Shannara VII
erreichte, daher schritt er gemächlich voran und ließ seine Gedanken um die Ereignisse der letzten Tage kreisen.
Tay Trefenwyd kannte Bremen seit fast fünfzehn Jahren, länger noch als Risca. Er hatte ihn auf Paranor kennengelernt, noch vor der Verbannung des Druiden. Tay, noch in der Ausbildung, war gerade frisch aus Arborlon gekommen. Bremen war schon damals alt gewesen, aber sein Charakter immer noch ungeschliffen, seine Zunge noch schärfer als in späteren Jahren. Die Druiden von Paranor hatten ihn bald als etwas verrückt abgetan. Kahle Rese und ein oder zwei andere hatten seine Freundschaft geschätzt und geduldig dem gelauscht, was er zu sagen hatte, aber die übrigen waren nur bestrebt gewesen, ihm aus dem Weg zu gehen.
Nicht so Tay. Von dem Augenblick ihrer ersten Begegnung an war der Elf fasziniert gewesen. Hier war jemand, der es für wichtig - sogar notwendig - hielt, mehr zu tun, als nur über die Probleme der Vier Länder zu reden. Es hatte ihm nicht genügt, einfach nur zu studieren und bestimmte Angelegenheiten zu besprechen; er hielt es auch für notwendig zu handeln. Bremen stellte sich damit auf die Seite der Druiden des Ersten Rates, die sich vor langer Zeit in die Entwicklung der Rassen eingeschaltet hatten. Nichteinmischung betrachtete er als einen Fehler, der irgendwann das Leben derer kosten würde, die den Druiden lieb und teuer waren. Tay verstand das und schloß sich Bremens Ansicht an. Wie der alte Mann hatte auch er die alten Überlieferungen studiert, das Leben der Feen, den Gebrauch der Magie in der Welt vor den Großen Kriegen. Wie Bremen hatte er akzeptiert, daß entartete Macht doppelt so tödlich war und daß der rebellische Druide Brona in einer anderen Form weiterlebte und zurückkehren würde, um die Vier Länder zu erobern. Diese Ansicht war unbeliebt und entsprach nicht dem, was die anderen dachten; am Ende hatte sie Bremen den Platz unter den Druiden gekostet.
Zuvor hatte er jedoch Tay zu seinem Verbündeten gemacht. Zwischen beiden war sofort eine enge Freundschaft entstanden, und der alte Mann war zum Lehrer des Jüngeren geworden. Tay hatte sich weiterhin um die ihm vom Rat und den Älteren aufgetragenen Arbeiten gekümmert und auch seine Studien beendet, doch seine freie Zeit und sein Enthusiasmus blieben Bremen vorbehalten. Obwohl die Elfen, die mit der Absicht nach Paranor gekommen waren, dort das Gelöbnis der Druiden abzulegen, von früh an mit der besonderen Geschichte und den Überlieferungen ihrer Rasse vertraut gemacht worden waren, hatten nur wenige von ihnen so viel Verständnis für die Möglichkeiten, die Bremen vorschlug, wie Tay. Aber auch nur wenige waren so begabt. Tays Talent für die Magie hatte sich bereits vor seiner Ankunft auf Paranor gezeigt, aber unter Bremens Anleitung machte er so rasche Fortschritte, daß bald niemand ihm mehr gleichkam, auch sein Mentor nicht. Selbst Risca hatte niemals den Grad erreicht, zu dem Tay gelangt war; möglicherweise war er zu sehr der Kriegskunst verpflichtet, um das Konzept der Magie vollständig aufnehmen und erkennen zu können, daß sie die schlagkräftigste aller Waffen war.
Die ersten fünf Jahre waren für den jungen Elf sehr aufregend gewesen, und sein Denken war unwiderruflich durch das geprägt worden, was er dort gelernt hatte. Die meisten Fähigkeiten, die er erwarb, und große Teile des Wissens, das er sich aneignete, hielt er geheim, denn die Regeln der Druiden schlossen das Einbringen der eigenen Person beim Gebrauch der Magie aus und ließen nur abstrakte Studien zu. Bremen fand diese Regeln dumm und fehl am Platz, aber er war wie immer der einzige im Rat, der zu dieser Ansicht neigte. Also hatte Tay nur im geheimen jene Überlieferungen studiert, die Bremen mit ihm teilen wollte. Als der Rat Bremen ausgeschlossen hatte und dieser plante, seine Studien bei den Elfen weiterzuverfolgen, hatte Tay mit ihm gehen wollen. Bremen hatte abgelehnt. Er hatte es ihm nicht direkt verboten, aber erklärt, daß auf sie beide wichtige Aufgaben warteten. Tay sollte auf Paranor bleiben und Bremens Augen und Ohren sein. Er sollte seine Fähigkeiten weiter vervollkommnen und die anderen von der Gefahr überzeugen, von der Bremen wußte, daß sie existierte. Wenn auch für ihn die Zeit gekommen wäre, Paranor zu verlassen, würde der alte Druide ihn holen.
Genauso war es fünf Tage zuvor geschehen, und Tay, Risca und die junge Heilerin Mareth hatten noch rechtzeitig entkommen können. Aber all die anderen, jene,
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