Shannara VII
klagendes Flüstern drang zu ihnen.
Breeemen, Breeemen, Breeemen.
Kinson und Mareth sahen einander an, dann schlichen sie vorsichtig weiter.
Etwas fiel vor ihnen zu Boden, etwas Schweres, Weiches, zu weit entfernt, um es erkennen, aber nah genug, um sich ein grobes Bild machen zu können. Blaues Feuer explodierte. Schreie erklangen. Sekunden später rollte ein Feuerball die Treppe herunter, darin ein lebendes Wesen - wenn auch kaum noch lebendig - das wild um sich schlagend weiterrollte.
Jede Vorsicht vergessend stürmten Mareth und Kinson vorwärts. Sie sahen Bremen weiter oben stehen, gefangen zwischen zwei grauenhaften Kreaturen, die sich ihm von beiden Seiten näherten. Der alte Mann war blutverschmiert und deutlich erschöpft. Druidenfeuer flackerte von seinen Fingerspitzen, aber es entzündete sich nicht. Die Ungeheuer, die sich an ihn heranschlichen, ließen sich Zeit.
»Nein! Zurück!« schrie Bremen, als er seine Freunde sah.
Mareth jedoch raste plötzlich die Stufen hoch, so daß der völlig überraschte Kinson hinter ihr zurückblieb. Sie spannte sich an und reckte beide Arme hoch, die Handflächen nach oben gewandt, als wollte sie vom Himmel Hilfe erflehen. Kinson eilte ihr bestürzt hinterher. Was tat sie da? Das Ungeheuer, das dem Mädchen am nächsten war, zischte drohend, wirbelte herum und kam auf Mareth zu, sprang blitzschnell mit ausgestreckten Klauen die Stufen hinunter. Kinson schrie entsetzt auf. Er war immer noch zu weit entfernt!
Dann explodierte Mareth förmlich. Es gab ein gewaltiges Dröhnen, und Kinson wurde von der Druckwelle gegen die Mauer geschleudert. Er hatte Mareth, Bremen und die Kreaturen aus dem Blick verloren. Feuer loderte empor, wo Mareth gestanden hatte, ein blauer Streifen, schon beinahe weiß glühend. Das Feuer fuhr durch das Ungeheuer hindurch und riß es in zwei Teile. Dann schoß es weiter, auf das zweite Monster zu, das näher bei Bremen stand, und riß es mit sich fort wie ein Blatt im Wind. Die Bestie kreischte, dann war sie verschlungen. Das Feuer raste weiter, fraß sich an den Steinwänden und Treppen entlang, ließ Rauch aufquellen.
Kinson schirmte sich die Augen ab und kämpfte sich wieder auf die Beine. Das Feuer erlosch von einem Augenblick zum anderen. Nur der Qualm blieb, und dicke Wolken wogten über die Treppe. Kinson stürmte nach oben, wo Mareth auf dem Treppenabsatz zusammengebrochen war. Er hob sie auf, drückte sie an sich. Was war mit ihr geschehen? Was hatte sie getan? Sie war so leicht wie eine Feder, und ihr schmales Gesicht war blaß und rußbeschmiert, ihr kurzes, dunkles Haar schweißnaß. Ihre Augen waren verdreht und halb geschlossen. Kinson beugte sich herab. Mareth schien nicht zu atmen. Er konnte keinen Puls finden.
Bremen tauchte plötzlich vor ihm auf, er schien direkt aus dem Rauch Gestalt anzunehmen, zerzaust und mit wilder Miene. »Bring sie hier raus!« rief er.
»Aber ich glaube nicht, daß sie…« setzte Kinson an.
»Schnell, Kinson!« schnitt Bremen ihm das Wort ab. »Wenn du sie retten willst, bring sie raus aus der Festung! Geh!«
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Kinson um und hastete die Stufen hinunter, Mareth in den Armen, Bremen hinter sich. Sie stolperten durch die Festung, der Rauch ließ sie husten und ihr Augen tränen. Dann hörte Bremen tief unter ihnen ein Grollen, als würde etwas erwachen, etwas Riesiges, Zorniges, etwas, das ebenso ungeheuerlich wie unvorstellbar war.
»Lauf!« schrie Bremen wieder, aber das wäre nicht notwendig gewesen.
Die drei Gefährten flohen durch das zerstörte Paranor nach draußen, dem Tageslicht und dem Leben entgegen.
Die Suche nach dem
Schwarzen Elfenstein
Kapitel 8
Nachdem Tay Trefenwyd sich von Bremen und den anderen getrennt hatte, folgte er dem Mermidon in westlicher Richtung zwischen den Bergen hindurch, die den südlichen Ausläufer der Drachenzähne formten. Die Sonne war bereits untergegangen, und als er sein Lager aufschlug, befand er sich immer noch im Schutz der Berge. Als der Morgen anbrach, machte er sich wieder auf den Weg. Es war ein klarer und milder Tag, der Sturm der vergangenen Nacht hatte das Land gereinigt, und die Sonne schien so grell, daß sie blendete. Der Elf erreichte das Grasland unterhalb der Ebene von Streleheim, die er überqueren wollte. In weiter Ferne konnte er die Wälder des Westlandes erkennen, und dahinter die weißbedeckten Gipfel des Felsensporns. Er würde ohnehin noch einen weiteren Tagesmarsch benötigen, bevor er Arborlon
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