Shannara VII
Allardon?«
Die Antwort erfolgte ohne Zögern. »Du. Wenn du dem zustimmst. Ich bin zu alt. Dir kann ich das Kommando anvertrauen und sonst niemandem. Meine Kinder sind zu jung und unerfahren. Sogar Kylen. Er ist stark und leidenschaftlich, dennoch mangelt es ihm an der notwendigen Reife, um eine Expedition dieser Art anzuführen. Mein Bruder hatte die Elfensteine bei sich, und sogar die haben ihn nicht retten können. Vielleicht erweisen sich die Kräfte eines Druiden als hilfreicher.«
»Und wenn ich dem zustimme, gibst du mir dann dein Wort darauf, dass die Elfen einen unabhängigen Druidenrat unterstützen, der frei studieren, forschen und alle Formen von Magie entwickeln darf?«
»Ja.«
»Einen Druidenrat, der keiner einzelnen Nation und keinem einzelnen Volk oder Herrscher gegenüber verantwortlich sein wird, sondern nur dem eigenen Gewissen und den Grundsätzen seines Ordens?«
»Ja.«
»Einem Druidenrat, der seine Erkenntnisse mit allen Völkern teilen wird, falls diese friedlich und zum Besten aller Rassen angewandt werden können?«
»Ja, und nochmals ja!« Der König winkte ungeduldig ab. »Ich stimme allem zu, was du früher schon gewollt hast und was ich damals ablehnte. Allem. Trotzdem, eins musst du begreifen«, fügte er rasch hinzu, »ich kann nicht für andere Nationen und Herrscher sprechen, sondern nur für die Elfen.«
Walker nickte. »Dem Weg, den die Elfen gehen, folgen andere.«
»Und solltest du ebenfalls verloren gehen, endet die Geschichte damit. Ich werde nicht an die Vereinbarung mit einem toten Mann gebunden sein - nicht bei einer Übereinkunft von dieser Art.«
Walkers Blick schweifte hinüber zum Carolan und den Gärten des Lebens und blieb auf den Männern und Frauen haften, die dort arbeiteten und sich ihren Aufgaben widmeten. Das erinnerte ihn an seine eigene Arbeit, an die Notwendigkeit, sich um das Leben der Angehörigen jener Rassen zu kümmern, welche die Druiden vor langer, langer Zeit zu beschützen und zu fördern geschworen hatten. Warum waren ihre Ziele so schwer zu verwirklichen, obwohl es sich dabei um eine so offensichtlich gerechte Sache handelte? Wenn Pflanzen so empfindungsfähig wie Menschen wären, würden sie sich ihren Hütern gegenüber als ebenso schwierig und widerspenstig erweisen?
»Wir verstehen einander, Allardon«, sagte er leise. Sein Blick suchte das Gesicht des Königs. Er wartete ab, bis sich die gereizten Falten glätteten. »Eine Sache noch. Jeder Schatz, den ich auf dieser Reise entdecke, mag er nun magischer Natur sein oder anderer, gehört den Druiden.«
Der Elfenkönig schüttelte bereits den Kopf. »Du weißt, dass ich dem nicht zustimmen kann. Um Geld oder edle Metalle geht es mir dabei nicht. Doch solltest du Magie finden, in welcher Form auch immer, gehört sie den Elfen. Ich bin derjenige, der diese Suche erlaubt und den Auftrag dazu gibt. Ich bin es außerdem, dessen Angelegenheiten sie erforderlich machen. Daher gebührt mir der Anspruch auf alles, was du entdeckst.«
»Zum Wohle deines Volkes«, fügte Walker beiläufig hinzu.
»Natürlich!«
»Damit legst du fest, dass die Ziele der Elfen und ihre Besitzrechte größer sind als die anderer Rassen, sogar wenn die gefundene Magie denen ebenfalls nützen könnte?«
Der König errötete erneut und erstarrte unter seiner Robe. Er beugte sich streitlustig vor. »Versuche nicht, mir Schuldgefühle oder Reue einzureden, weil ich mein eigenes Volk schützen will, Walker! Das ist meine Pflicht! Mögen andere genauso handeln, dann gelangen wir vielleicht zu einem Gleichgewicht!«
»Mir bereitet es lediglich Schwierigkeiten zu begreifen, warum du auf der einen Seite einen Druidenrat unterstützt, der allen Nationen und Völkern gleiche Rechte einräumt, während du auf der anderen für dich behalten willst, was ihnen am meisten nützen könnte. Soll ich für dich auf eine Suche gehen, wenn das, was ich am meisten schätze, mir am Ende versagt bleibt?« Er hielt kurz inne und überlegte. »Magie gehört allen, Elfenkönig, vor allem, wenn sie auf alle Auswirkungen hat. Irgendwo muss man anfangen, Magie zu teilen. Beginnen wir doch hier.«
Allardon Elessedil starrte ihn verbissen an, aber der Druide hielt dem Blick mit ausdrucksloser Miene stand. Die Sekunden zogen sich in die Länge, und keiner der beiden Männer sagte etwas, sondern sah dem Gegenüber nur in die Augen.
»Ich kann nicht zustimmen«, beharrte der König entschlossen.
Walker zog nachdenklich die Augenbrauen hoch.
Weitere Kostenlose Bücher