Shannara VII
die er zu überzeugen versucht hatte, die an seinen Worten gezweifelt und ihn verachtet hatten, waren es vermutlich nicht. Tay konnte dies natürlich nicht mit Sicherheit wissen, aber tief im Herzen spürte er, daß die Vision, die Bremen ihnen geschildert hatte, der Wahrheit entsprach. Es würde Tage dauern, bevor die Elfen sich davon würden überzeugen können, aber für Tay stand fest, daß die Druiden ausgelöscht waren.
Aber ganz gleich, was geschehen war, Tays Zeit auf Paranor war zu Ende. Jetzt war sein Platz draußen in der Welt, und wenn die Rassen überleben sollten, mußte Tay tun, was Bremen ihm aufgetragen hatte. Der Dämonenlord war auf dem Weg nach Süden. Das Nordland und die Trolle gehörten ihm bereits, und er würde als nächstes versuchen, sich auch die anderen Rassen untertan zu machen. Jetzt lag es in den Händen von jedem einzelnen von ihnen - Bremen, Risca, Mareth, Kinson Ravenlock und Tay selbst. Sie mußten an dem Ort kämpfen, der ihnen zugewiesen war.
Tays Platz war das Westland, seine Heimat. Zum ersten Mal seit beinahe fünf Jahren kehrte er zurück. In der Zwischenzeit war sein Vater gestorben, sein jüngerer Bruder hatte geheiratet und war ins Tal von Sarandanon gezogen, und seine Schwester hatte ein zweites Kind geboren. Das Leben war nicht stehengeblieben, seit er fortgegangen war, und Tay würde nicht in dieselbe Welt zurückkehren, die er verlassen hatte. Mehr noch, er selbst würde Veränderungen mitbringen, die alles in den Schatten stellten, was in seiner Abwesenheit geschehen sein mochte. Es war der Beginn von Veränderungen, die jedes einzelne Land betreffen würden, und nicht alle würden sie begrüßen. Wenn die Elfen erst erfahren hatten, weshalb Tay gekommen war, würde man ihn nicht mehr willkommen heißen. Er würde sich vorsichtig herantasten müssen, würde seine Freunde und Verbündeten gut wählen müssen.
Aber das war Tay Trefenwyds Spezialität. Er war ein umgänglicher, gelassener Mann, der sich um die Sorgen anderer kümmerte und immer sein Bestes gegeben hatte, wenn es galt zu helfen. Er war nicht so erpicht auf Auseinandersetzungen wie Risca und nicht so störrisch wie Bremen. Auf Paranor hatte man ihn aufrichtig gern gehabt, trotz seiner Beziehung zu den beiden Ketzern. Strenge Überzeugungen und eine unnachahmliche Arbeitsmoral prägten ihn und seine Taten, aber er stellte sich nicht über die anderen. Tay nahm die Leute so, wie sie waren, suchte das Gute in ihnen und fand Möglichkeiten, es sinnvoll einzusetzen. Selbst Athabasca hatte sich nicht mit ihm gestritten, denn der Hohe Druide hatte in Tay etwas entdeckt, von dem er hoffte, daß es auch in seinen schwierigen Freunden verborgen lag. Tays große Hände waren so stark wie Eisen, aber sein Herz war weich. Trotzdem verwechselte niemand je seine Güte mit Schwäche. Tay wußte, wann er sich widersetzen und wann er nachgeben mußte. Versöhnungsfähigkeit und Kompromißbereitschaft standen bei ihm an erster Stelle, und in den vor ihm liegenden Tagen würde er auch beides benötigen.
Seine wichtigsten Aufgaben bestanden nun darin, seinen König, Courtann Ballindarroch, davon zu überzeugen, eine Suche nach dem Schwarzen Elfenstein zu organisieren, und ihn dazu zu bringen, seine Armee den Zwergen zu Hilfe zu schicken.
Tay lächelte und pfiff eine kleine Melodie vor sich hin, während er das offene Grasland überquerte und in nordwestliche Richtung auf das Waldgebiet zuging, das die östliche Grenze seines Heimatlandes bildete. Er wußte nicht, ob er so einfach erreichen würde, was er anstrebte, aber das spielte keine Rolle. Er würde einen Weg finden. Bremen zählte auf ihn, und Tay hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen.
Die Stunden verstrichen, und die Sonne verschwand in den weit entfernten Bergen im Westen. Tay verließ den Mermidon am Rand des Westlandwaldes unterhalb von Pykon und wandte sich nach Norden. Weil es Nacht war und er nicht mehr gut erkennen konnte, was auf der Ebene geschah, zog er jetzt im Schutz der Bäume weiter. Seine Fähigkeiten als Druide halfen ihm dabei. Tay hatte sich auf die Elemente spezialisiert, er hatte studiert, wie Magie und Wissenschaft zusammenspielten, damit die grundsätzlichen Bestandteile der Welt im Gleichgewicht blieben - Erde, Luft, Feuer und Wasser. Tay hatte sich mit diesem Gleichgewicht vertraut gemacht, hatte versucht zu ergründen, wie es das Leben erhielt und förderte, wie die Elemente sich gegenseitig schützten, wenn eine Störung auftrat. Tay hatte
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