlich und bitte dort um Hilfe. Viel Glück.«
    Er drehte sich um und ging weiter. Noch viele andere würden ihr Heim verlieren und viele weitere Leben in Trümmern liegen, bevor sie den Dämonenlord besiegt hätten. Eine deprimierende Feststellung. Er schüttelte den Kopf. Er ging etwa hundert Meter und blieb dann plötzlich stehen. Als er sich umdrehte, sah er, wie der Junge an einer Mauer lehnte, das Messer in der Hand, und ihn anstarrte.
    Bremen zögerte. »Hast du Hunger?«
    Er griff in seinen Rucksack und zog das letzte Stück Brot heraus. Der Junge reckte den Kopf, und ein Lichtstrahl fiel ihm aufs Gesicht. Seine Augen glitzerten, als er das Brot sah.
    Seine Augen…
    Bremen spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er kannte diesen Jungen! Es war der Junge, den er in Galaphiles vierter Vision gesehen hatte! Die Augen verrieten ihn; der Blick war so intensiv, so durchdringend, daß er einem die Haut vom Körper zu schälen schien. Nur ein Junge, ein Waise dieser Verwüstung, und dennoch war etwas so Grundlegendes um ihn, etwas so Fesselndes…
    »Wie heißt du?« fragte Bremen mit sanfter Stimme.
    Der Junge antwortete nicht. Er bewegte sich nicht. Bremen zögerte, dann ging er auf ihn zu. Sofort zog sich der Junge wieder in die Schatten zurück. Der alte Mann hielt inne, legte das Brot nieder, drehte sich um und ging davon.
    Fünfzig Meter weiter blieb er wieder stehen. Der Junge folgte ihm, er beobachtete ihn genau und kaute an dem Brot, während er sich näherte.
    Bremen stellte ihm ein Dutzend Fragen, aber der Junge sprach immer noch nicht mit ihm. Als Bremen sich ihm nähern wollte, wich er schnell wieder zurück. Die Versuche des Druiden, den Jungen zu überreden, näher zu kommen, blieben fruchtlos.
    Schließlich drehte Bremen sich um und ging weiter. Er wußte nicht, was er mit dem Jungen machen sollte. Er wollte ihn nicht mitnehmen, aber Galaphiles Vision legte nahe, daß es eine ganz besondere Verbindung zwischen ihnen beiden gab. Vielleicht würde er mit etwas Geduld den Grund dafür herausfinden. Als die Sonne aufging, wandte er sich wieder nach Norden und überquerte den Mermidon. Er folgte dem Verlauf der Drachenzähne und marschierte bis zum Sonnenuntergang weiter. Als er ein Lager aufschlug, war auch der Junge da, er saß hinter ihm

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