Shannara VIII
betrat er eine riesige Kammer mit hohen Fenstern, hinter denen ein blauer Himmel und grüne Bäume zu sehen waren. Müdigkeit und Verzweiflung waren vergessen, er rannte zum nächstliegenden und spähte hinaus. Hinter der Wand lag ein Wald, so nah, dass er glaubte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um ihn berühren zu können. Irgendwie hatte ihn seine lange Flucht bis an den Rand der Stadt geführt. Er fuhr herum und suchte nach einer Tür. Es gab keine.
Hinter sich hörte er das Klappern und Surren von Kriechern auf der Treppe. Verzweifelt warf er Druidenfeuer in die Glasfenster. Es traf die klare Oberfläche und prallte, ohne Schaden anzurichten, ab. Walker starrte ungläubig darauf. Das war unmöglich. Glas konnte Druidenmagie nicht aushalten. Rasch lief er an den Fenstern entlang und versuchte es wieder und wieder, bei der nächsten Scheibe, bei einer dritten und einer vierten. Auch diese hielten stand.
Schon tauchten die Kriecher an der obersten Stufe auf. Niedergeschlagen und voller Wut ging er auf sie los, verbrannte die vordersten und schleuderte den Metallschrott gegen die anderen zurück.
Da fiel ihm eine Nische auf, die ihm zuvor entgangen war. In der schattigen Enge entdeckte er eine kleine Holztür. Dorthin rannte er nun; das Schloss war alt und verrostet, und ohne große Anstrengung öffnete er es mit Druidenfeuer. Die Tür fiel aus den mürben Angeln, und er stieß sie zur Seite und schob sich an ihr vorbei in die frische Luft und den Sonnenschein.
Um ihn herum wuchs ein Dschungel, hoch und undurchdringlich hob er sich vom offenen Himmel wie eine Mauer ab. Walker stürzte sich hinein, gleichgültig dem gegenüber, was ihn dort erwartete, denn er hatte nur noch ein Ziel: dem zu entkommen, was ihn verfolgte. Dichte Gräser und ein Rankengewirr versperrten den Weg zwischen den riesigen Bäumen. Walker zwängte sich hindurch und kämpfte sich voran, wobei ihm der Geruch von verrottendem Holz und Laub, der warme Schein der Sonne sowie die weiche Erde unter den Füßen neue Kraft verliehen. Hinter ihm waren die Ruinen der Stadt nicht mehr zu sehen, und auch die Kriecher hörte er nicht mehr. Er lächelte schwach, und Erleichterung machte sich in ihm breit. Alles würde gut werden. Was immer vor ihm lag, konnte nicht schlimmer werden als das, dem er entflohen war.
Dann bebte der Boden unter seinen Füßen und brachte ihn zum Taumeln. Die Erde beruhigte sich und bebte erneut, wie ein Tier, das atmet. Walker versuchte, der Bewegung auszuweichen, doch sie folgte ihm, warf ihn hin und her und hätte ihn beinahe stürzen lassen. Die Bäume zitterten, das Gras schwankte. Ranken langten nach unten und versuchten den Druiden zu packen und festzuhalten, und verzweifelt entwand er sich ihnen. Doch die Ranken gaben nicht nach. Abermals musste er Druidenfeuer einsetzen und sich so einen Weg freibrennen. Aber der Angriff war gnadenlos und zielstrebig, als wolle der Dschungel ihn verschlingen. Walker verstand das alles nicht. Welchen Grund gab es für diesen Angriff, und was ging hier eigentlich vor sich?
Er kämpfte sich weiter voran, weil er nichts anderes tun konnte, und verlor sich in einem wogenden Meer aus Grün.
In dem Raum mit den Rauchglasfenstern, dessen Wände über und über mit Schalttafeln bedeckt waren, auf denen Lichter blinkten und rote Zahlen leuchteten, starrten Ahren Elessedil und Ryer Ord Star auf die schlaffe, reglose Gestalt des Druiden, den sie gesucht hatten. Er lag auf einem Metalltisch und wurde von gepolsterten Riemen an Stirn, Hals, Bauch, Knöcheln und dem Handgelenk seines guten Armes gehalten, sodass er sich nicht rühren konnte. Schläuche verliefen zu seinem Arm und seinem Oberkörper und waren mit Nadeln in die Adern eingelassen. Durch diese Schläuche tropfte Flüssigkeit aus Flaschen, die an metallenen Gestellen aufgehängt waren. Ein Schlauch, der größte, steckte in seinem Mund und am anderen Ende in großen Bälgen, die langsam neben ihm pumpten. Maschinen hatten ihn umzingelt, an allen blinkten Lichter, alle surrten fleißig vor sich hin. Drähte waren an Schläfen, Augen und Hals, Herz und Lenden befestigt, sogar an seinen Fingern - schwarze Schlangen, die in Saugnäpfen auf seiner Haut endeten. Die Drähte an seinen Fingern waren mit etwas befestigt, das wie Finger von Handschuhen aussah, welche jeweils bis zum zweiten Glied reichten. Diese Drähte verliefen in klaren Umhüllungen und führten zu einer Gruppe Glasbehälter. Blaue Blitze schossen in eine rötliche
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