Shannara VII
geschlossen, aber die rechte war offen, und als er sich näherte, stürzten Gnome heraus und auf ihn zu. Sie rissen blutverschmierte Waffen empor, und ihre gelben Augen blitzten. Auf ihren verschlagenen Gesichtern breitete sich Überraschung aus. Er zeigte mit dem Finger auf sie, und sie verschwanden in einer gewaltigen Feuerexplosion; sie waren tot, bevor sie überhaupt begreifen konnten, was geschah. Tay spürte, wie der Gebrauch einer solchen Macht an seinen Kräften zehrte. Eine Prüfung dieser Art hatte er noch niemals zuvor bestehen müssen, und Vorsicht war geboten. Bremen hatte ihn mehr als einmal davor gewarnt, daß die Nutzung von Magie begrenzt war. Was jetzt noch übrig war, mußte er für den Moment aufbewahren, wenn sie wirklich gebraucht wurde.
Er sah jetzt, daß auch die Tür zum Schlafzimmer des Königs geöffnet war; die Eindringlinge hatten sie aufgebrochen.
Er zögerte nicht und stürzte ins Zimmer. Es gab kein Licht, aber durch die breiten Fenster an der gegenüberliegenden Wand fiel ein matter Schimmer von Straßenlicht hinein. An den Wandbehängen und Vorhängen wanderten verzerrte und groteske Schatten auf und ab. Courtann Ballindarroch war gegen eine der Seitenwände geschleudert worden. Das düstere Licht enthüllte seinen schrecklichen Zustand; Gesicht und Brust waren blutig, ein Arm grauenhaft verdreht, die Augen geöffnet und hektisch blinzelnd. Der Schädelträger stand ein paar Schritte entfernt; er krümmte sich in die Falten seiner ledernen Flügel, gehüllt in Umhang und Kapuze. Er hatte die Königin aus den zerfetzten Bettlaken gerissen und hielt sie jetzt in seinen Klauen. Ihr Körper war zerschmettert und leblos, ihre Augen starr. Als Tay erschien, warf das Monster sie in einer lässigen Geste fort und drehte sich zu dem Druiden um. Der Schädelträger zischte herausfordernd. Jetzt kamen auch Gnome aus den Schatten und griffen an, aber Tay erschlug sie wie Stechmücken. Dann sandte er seine gesamte Kraft gegen ihren Anführer. Der Schädelträger war unvorbereitet, er hatte vielleicht eine weitere Wache erwartet, ein weiteres hilfloses Opfer. Tays Magie explodierte in dem Ungeheuer, und der gewaltige Feuerausbruch riß die Hälfte seines Gesichts fort. Der Schädelträger heulte auf vor Schmerz und Wut und kratzte sinnlos an der Stelle, wo die Haut fehlte, dann stürzte er sich voller Kraft auf Tay. Seine Geschwindigkeit war bemerkenswert, und jetzt war Tay derjenige, der überrascht war. Bevor er sich wappnen konnte, kam der Schädelträger auf ihn zugerauscht, stieß ihn beiseite und war auch schon verschwunden.
Tay kämpfte sich wieder auf die Beine, er zögerte nur einen Augenblick, um Courtann Ballindarroch anzusehen, dann jagte er dem Ungeheuer hinterher.
Er rannte den dunklen Gang entlang zurück, ignorierte die Toten und das verschmierte Blut und versuchte, seine Sinne auf andere mögliche Angreifer zu konzentrieren. Der Schädelträger, kaum mehr als ein verschwommener Schatten, bewegte sich vor ihm durch die Finsternis. Rufe drangen von draußen herein, und jetzt war das Dröhnen von Schritten und das Klirren aufeinanderprallender Waffen zu hören - die Elfengarde, endlich durch den Alarm aus ihren Baracken herbeigerufen, überschwemmte den Palast. Tay konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören, während er rannte. Er warf seinen Umhang fort, um schneller laufen zu können. Der Schädelträger war jetzt an der Treppe angekommen, aber instinktiv folgte er der leichten Krümmung des Flurs in den gegenüberliegenden Flügel und konnte so der Gruppe von Elfenjägern entkommen, die bereits die Treppe hinaufstürmten. Während Tay hinter dem Ungeheuer herstürzte, rief er seine Landsleute zu Hilfe.
Und er rief nach Jerle Shannara.
Der Schädelträger warf einen Blick zurück, und die entstellte Gestalt, nur noch ein rottriefendes schreckliches Etwas, wurde plötzlich vom Schein einer Fackel angeleuchtet. Mit höhnischen Rufen forderte Tay sie heraus, er legte soviel Wut und Gehässigkeit in seine Stimme, wie er nur konnte. Aber der geflügelte Jäger wurde nicht langsamer, sondern wandte sich jetzt einer schmalen Treppe zu, die zu einer Balustrade führte. Das Ungeheuer war schneller als Tay, und die Entfernung zwischen ihnen vergrößerte sich. Tay fluchte wütend.
Dann sah er plötzlich am anderen Ende des Flurs eine einzelne Gestalt, geschmeidig wie ein Tiger, die sich mit Leichtigkeit zwischen den Toten hindurchschlängelte und die Treppe emporsprang, um die
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