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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gegründet und waren in ihre eigenen Häuser gezogen. Sie hatten gejagt, Fallen gestellt, Handel betrieben und das Land bestellt, auf dem sie geboren waren. Aber er hatte sich nur so dahintreiben lassen, immer mit dem Blick zum entfernten Himmel, immer mit dem Versprechen sich selbst gegenüber, eines Tages all das zu sehen, was darunter lag.
    Er schaute immer noch zum Himmel auf, selbst jetzt, nachdem er mehr als dreißig Jahre seines Lebens hinter sich hatte. Er suchte immer noch nach dem, was er nicht gesehen hatte, was er nicht kannte. Er bezweifelte, daß sich das jemals ändern würde. Wenn doch, dann würde auch er selbst sich in einer Weise ändern, wie er es sich im Augenblick nicht vorstellen konnte.
    Mitternacht brach an, und mit ihr kam Mareth. Sie war in Kinsons Decke gewickelt und trat so unerwartet und leichtfüßig aus den Schatten, daß jeder andere ihr Erscheinen überhaupt nicht bemerkt hätte. Kinson wandte sich um und begrüßte sie; er war überrascht, denn er hatte Bremen erwartet.
    »Ich habe Bremen gebeten, mir die Wache zu überlassen«, erklärte sie dem Grenzländer. »Ich wollte nicht anders behandelt werden.«
    Er nickte und schwieg.
    Sie reichte ihm die Decke. Ohne den Wollstoff erschien sie klein und zerbrechlich. »Ich dachte, Ihr solltet sie zurück haben, wenn Ihr Euch schlafen legt. Es ist kalt geworden. Das Feuer ist beinahe völlig niedergebrannt, und es ist vielleicht auch besser, es so zu lassen.«
    Er nahm die Decke an. »Danke.«
    »Habt Ihr irgend etwas gesehen?«
    »Nein.«
    »Die Schädelträger werden uns verfolgen, nicht wahr?«
    Wieviel wußte sie? fragte er sich. Ahnte sie, was ihnen bevorstand? »Vielleicht. Habt Ihr geschlafen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht aufhören nachzudenken.« Mit großen Augen starrte sie in die Dunkelheit hinaus. »Ich habe lange Zeit darauf gewartet.«
    »Mit uns auf diese Reise zu gehen?«
    »Nein.« Sie schaute ihn überrascht an. »Bremen zu treffen. Von ihm zu lernen, falls er mich unterrichten will.« Sie wandte sich schnell ab, als hätte sie zuviel gesagt. »Ihr solltet lieber schlafen, solange noch Zeit ist. Ich werde bis zum Morgen Wache halten. Gute Nacht.«
    Er zögerte, aber es gab nichts mehr zu sagen, und so stand er auf und ging dorthin zurück, wo die anderen, in ihre Decken eingewickelt, sich um die Glut ausgestreckt hatten. Er legte sich zu ihnen und schloß die Augen, dachte an Mareth und versuchte eine Zeitlang, sie zu begreifen, dann gar nicht mehr an sie zu denken.
    Er tat es dennoch, und es dauerte noch lange, ehe er endlich einschlief.

Kapitel 5
    Noch vor Sonnenaufgang brachen sie auf und marschierten den ganzen Tag lang nach Osten, bis die Sonne unterging. Sie gingen etwas oberhalb des Mermidon am Fuß der Drachenzähne entlang und achteten darauf, stets im Schatten der Berge zu bleiben. Selbst dort waren sie noch in Gefahr, wie Bremen ihnen eingeschärft hatte.
    Die Schädelträger fühlten sich sicher genug, um das Nordland verlassen zu können. Der Dämonenlord führte seine Armee zum Jannissonpaß im Osten, was darauf schließen ließ, daß er vermutlich das Ostland überfallen wollte. Wenn sie aber kühn genug waren, um in das Land der Zwerge einzudringen, würden sie sich ganz sicher auch in das Grenzland wagen.
    Daher achteten die Gefährten genau auf den Himmel, die dunklen Täler und die Spalten der Berge, wo die Schatten den Fels in ewige Nacht hüllten. Aber die geflügelten Jäger zeigten sich an diesem Tag nicht, und abgesehen von den kurzen Blicken, die die fünf auf ein paar Reisende in den südlicheren Wäldern und Ebenen werfen konnten, sahen sie niemanden. Sie hielten nur an, um sich auszuruhen und etwas zu essen, nutzten aber ansonsten die Stunden des Tageslichts, um möglichst schnell voranzukommen.
    Bei Sonnenuntergang hatten sie die Gebirgsausläufer erreicht, die in das Tal von Shale und zum Hadeshorn führten, und schlugen ihr Lager in einem kleinen Tal auf. Sie blickten auf den Mermidon, der sich weiter östlich in der Rabbebene immer mehr in kleine Bäche und Seen verzweigte und schließlich in der unfruchtbaren Ebene versiegte. Tay hatte einen Fuchs erlegt, und zusammen mit etwas Gemüse bereiteten sie daraus eine warme Mahlzeit zu, die sie noch bei Tageslicht zu sich nahmen, während die Sonne rote und goldene Blutspuren an den westlichen Horizont malte. Nach Mitternacht, so hatte Bremen erklärt, würden sie in die Berge gehen und dort die nur langsam verstreichenden

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