Shannara VIII
im Umkreis von fünfzehn bis zwanzig Fuß waren zerfetzt, der Boden aufgerissen und das Gras mit Blut bedeckt. Sie hatte den Caull unter Kontrolle und ließ ihn schlafen, damit er sich abregte und damit der umgestaltete Körper heilte. Er schloss die gelben Augen, und als Antwort auf ihr Lied wurde sein Atem tiefer und ruhiger. Sekunden später war er eingeschlafen.
Von der Anstrengung ermüdet, setzte sie sich, um auszuruhen. Vom Morgen bis zum Nachmittag war es ein langer Tag geworden. Sie döste in der Sonne, eine kleine dunkle Figur am Rande eines verwüsteten Stücks Erde. Die Zeit verstrich, und sie träumte von einem kleinen, sehr kleinen Jungen mit dunklem Haarschopf und leuchtenden blauen Augen, die sie aus der Dunkelheit anstarrten, nachdem sie eine verborgene Tür für immer geschlossen hatte.
Sie erwachte vor dem Caull, der sich gerade rührte. Sofort setzte sie ihr Wunschlied ein, stand auf und wartete, bis er die Augen aufschlug. Als er den Kopf hob, befahl sie ihm, sich zu erheben. Das Tier gehorchte, sprang auf die Beine und stand groß und bedrohlich im schwindenden Licht. Es war zweimal so groß wie zuvor, hatte einen dickeren Hals und riesige Schultern, dazu einen Körper, der neu gestaltet war, um zu kämpfen und zu rennen. Der Kopf war breit, flach, knochig und lief keilförmig von den spitzen Ohren zur Schnauze zu. Das Maul öffnete sich beim Hecheln und enthüllte eine Doppelreihe messerscharfer Zähne, die zum Brechen und Reißen geschaffen waren. Die Beine waren verkürzt, um der Bestie einen besseren Stand zu geben, die Zehen der Pfoten dagegen waren länger geworden und gliederten sich wie Finger in hakenartige Krallen. Glattes schwarzes Haar bedeckte den Körper, weniger Fell als Haut, ein zähes Leder, dem selbst die Dornen von Brombeersträuchern nichts anhaben konnten. Der Caull lief hin und her, als wollte er seine neu gewonnene Kraft ausprobieren, und in den wahnsinnigen Augen glitzerte unmissverständlich die Blutgier.
Zufrieden mit ihrer Arbeit, beobachtete sie das Tier aufmerksam. Jetzt hatte sie mit diesem Geschöpf ein Mittel gegen die List des Gestaltwandlers und seines jungen Komplizen. Sie hatte gelernt, einen Caull zu erschaffen, als sie mit dem Morgawr die Handhabung ihrer Magie übte. Diese Form jedoch hatte sie selbst erfunden. Vor Hunderten von Jahren hatte es schon einmal eine solche Bestie gegeben, die einen Druiden getötet hatte. Ein solches Ungeheuer brauchte sie nicht. Etwas Ähnliches würde ihren Zwecken bereits dienen.
»Schonungslos«, zischte sie dem Caull zu. Er drehte den schweren flachen Kopf wachsam in ihre Richtung. »So wirst du sein, wenn du nach denen suchst, die ich jage. Unaufhaltsam.«
Die Kiefer teilten sich, als wollte das Tier lächeln, weil es verstanden hatte, was ein Lächeln ist. Das genügte, um die Ilse-Hexe zufrieden zu stellen. Wenn es ihren Wunsch erfüllte, würde sie für beide lächeln.
Bek lief hinter Truls Rohk her, als sie eine Wiese erreichten, auf der blaue und gelbe Wildblumen blühten. Inzwischen wurde er bereits vom raschen Tempo des Gestaltwandlers müde, und Schweiß rann ihm über das Gesicht und tränkte sein Gewand. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Luft hatte sich erwärmt.
Truls Rohk trottete in die Mitte der Wiese, blieb dort stehen und blickte zurück.
»Weit genug«, sagte er, und von seinem versehrten Gesicht war unter der Kapuze nur ein Schatten zu sehen, sogar in der hellen Mittagssonne. »Wir können ihr nicht ewig davonrennen. Früher oder später wird sie uns einholen. Deshalb müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
Bek blies erschöpft in die Luft, atmete tief ein und schluckte, weil seine Kehle so trocken war. »Vielleicht gibt sie auf, wenn wir immer weiter fliehen.«
»Unwahrscheinlich. Überleg nur mal. Sie hat ihre Jagd nach dem Druiden, ihrem Todfeind, vorübergehend eingestellt, um dich zu suchen. Alles hat sie aufgeschoben, den ganzen Zweck ihrer Reise, nur wegen dir. Du denkst zwar, du hättest sie nicht mit deinen Worten und Argumenten erreicht, aber möglicherweise ist dir das doch gelungen. Jedenfalls genug, damit sie sich Fragen stellt.«
Bek schüttelte den Kopf. »In dem Moment hat es sich überhaupt nicht so angefühlt.« Truls Rohk schien nicht einmal schwer zu atmen, sein Körper in dem Mantel war still und ruhig, er rührte sich nicht, bewegte sich nicht.
»Sie spürt uns mit Hilfe ihrer Magie auf und kann unsere Bewegungen erkennen. Ich habe gesehen, wie sie
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