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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Kante der Felswand und schaute hinab auf den Baldachin des Crake-Regenwaldes, und zwar ziemlich genau in der gleichen Weise wie schon seit fünf Tagen. In diesem Zeitraum hatte sich wenig verändert, sah man einmal von seiner eigenen Deprimiertheit ab, die mehr und mehr zunahm und langsam unkontrollierbar wurde. Wieder und wieder hatte er gegrübelt, auf welche Weise er sich an dem Graak vorbeischleichen und die Diapsonkristalle bergen könnte, die sie so dringend brauchten, um das Schiff in die Luft zu bringen. Aber jede Idee, die ihm kam, barg unakzeptable Risiken und bot lediglich winzige Erfolgschancen, weshalb er verzweifelt eine nach der anderen fallen ließ, nur um später eine nach der anderen erneut aufzugreifen, weil jede Alternative wesentlich gefährlicher erschien.
     Unterdessen lief ihm die Zeit davon. Bislang waren sie von den Luftschiffen des Morgawrs nicht entdeckt worden, früher oder später würde es jedoch so weit sein. Eins war gestern so dicht vorbeigeflogen, dass man vom Boden aus die dunkle Silhouette erkennen konnte, und obwohl sie diesmal nicht gesichtet worden waren, könnte das wahrscheinlich beim nächsten Mal schon geschehen. Wenn Hunter Predd und Po Keiles Recht hatten, kreuzten nur ein oder zwei Schiffe so tief im Aleuthra Ark; der Großteil der Flotte suchte weiterhin an der Küste nach ihnen. Da der Morgawr dort jedoch keinen Erfolg haben konnte, würde er irgendwann landeinwärts segeln. Wenn das geschah und sie mit der Jerle Shannara noch immer am Boden festsäßen, würde das ihr Ende bedeuten.
     Doch zum ersten Mal, seit die Jerle Shannara bruchgelandet war, hatte er Anlass zur Hoffnung.
     Er blickte zu Quentin Leah. Der Hochländer starrte in den Crake hinunter, und auf dem schmalen, zerschrammten Gesicht machte sich Verblüffung breit. Diese Miene spiegelte die Schwierigkeit wider, sich vorzustellen, was dort unten lauerte, wenn man den Graak noch nicht gesehen hatte. Und außer Redden hatte das niemand. Das wiederum stellte einen Teil des Problems dar. Er wusste, womit sie es zu tun hatten, und obwohl die anderen - sowohl die Fahrenden als auch die Neuankömmlinge - bereit waren, in den Regenwald hinabzusteigen und die Sache in Angriff zu nehmen, traf gerade das auf ihn nicht zu. Die Erinnerung an Tian Cross’ und Rucker Bonds Schicksale war allzu frisch. Er wollte kein weiteres Leben aufs Spiel setzen und sein Gewissen nicht mit noch mehr Toten belasten.
     Das war allerdings längst nicht alles. Vor sich selbst konnte er es ja zugeben, wenn schon nicht vor den anderen. Er hatte einfach Angst. Es war schon lange her - so lange, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte -, seit er sich vor irgendetwas gefürchtet hatte. Vor dem Graak hatte er jedoch eine Höllenangst. Er fühlte sie tief in sich und konnte sie sogar an sich riechen. Die Angst schlich sich in seine Träume ein und ließ ihn mit aufgerissenen Augen zitternd aus dem Schlaf hochfahren. Er konnte sich nicht davon befreien. Den Tod seiner Männer beobachten zu müssen, über die dieses Ungeheuer mit Zähnen und Klauen hergefallen war, hatte ihn zermürbt, ebenso die Nähe seines eigenen Todes, als er nur kurz von dem Schicksal entfernt gewesen war, von diesem Untier gepackt zu werden, um seine Knochen zu zermalmen und sein Blut überall auf dem Waldboden zu verspritzen. Obwohl er sich ständig einredete, diese Angst werde vorübergehen und irgendwann seiner Erfahrung und seiner Entschlossenheit Platz machen, war er sich dessen nicht sicher.
     Es gab, das wusste er, nur eine Möglichkeit, sich von seinen Ängsten zu befreien: Er musste hinunter in den Crake steigen und sich dem Graak stellen.
     Er stand kurz davor, dies zu tun.
     »Ich werde dich nicht bitten mitzukommen«, sagte er zu Quentin Leah, ohne ihn anzusehen.
     »Er wird dich nicht bitten, allerdings erwartet er es«, schnaubte Spanner Frew »Und am Ende wird er dir einreden, es sei alles deine Idee gewesen.«
     Alt Mer warf dem Schiffsbauer einen bösen Blick zu, dann grinste er selbst. Irgendwie musste er sogar jetzt über den anderen schmunzeln - über diesen ewig mürrischen Blick, über die gerunzelte Stirn, über sein streitsüchtiges Wesen. Spanner Frew betrachtete das Glas stets als halb leer, und diese Sicht der Dinge teilte er nur allzu gern mit jedem, der sich in seine Hörweite begab.
     »Behalt deine Meinung für dich, Schwarzbart«, sagte Redden und verscheuchte eine Fliege von seinem Gesicht. »Oder meinst du, irgendwer findet

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