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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Ein Talisman mit solchen Kräften, und er hatte ihn einfach vergessen, weil er nur an Quentin gedacht hatte, und das auch noch zu spät.
     »Warum hörst du nicht endlich auf, so hart zu dir zu sein?«, fragte sie leise. »Wieso bist du nicht ein bisschen weniger streng mit dir?«
     »Weil er im Sterben liegt«, antwortete er scharf und wütend. »Quentin liegt im Sterben, und es ist allein meine Schuld.«
     Sie sah ihn an. »Deine Schuld?«
     »Wenn ich nicht darauf bestanden hätte, ins Tal mitzukommen, wenn ich mich wegen dieser Sache nicht so stur angestellt hätte, dann wäre er vielleicht -«
     »Bek, hör damit auf!«, fauchte sie ihn an. Überrascht über ihren tadelnden Ton sah er sie an. Sie fasste seine Hand fester. »Es hilft niemandem, wenn du so daherredest. Die Sache ist nun einmal leider passiert, und keiner trägt die Schuld. In dieser gefährlichen Situation hat jeder sein Bestes gegeben. Mehr kann man nicht verlangen. Und mehr kann man auch nicht erwarten. Lass es darauf beruhen.«
     Die Worte versetzten ihm einen Stich, noch mehr jedoch der Blick, mit dem sie ihn fixierte. Diesen Blick wandte sie nicht ab. »Wenn man eine solche Reise unternimmt wie wir, ist eben eine der Konsequenzen, dass man liebe Freunde und sogar Verwandte verlieren kann. Ist das so schwierig zu begreifen? Wusstest du das nicht, als du dich bereit erklärt hast, mitzufahren? Bist du jetzt so überrascht? Dachtest du, Quentin wäre unverwundbar? Oder du?«
     Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht nicht.«
     Sie seufzte tief, und ihr Tonfall wurde milder. »Es war nicht deine Schuld. Nicht mehr als die von meinem Bruder oder Panax oder Walker oder wem auch immer. Es ist nun einmal einfach passiert, es ist der Preis, der eingefordert wird, die Konsequenz für das Risiko.«
     Die Konsequenz für das Risiko. So einfach war das. Man nahm ein Risiko auf sich, und die Person, die dir am nächsten stand, bezahlte dafür. Bek fing an zu weinen, die ganze angestaute Traurigkeit und Schuld und Enttäuschung bahnten sich einen Weg nach außen. Er kam nicht gegen die Tränen an. Er wollte vor ihren Augen nicht die Fassung verlieren, nein, so sollte sie ihn nicht sehen, und trotzdem war es schon geschehen, ehe er es verhindern konnte.
     Sie zog ihn zu sich heran und umarmte ihn wie ein kleines Kind, wiegte ihn sanft, tröstete ihn mit leisen Worten und streichelte ihn. Die harten Holzschienen an ihrem linken Unterarm drückten sich ihm in den Rücken.
     »Ach, Bek. Alles wird gut. Wein nur ein wenig. Niemand sieht es. Ich halte dich fest.« Sie presste ihn gegen ihren weichen Körper. »Armer Bek. Musst so viel Verantwortung tragen. Und so viel Schmerz erdulden. Das ist wirklich ungerecht.«
     Manches von dem, was sie sagte, drang zu ihm vor, doch Trost fand er vor allem im Klang ihrer Stimme und in der festen Umarmung.
     »Komm nur her zu mir, Bek. Ich passe schon auf dich auf. Alles wird gut.«
     Sie hatte gesagt, er sei es ihr schuldig, mit ihr um die Verluste zu trauern, die sie erlitten hatte. Verluste, die ebenso groß waren wie sein eigener. Furl Hawken. Ihre Fahrenden-Freunde. Plötzlich erinnerte er sich daran und wollte den Trost zurückgeben, den sie ihm gespendet hatte.
     Er errang die Fassung wieder und schloss die Arme um sie. »Rue, es tut mir Leid…«
     »Nein«, sagte sie und legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. »Ich will es gar nicht hören. Sag nichts.«
     Dann zog sie den Finger zurück und küsste ihn, nicht sanft und zart, sondern aufgeregt und leidenschaftlich. Was hier geschah und was es bedeutete, konnte er nicht verwechseln, und das wollte er auch gar nicht. Es dauerte nur einen Moment, dann erwiderte er ihren Kuss. Und damit vergaß er alles um sich herum außer der Hitze, die sie in ihm auslöste. Der Kuss war wild und berauschend. Er bekam Angst, etwas könne nicht stimmen, doch fiel ihm nicht ein, was, weil sich alles so wunderbar anfühlte. Sie streichelte mit beiden Händen seinen Körper und schob ihn an die Reling, wo er sich nicht mehr fortbewegen konnte, und sie drückte ihren Mund mit solcher Wollust auf seinen, dass er kaum noch atmen konnte.
     Als sie sich schließlich von ihm löste, war er nicht sicher, wer von ihnen mehr überrascht war. Dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nach musste sie das sein, und doch wusste er, welcher Aufruhr tief in seinem Innersten wühlte. Sie sahen sich an und schwiegen ehrfürchtig, dann lachte sie plötzlich - tief und

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