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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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auf mich hören: Der Große Rote ist mindestens zwei andere Männer wert und zudem der Beste, den du für deine Reise finden kannst.«
    »Ich hab’s gehört«, antwortete Walker leise.
    Sie lächelte. »Na, das musstest du ja, ob du wolltest oder nicht.« Jetzt sah sie ihn an. »Dir mangelt es nicht an Intelligenz, Walker. Ich bemerke wohl, dass du die ganze Zeit über nachdenkst. Ich schaue dir in die Augen und sehe deinen Verstand, der arbeitet. Du hörst zu, du schätzt ab und du fällst dementsprechend dein Urteil. Auch die Entscheidung darüber, ob wir zu dieser Expedition gehören werden, wirst du auf diese Weise treffen. Was ich dir erzähle, beeinflusst dich nicht. Aus diesem Grund rede ich auch nicht über meine Gefühle dem Großen Roten gegenüber. Du sollst nur wissen, wo ich stehe.«
    Daraufhin schwieg sie und wartete, und kurze Zeit später nickte er: »Das ist nur fair.«
    Sie seufzte und suchte eine bequemere Sitzposition. »Offen gesagt geht es mir gar nicht um das Geld. Davon habe ich genug. Aber mir fehlt die innere Ruhe oder das Gefühl für die Zukunft oder einfach etwas, an das ich glauben kann. In den letzten drei Jahren auf der prekkendorranischen Höhe habe ich die Freien gejagt, dann und wann welche umgebracht, ihre Luftschiffe verbrannt und Feuer über ihren Lagern abgeworfen - dabei habe ich mir die Seele verkohlt. Das Ganze war die reinste Dummheit. Ein Krieg wegen Gebietsansprüchen, wegen territorialer Rechte und nationaler Vorherrschaft - welche Bedeutung hat das schon? Abgesehen vom Geld habe ich dabei nichts gewonnen.«
    Mit ihren grünen Augen fixierte sie ihn. »Bei deiner Expedition habe ich ein ganz anderes Gefühl. Ein Druide gibt sich nicht mit so armseligen Angelegenheiten ab. Sag mir die Wahrheit - wird mir deine Unternehmung ein wenig mehr bieten?«
    Dabei starrte sie ihn so durchdringend an, dass er kurz über die Tiefe ihrer Gefühle staunte. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er einen Augenblick später. »Es geht schließlich nicht nur um das Geld, das ich euch angeboten habe. Außer eurem Leben steht auch anderes auf dem Spiel. Die Freiheit kann verloren gehen, und die ganze Welt kann sich entweder zum Besseren oder zum Schlechteren verändern. Allerdings kann ich nicht weit genug in die Zukunft schauen, um das genauer zu erklären. Eins hingegen weiß ich: Die Tatsache allein, dass wir aufbrechen, könnte den Unterschied ausmachen, der dir später etwas bedeuten wird.«
    »Also retten wir die Welt, ja?« Sie lächelte.
    Seine Miene blieb ausdruckslos. »Möglicherweise.«
    Das Lächeln verschwand. »Gut, keine Scherze über dieses Thema. Ich wollte keineswegs andeuten, dass du übertreibst. Deshalb erlaube ich mir, ein wenig an das zu glauben, was du versprichst. Es kann ja nicht schaden. Ein wenig Glauben auf beiden Seiten wäre doch ein guter Anfang für eine Partnerschaft, nicht wahr?«
    Er nickte und lächelte. »Ja.«
    Vogelgesang kündigte das Einsetzen der Morgendämmerung an, und mit dem ersten Tageslicht hoben sich riesige Klippen vom Himmel ab, deren zerklüftete, kahle Wände von Wind und Wetter ausgewaschen waren. Zuerst schien es keinen Weg durch diese beachtliche Barriere zu geben. Aber auf dem Schiff vor ihnen wurde eine Lampe angezündet und in die Höhe gezogen, und an der Küste flammten zur Antwort zwei Lichter auf und markierten den Einlass. Sogar danach war keine Öffnung sichtbar, erst, als sie die Klippen beinahe erreicht hatten. Die Luft hing voller Nebel und Gischt, und das Donnern der Wellen an den Felsen drückte die unmissverständliche Warnung aus, sich fern zu halten. Aber der Kapitän des Schiffes fuhr ohne zu zögern weiter und navigierte zwischen Felsen hindurch, die sein Schiff - und das kleine Skiff, in dem Walker saß, erst recht - mit Leichtigkeit versenken könnten.
    Redden Alt Mer war aufgewacht, stand an der Ruderpinne und steuerte das Boot mit sicherer Hand im Kielwasser des Zweimasters. Walker sah zu ihm zurück und war überrascht, weil das Gesicht des Kapitäns so glücklich und erwartungsfroh wirkte. Er genoss diese Fahrt, die Aufregung und die Herausforderung des Meeres, fühlte sich so sehr zu Hause, wie es den meisten anderen wohl unmöglich war.
    Und Rue Meridian, die neben ihm stand, lächelte ebenfalls.
    Sie drangen zwischen den Felsen in einen schmalen Kanal vor, wobei das Skiff auf dem Meer auf und ab hüpfte. Möwen und Kormorane kreisten über ihnen, ihre Schreie hallten von den Steilwänden wider. Vor ihnen

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