Shannara VIII
das hielt, was der Druide Alt Mer erzählt hatte. Deswegen wollte der Große Rote jedoch keinen Streit anfangen. Er würde jede Hilfe willkommen heißen, die sich ihm bot, um die Diapsonkristalle zu bergen. Er wusste nicht, was die Jungen bisher zustande gebracht hatten, aber viel war es bestimmt nicht. Vor allem hatten sie Erfolg darin gehabt, einen Haufen ihrer Freunde töten zu lassen, was wohl kaum der Grund für eine solche Expedition sein konnte. Man reiste nicht ans andere Ende der Welt, um sich dort umbringen zu lassen. Erneut überwältigte ihn seine Niedergeschlagenheit. Er würde alles tun, wenn er nur von hier fortkäme.
Ehe er dem Hochländer antworten konnte, traten Rue und Bek Ohmsford zwischen den Bäumen hervor. Und Panax, der sich vor einer Weile auf die Suche nach einem leichter zu begehenden Weg ins Tal aufgemacht hatte, kehrte von der anderen Seite zurück.
»Morgen, junger Bek!«, rief der Zwerg fröhlich, als er den Jungen sah. Sein breites, derbes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, und er winkte. »Wieder unter den Lebenden? Heute siehst du schon viel besser aus.«
Bek winkte zurück. »Du siehst noch so aus wie früher, aber leider wird Schlaf bei dir wohl nichts mehr besser machen!«
Sie trafen sich an der Felskante bei Spanner Frew, Quentin und Alt Mer und schüttelten sich die Hände. Die Miene des Hochländers verfinsterte sich, als er begriff, was geschehen würde und dass er es nicht würde verhindern können. Innerlich zuckte Alt Mer mit den Schultern. Einige Dinge waren eben unabänderlich. Zumindest wirkte seine Schwester wieder gefasst. Ja, sie strahlte sogar beinahe. Er blickte sie überrascht an, doch sie beachtete ihn nicht.
»Ich bin die ganze Kante abgelaufen«, berichtete Panax, der den warnenden Blick des Hochländers nicht bemerkt hatte. »Dort hinten gibt es einen Pfad, auf dem man wenigstens keine Seile brauchen wird. Er endet in flachem, offenem Gelände, so dass wir besser erkennen können, was uns erwartet, als der Große Rote bei seinem Abstieg mitten zwischen die Bäume.«
Er wandte sich Bek zu. »Ich habe ganz vergessen, du bist ja gerade erst aufgewacht und weißt noch gar nicht, was passiert ist.«
»Die Geschichte mit dem Graak und den Kristallen?«, fragte Bek. »Die kenne ich schon. Rue hat sie mir auf dem Weg hier herunter erzählt. Wann brechen wir auf?«
»Nein!« Rue Meridian fuhr wütend zu ihm herum. »Du gehst nicht mit! Du hast dich noch nicht erholt!«
»Sie hat Recht«, stimmte Quentin Leah zu und sah seinen Vetter böse an. »Was denkst du dir eigentlich? Ich habe mir tagelang Sorgen um dich gemacht, weil ich befürchten musste, dass dir etwas passiert ist! Das werde ich mir nicht noch einmal antun! Du bleibst hier oben. Der Große Rote und ich kommen mit der Sache allein zurecht.«
»Augenblick mal«, knurrte Panax. »Und ich?«
»Du kommst auch nicht mit«, fauchte Quentin. »Zwei Mann sind schon ein zu großes Risiko.«
Der Zwerg zog eine Augenbraue hoch. »Wieso sind plötzlich eure Überlebenschancen größer als die von uns anderen?«
Bek warf seinem Vetter einen finsteren Blick zu. »Woher nimmst du dir das Recht zu entscheiden, ob ich mitgehe oder nicht? Ich kann ja wohl für mich selbst entscheiden! Warum sollte ich hier oben bleiben? Was ist mit unserer Abmachung, gegenseitig aufeinander aufzupassen?«
»Also, wenn du mitgehst, komme ich auch mit!«, warf Rue Meridian trotzig ein. »Bislang war ich schließlich diejenige, die am besten auf alle aufgepasst hat! Ihr lasst mich hier oben nicht zurück!« Sie schaute wütend von einem zum anderen. »Wer von euch will es wagen, mir zu widersprechen?«
Dann standen sie sich alle im Kreis von Angesicht zu Angesicht gegenüber und schrien einander zornig so laut an, dass keiner verstehen konnte, was die anderen sagten. Spanner Frew hingegen schwieg und hielt den Kopf gesenkt, um sein Grinsen zu verbergen. Alt Mer hörte sich den Streit mit Unbehagen an und fragte sich, an welchem Punkt er am besten einschreiten solle und ob er damit etwas erreichen würde.
Schließlich hatte er die Nase voll. »Hört auf zu schreien!«, brüllte er.
Sie drehten sich, verschwitzt von der Mittagshitze, mit roten Gesichtern zu ihm um.
Langsam schüttelte er den Kopf. »Der Druide ist tot, daher habe ich jetzt das Kommando über diese Expedition. Ob nun an Bord des Schiffes oder nicht. Aus diesem Grund entscheide ich, wer mitgeht.«
Kurz ruhte sein Blick auf
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