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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zuvor angebunden hatte. Das Pferd war weg. Jemand hatte es genommen; die Fußspuren des Diebes waren deutlich im Staub zu erkennen, sie stammten nur von einer Person, näherten sich und führten dann wieder fort. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, sondern begann, nach Westen zu gehen, denn er war nicht gewillt, seine Reise noch weiter zu verzögern. Es würde ihn mindestens vier Tage kosten, wenn er zu Fuß ginge, mehr noch, wenn er der Nordlandarmee ausweichen mußte, was ziemlich sicher der Fall war. Aber er konnte es nicht ändern. Vielleicht würde er unterwegs ein anderes Pferd finden.
    Die Nacht wurde tiefer, und der Mond ging auf, er wurde voller und erhellte den Himmel. Die Wolken waren graue Schatten auf der Weite des Himmels, während sie in stiller Prozession dahinglitten. Bremen ging zügig voran und folgte dem silbernen Faden des Mermidon, der sich in westliche Richtung schlängelte, immer im Schatten der Drachenzähne, wo das Mondlicht ihn nicht verraten konnte. Im Gehen wog er seine Möglichkeiten ab, wälzte sie in seinem Kopf hin und her. Er ließ vor seinem geistigen Auge alles noch einmal entstehen. Galaphile kam erneut zu ihm, sprach zu ihm und enthüllte ihm alles. Die Geister der Toten gingen auf ihn zu, ernste und stumme Gespenster, deren Hände nach dem Griff des Schwertes faßten, kurz auf dem Bild des Eilt Druin ruhten und sich dann wieder zurückzogen.
    Sie gaben die Wahrheiten weiter, die sie im Leben entdeckt hatten. Sie erfüllten das Schwert mit der Kraft, die solche Wahrheiten hervorbringen konnte.
    Sie verliehen ihm Macht.
    Er atmete tief die Nachtluft ein. Verstand er jetzt wirklich die Macht des Talismans? Er glaubte es, und dennoch schien die Magie, die er in dem Kampf einsetzen mußte, so klein gegen den mächtigen Feind. Wie sollte er den Mann, der das Schwert schwingen mußte, davon überzeugen, daß es genügte, um zu siegen? Wieviel von dem, was er wußte, sollte er preisgeben? Zuwenig, und er riskierte, den Träger des Schwertes aus Ignoranz zu verlieren. Zuviel, und er riskierte, daß der Kämpfer aus Angst aufgab. Auf welcher Seite sollte er irren?
    Würde er es wissen, wenn er dem Mann begegnete?
    Diese Unsicherheit gab ihm das Gefühl, ziellos dahinzutreiben. Soviel hing von dieser Waffe ab, und dennoch blieb es allein ihm überlassen, ihren Gebrauch zu bestimmen.
    Ihm allein, denn das war die Bürde, die er auf sich genommen, der Pakt, den er geschlossen hatte.
    Die Nacht schritt voran, und Bremen erreichte die Kreuzung, wo der Fluß sich nach Süden zum Runnegebirge wandte. Der Wind wehte aus Südwesten und führte auf seinem Rücken den Geruch des Todes mit. Bremen blieb abrupt stehen, als sich seine Nase mit dem Gestank füllte. Er überlegte, was er jetzt tun sollte, dann ging er auf eine schmale Stelle in der Biegung des Flusses zu und überquerte ihn. Vor ihm lag Varfleet, eine Siedlung des Südlandes, in der er fünf Jahre zuvor Kinson für sich gewonnen hatte. Der Gestank kam von dort.
    Er erreichte die Stadt, als es noch mehrere Stunden bis zum Morgen waren; die Nacht war wie ein stiller, dunkler Schleier. Der Geruch wurde schärfer, je näher er kam, und er wußte sofort, was geschehen war. Rauch stieg empor und bildete im Mondlicht träge Wirbel aus grauen Bändern. Rote Glut flammte noch schwach auf. Holz ragte auf wie Speere, die im Boden steckten. Varfleet war bis auf den Boden niedergebrannt, und alle seine Bewohner waren getötet oder vertrieben worden. Tausende von ihnen. Der alte Mann schüttelte hilflos den Kopf, als er die stillen, leeren Straßen betrat. Die Gebäude waren zerstört und geplündert worden. Überall lagen Menschen und Tiere tot umher, in grotesken Verrenkungen zwischen den Trümmern. Bremen ging durch die zerstörte Stadt und wunderte sich über die Grausamkeit. Er stieg über die Leiche eines alten Mannes, dessen Augen offen waren und ins Leere starrten. Eine Ratte kroch unter ihm hervor und huschte davon.
    Bremen erreichte das Zentrum der Stadt und blieb stehen. Es schien nicht so, als hätte es hier einen richtigen Kampf gegeben, denn er fand nur wenige benutzte Waffen. Viele der Toten sahen aus, als wären sie im Schlaf überrascht worden. Wie viele aus Kinsons Familie, wie viele seiner Freunde waren unter ihnen? Er schüttelte traurig den Kopf. Der Angriff war schätzungsweise zwei Tage her. Die Nordlandarmee war von Osten gekommen und hatte sich nach Westen über den Regenbogensee auf den Weg zu der Schlacht mit

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